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Christoph Speer und sein Sohn Oliver aus Remkersleben begeistern sich für den Brieftaubensport Es braucht mehr als Tiere mit guten Genen

Von Constanze Arendt-Nowak 02.01.2014, 02:10

Zahlreiche Preise haben Christoph Speer und sein 15-jähriger Sohn Oliver schon mit ihren Brieftauben eingeheimst. Doch um bei den Flügen erfolgreich zu sein, brauchen die Tauben nicht nur die entsprechenden Gene, sondern auch viel Pflege.

Remkersleben l Die Brieftauben von Christoph Speer und seinem Sohn Oliver haben Stubenarrest. Von Oktober bis März sind Ausflüge den "Rennpferden der Lüfte" untersagt. Zu groß ist die Gefahr, dass der Habicht aus Mangel an alternativer Nahrung sie angreift.

Wenigen ihrer Tiere aber erlauben die beiden Züchter am Wochenende einen Ausflug, wenn auch in der Transportkiste und auf vier Rädern. Die Brieftaubenausstellung der Reisevereinigung Wanzleben/ Oschersleben steht am 4.und 5. Januar in Hordorf an. Hier konkurrieren die besten Tauben der Saison nicht nur in der Leistung, sondern auch in der Schönheit. "Wir stellen sechs Tauben hin, mal sehen, wie sie sich präsentieren", sagt Christoph Speer. Voraussetzung, dass sich eine Taube in der Ausstellung zeigen darf, ist, dass sie während der Flugsaison mindestens vier Preise geholt hat.

Die Züchter der Reisevereinigung Wanzleben/ Oschersleben konnten ihre Tauben im Jahr 2013 in elf Flügen starten lassen, ab August schlossen sich dann noch sechs Flüge für Jungtauben an. "Der kürzeste Flug für die Alttauben war Anfang Mai 179 Kilometer lang, das wurde dann langsam gesteigert bis auf fast 600 Kilometer", so Christoph Speer. Doch die Gesundheit ihrer Tauben steht bei den Züchtern oben an, so wird die Wetterlage an der Flugstrecke rund um den Auflasstermin genau beobachtet. Bei extremen Wetterlage wird der Flug abgesagt.

Wie der Remkersleber, der sich inzwischen seit 40 Jahren mit der Brieftaubenzucht beschäftigt, sagt, gibt es auch Situationen, die die Brieftaubenzüchter trotz bester Planungen nicht vorhersehen können und die dann zu höheren Verlusten führen. Eine solche Störung ist beispielsweise eine Magnetfeldstörung, die dazu führt, dass die Taube die Orientierung verliert und dann kraftlos irgendwo auf der Strecke bleibt. "Es gibt Flüge mit großen Verlusten", so Christoph Speer. Und das trotzdem alle Vorgaben des Tierschutzes eingehalten werden.

Um auch solche Defizite zu überstehen und eine ganze Saison zu bestehen, ist es notwendig, dass die Mannschaft, die zu Saisonbeginn aufgebaut wird, entsprechend groß ist. Bei der Schlaggemeinschaft Christoph und Oliver Speer sind es etwa 80 Tiere. Doch bei den Tauben kommt es nicht nur auf die Gene an, sie müssen auf jeden Flug speziell vorbereitet werden. So wird auch das Futter über die Woche entsprechend des bevorstehenden Fluges abgestimmt, schon vor der Saison wird die Taube muskulös auf die Wettflüge vorbereitet. "Das ist wie bei einem Hochleistungssportler, der auch die Anforderungen beachten muss", so der erfahrene Züchter.

Ob es ein kurzer oder langer Flug ist, ist von entscheidender Bedeutung. Denn am Flugtag entscheidet in der Meisterschaft jede Minute und da kann es fatal sein, wenn die Taube erst am heimischen Schlag vorbeifliegt. Um die Motivation für die Tauben zu steigern, bleibt die Partnertaube im heimischen Stall. "Das Taubenpärchen wird in der Regel getrennt gehalten und nur vor und nach dem Flug kurz zusammengelassen, dann fliegen die Tauben noch schneller", verrät Christoph Speer.

Vater und Sohn sind in dieser Saison wieder in der Jugendklasse gestartet und waren dabei sehr erfolgreich. In der Reisevereinigung hat die Zuchtgemeinschaft mit großem Abstand den ersten Platz belegt, im Regionalverband war es der zweite Platz in der Meisterschaft. Außerdem war auch die Teilnahme an der Ausstellung des Regionalverbandes am Wochenende vor Weihnachten in Schackensleben erfolgreich. Hier kam das schnellste Männchen und das von Erscheinungsbild schönste Weibchen aus dem Schlag der Speers.

Unterdessen haben Christoph und Oliver Speer schon den Februar vor Augen, denn dann beginnt das neue Zuchtjahr und die nächste Flugsaison wirft ihre Schatten voraus. "Die Küken sind so schön gelb und fluffig, das finde ich faszinierend", sagt Oliver Speer zu den Vorzügen seines Hobbys. Andererseits aber ist es auch die Geschwindigkeit, die diese kleinen Tiere an den Tag legen, die für ihn den Brieftaubensport interessant macht. "Wenn wir mit den Tauben nach Magdeburg fahren, um sie zu trainieren, sind sie fliegend meist eher zu Hause, als wir mit dem Auto. Und dann bewältigen sie auch noch weite Strecken in kurzer Zeit", fügt er hinzu. 450 Kilometer in fünf Stunden seien möglich.

Doch damit die Tauben solche Form bekommen, dass sie solche Zeiten erreichen, ist auch viel Disziplin von den Züchtern erforderlich. "Pünktlichkeit und Termine sind wichtige Faktoren, denn die Tauben haben einen geregelten Tagesablauf", so Christoph Speer, der aber auch mit seinem Sohn ein eingespieltes Team ist. Abends übernimmt dann Oliver die Fütterung oder auch das Flugtraining. Um die Tauben zu trainieren, so sagen die beiden Züchter, müssen die Tauben besonders vor der Wettflugsaison regelmäßig in der Luft gehalten werden. "Der Brieftaubensport ist eine Wissenschaft für sich, man muss vieles beachten", fasst Christoph Speer zusammen. Er hofft aber dennoch, dass sich vielleicht früher oder später auch mal Nachwuchszüchter für das interessante Hobby begeistern, denn sein Sohn Oliver hat nicht viel Konkurrenz. Wer mehr zum Brieftaubensport erfahren möchte, kann auch die Speers am Wochenende im Gemeindesaal in Hordorf bei Oschersleben ansprechen.