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Eckhard Jockisch kritisiert die ab 2017 geforderte Mindestgrößenvorgabe von 80 Schülern Ortschef meldet sich zum Schulkurs-Spuk zu Wort und kündigt Protestwelle an

Von Sabrina Trieger 20.01.2014, 02:27

Nach der in Seehausen rege geführten Debatte um die Schulschließungspläne des Landes meldet sich Seehausens Ortsbürgermeister Eckhard Jockisch erneut zu Wort. Er unterstützt den Vorschlag, dass sich Vertreter der fünf Grundschulen sowie des Sozialauschusses zu einer Arbeitsgruppe zusammenschließen.

Seehausen l "Der Diskussionsabend in der Sonne kann nur der Anfang gewesen sein", sagt Seehausens Ortsbürgermeister Eckhard Jockisch, der in der vergangenen Woche zum Talk über den Schulkurs des Landes eingeladen hatte. Knapp 150 Menschen kamen. "Die drohenden Schließungen von kleinen Schulen geht alle etwas an. Denn unter die ab 2017 geforderte Mindestschülerzahl von 80 wird dann nicht nur Seehausen rutschen, sondern viele andere Schulen im Land auch", weiß der 70-Jährige.

Ortchef setzt auf positives Ausnahme-Signal

In seiner Heimatgemeinde steht bereits die für den 6. September geplante Einschulungsfeier auf der Kippe. Weil zwei Erstklässler fehlen, muss die Grundschule Seehausen um ihr Bestehen fürchten. Die Verwaltung hat bereits reagiert und eine Ausnahmegenehmigung für die 13 Abc-Schützen beantragt. "Die Landesschulbehörde will bis Mai eine Entscheidung getroffen haben. Ich denke, dass wir ein positives Signal bekommen werden. Schließlich sind für 2015 bereits 21 Kinder angemeldet", sagt der Ortschef, der nun nach dem regen Meinungsaustausch zwischen Landespolitikern und Bürgern befürchtet, dass es um das Thema mit Blick auf 2017 wieder still werden könnte.

"Wir dürfen die Vorgaben der Verordnung jetzt nicht aus den Augen verlieren. Die darin festgelegte Hürde von mindestens 80 Schülern muss dringend herabgesetzt werden."

Eckhard Jockisch begrüßt den Vorschlag, dass Vertreter aller fünf Grundschulen sowie Mitglieder aus dem Sozialausschuss eine Arbeitsgruppe gründen. Jener Ausschuss tagt das nächste Mal am 27. Januar um 19 Uhr im Wanzleber Rathauskeller. "Wir müssen Nägel mit Köpfen machen, sonst verpufft das Thema."

Er appelliert an die Kraft der Gemeinschaft. "Alle Gemeinden, die eine Schulschließung befürchten, müssen ab sofort an einen Strang ziehen und zusammen gegen die Schulsparpläne des Landes protestieren. Und wenn wir vor dem Landtag demonstrieren müssen, um gehört zu werden."

Ausgabenpolitik des Landes in der Kritik

Was ihn persönlich auf die Palme bringt, sind Äußerungen wie die des Landtagsabgeordneten Kay Barthel (CDU) zur allgemeinen Schulsituation. "Wir sollten uns nach seiner Aussage glücklich schätzen, dass wir bisher in Sachsen-Anhalt in der Lage waren, unser Schulsystem finanzieren zu können. Doch wie kann es sein, dass wir, obwohl wir das ärmste Bundesland sind, uns die höchste Anzahl von Abgeordneten mit hohen Diäten im Verhältnis zur Einwohnerzahl des Landes leisten?"

Die ganze Diskussion um die Schulschließungen zeige ihm nur wieder einmal mehr, wie wichtig es sei, in die Bildung zu investieren. "Wer an Lehrern und damit an der Bildung der Kinder spart, der wird dafür die Quittung bekommen."

Seiner Meinung nach sollte der Rotstift lieber in den Reihen der Landesregierung angesetzt werden. "Bei so manch sinnloser Ausgabe vermisse ich die Konsequenz. Da werden Unsummen beispielsweise für Marketingideen und Werbeagenturen zum Fenster rausgeschmissen. Angefangen bei der ,Sachsen-Anhalt - Willkommen im Land der Frühaufsteher\'-Kampagne, bis hin zu der Phantasie unseres Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, persönlich abgewanderte Landeskinder aus Baden-Württemberg zurückholen zu können? Für so einen Quatsch hat das Land Geld und für Lehrer nicht?"

Auch die zahlreichen "Rätsel-Rate-Runden", wie man künftig mit dem demografischen Wandel umgehen soll, hält er für Geld- und Zeitverschwendung. "Junge Familien siedeln sich da an, wo sie Geld verdienen können und eine gute Infrastruktur vorfinden, wie eben eine Kita und eine Schule für die Kinder. Da kann die Landschaft noch so schön sein."

Schulkurs-Spuk: Wie hoch sind die Einsparungen?

Jockisch fordert vom Land genaue Zahlen, die aufzeigen was der ganze Schulkurs-Spuk an Einsparungen bringen würde. "Während das Land letztendlich Lehrerstellen spart, bleiben die Kommunen schön auf den Kosten für die Schulgebäude sitzen."

Der Unmut, der sich hier in der Bördegemeinde Seehausen und vielen anderen Orten regt, wird in den nächsten Wochen auch die Landespolitiker beschäftigen. Gegen die von Eckhard Jockisch kritisierte und ab 2017 geltenden Mindestgröße von 80 Schülern pro Schule in dicht besiedelten Gebieten hat sich bereits vergangenen Mittwoch auch Kay Barthel ausgesprochen. "Meine persönliche Meinung ist, dass die Vorgabe von 60 Schülern ausreichend ist", hatte er bereits gegenüber der Volksstimme bekräftigt. Eine gesonderte Hürde für Einschulungsklassen sei unnötig. Damit rückt Barthel von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) ab, der eine entsprechende Verordnung gerade überarbeiten lässt.