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Naturschutzbehörde gibt Entwarnung: Geschütze Pflanzen können sich trotzdem weiter entfalten Kuhweide schadet nicht den Salzpflanzen

Von Yvonne Heyer 15.10.2013, 03:13

Der Altenweddinger Bernd Jende hinterfragt die Beweidung der Salz-wiesen bei Sülldorf. Fressen die Kühe die Pflanzen ab, ehe sie ihre Blütenvielfalt und damit die Samenbildung so richtig entfalten können? Die Volksstimme hakte nach.

Sülldorf l Bernd Jende, im Sülzetal als Naturschützer bekannt, nahm kürzlich an einer Exkursion in das Naturschutzgebiet Salzstellen bei Sülldorf teil. "Da ich dieses Gebiet schon viele Jahre für meine Natur- beobachtungen nutze, galt mein Blick während der Exkursion der hier stattfindenden Beweidung durch Rinder und den daraus resultierenden Veränderungen im Naturschutzgebiet", berichtet Bernd Jende in einem Brief an die Volksstimme. Darin schreibt er auch, dass die Forschung erkannt habe, dass die Salzpflanzen durch einen Tiertritt besser wachsen und sich besser vermehren lassen.

Seit nunmehr zwei Jahren wird diese Erkenntnis nun auch in einem mehrere Kilometer großen Gebiet im Sülzetal westlich und östlich von Sülldorf im Naturschutzgebiet praktiziert. Katrin Windel von der Unteren Naturschutzbehörde teilte dazu mit: "Eine Beweidung der Flächen ist teilweise auf den Salzwiesen, als auch auf den Streuobstwiesen erforderlich, um einer Verbuschung beziehungsweise einer Artenverarmung vorzubeugen. Ursprünglich fand diese Beweidung mit Schafen statt, die jetzt in der Gegend aber nicht mehr zur Verfügung stehen. Als Alternative wurde eine Beweidung mit Rindern durch die Obere Naturschutzbehörde zugelassen. Von ihr wurde die konkrete Bewirtschaftung mit dem ansässigen Landwirt vereinbart, durch den Landschaftspflegeverband ¿Grüne Umwelt\' mit Sitz in Schwaneberg werden die Maßnahmen fachlich begleitet und bewertet."

Von Mitte Juni bis in den Herbst hinein, findet die Beweidung durch die Rinder statt. "Auf den Salzpflanzen wird fleißig herumgetreten. Queller und Strandaster werden dabei auch abgefressen. Oftmals bevor sie zum Blühen kommen", musste Bernd Jende feststellen, genau wie die Tatsache, dass die Gräben im Naturschutz- gebiet und Ufer der Sülze genau zur Blütezeit der geschützten Aster gemäht wurden. Kommt es nicht zur Blüte könne es in den Augen des Altenweddingers auch keine Vermehrung der Salzpflanzen geben. "Selbstverständlich müssen die Hänge und Wiesen von den hoch gewachsenen Wildpflanzen und die Sülze wegen des Hochwasserschutzes von Unrat und Wildwuchs befreit werden. Aber kann das nicht nach Beendigung der Blütezeit erfolgen?", fragt er.

"Unseres Erachtens geht von der derzeitigen Beweidung der Salzwiesen und des Salzsumpfes keine Gefährdung für die Salzaster und Queller aus. Richtig ist, dass es durch Tritt und Verbiss saisonal zu einer Verschiebung der Artenzahl kommen kann, sprich in einem Jahr wird eine Art vermehrt gefördert und eine andere beeinträchtigt. Dies ist jedoch von Jahr zu Jahr verschieden und führt nicht zu einer Verdrängung. Die Rinderbeweidung in oben genannten Biotopen und den damit einhergehenden Einflüssen (Tritt, Verbiss) führt zu einer Förderung der Salzvegetation", teilt Matthias Haase, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes "Grüne Umwelt" mit. Er verweist zudem darauf, dass die Beweidung mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgenommen werde. So prüfe der Verband derzeit, ob ein weiterer Weidegang jetzt noch möglich ist, da nach dem Regen die Flächen doch sehr aufgeweicht sind. "Wichtig ist uns zugleich, dass die Bürger das Gespräch mit uns suchen. Wir stehen Hinweisen offen gegenüber. In unserem Verband wird das Projekt ¿Beweidung der Salzwiesen\' von Elke Schenke betreut. Sie wäre somit ein Ansprechpartner für Bürger, die Näheres zum Projekt erfahren möchten", so Matthias Haase.

Auch Bernd Jende hatte in seinem Brief an die Volksstimme eine bessere Zusammenarbeit zwischen Landschaftspflegeverband und den zuständigen Naturschutzbehörden gewünscht. "Von Vorteil wäre sicher auch, den ehrenamtlichen Naturschutzhelfer in die Projektarbeit mit einzubeziehen. So kann jeder seine Gedanken einbringen. Ich schlage zudem vor, im kommenden Jahr mit der Beweidung der Salzstellen zu pausieren und die Pflanzen zur Ruhe kommen zu lassen", meint Bernd Jende.

Die obere Naturschutz- behörde prüfte nach dem Hinweis von Bernd Jende das Mähen an der Sülze. Normalerweise seien laut Schutzgebietsverordnung Unterhaltungsmaßnahmen an Fließgewässern erlaubt, wenn diese mit der oberen Naturschutzbehörde einvernehmlich abgestimmt sind. Diese Abstimmung ist nicht erfolgt. "Wir haben uns mit dem zuständigen Unterhaltungsverband in Verbindung gesetzt und eine zukünftige Abstimmung angemahnt. Leider ist in diesem Fall die Mäharbeit bereits erfolgt, sodass ein Eingreifen nicht mehr möglich war. Vielen Dank für den Hinweis des Bürgers", teilte Denise Vopel, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes mit.