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Drei Jahre Bücherei Völpke - vom Idealismus und Enthusiasmus zweier Frauen Miniverein stemmt Operation Lesefutter

Von Ronny Schoof 14.02.2014, 02:19

Klein, aber fein - so gilt`s für die Bücherei in Völpke, die nun seit bald drei Jahren eine Anlaufstelle für Lesefreunde jeden Alters der Umgebung ist - getragen von einem Miniverein und dem Enthusiasmus zweier Frauen. Die Volksstimme hat der Dorfbibliothek in dieser Woche einen Besuch abgestattet.

Völpke l "Hm, das kenne ich schon alles", überlegt Barbara Junge und streicht mit der Hand über die Reihe der Joy-Fielding-Romane. Deren Domäne ist das Abfassen spannungsgeladener, teils abgründiger Thriller - ganz nach Junges Geschmack. Aber die Sommerschenburgerin ist immer auch auf der Suche nach neuen Geschichten, also werden die Regale weiter nach vielversprechender Lektüre durchforstet.

Beschaulich geht es zu in der Wohnung, die dem im April 2011 gegründeten Bücherei- verein Völpke von der Gemeinde als Bibliothek zur Verfügung gestellt wurde. Barbara Junge ist heute die einzige Besucherin - nichts Ungewöhnliches, wie Vereinsvorsitzende Kerstin Meister weiß: "Viel ist nicht los. Manchmal kommt in den zwei Stunden Öffnungszeit auch gar keiner. Aber wir haben einige treue Gäste wie Frau Junge, die sich dann gleich mit mehreren Büchern auf einen Schlag eindecken." Über das ruhige Dasein ärgert man sich hier nicht, es ist ein kleines Angebot in einem überschaubaren Umfeld, die Zielgruppen haben Alternativen wie Internet, Amazon und Nintendo. Horden von Lesern, die hier wöchentlich aufschlagen, hatte man aber auch nie erwartet.

Man, das sind in diesem Fall Kerstin Meister und ihre Freundin Petra Manousakes, die die Völpker Bücherinsel mit ihrem Engagement zu zweit bewirtschaften. Zwei Zimmer haben sie mit Regalen und Tausenden Büchern bestückt, die Küche dient als eine Art Büro, ein vierter Raum als Lager mit nochmal zigfacher Literatur. Tolkiens Mittelerde-Zyklus, Kings Gruselkabinett, Mays Indianermärchen, Lucas` Star-Wars-Universum oder auch die Twilight-Saga lenken wohl- geordnet die Blicke auf sich. Nebenan in der Kinderabteilung gibt es Lustige Taschenbücher, Harry Potter und "Was ist was". Von Trivialliteratur über Klassiker und Evergreens bis hin zu der ein oder anderen Bestseller-Neuerscheinung findet der geneigte Lesefreund hier immer frisches Futter.

Tausende Bücher plus Bibliothek Oschersleben

Aus Spenden, Übernahmen von Restbeständen und günstigen Paketkäufen hat sich der geschätzt 5000 Werke starke Fundus rasch angefüllt. "Außerdem besteht eine Koopera- tion mit der Oschersleber Bibliothek", erklärt Kerstin Meister, "auf Nachfrage können wir auch deren Bücher verleihen."

Dass der Büchereiverein sich in diese Richtung entwickelt hat, war anfangs gar nicht geplant. Petra Manousakes verfolgte seinerzeit eigentlich den Gedanken, eine Schulbücherei zu eröffnen, um den Kindern ringsum das Bücherlesen näher zu bringen. Mit der Grundschule in Völpke gab es Gespräche, "aber leider ist sie noch abgesprungen". Dass die Schule inzwischen nicht mehr existiert, sei auch ein Grund, dass in letzter Zeit die Nachfrage nachgelassen hat, meint Kerstin Meister: "Das spürt man schon, vorher waren die Kinder öfter hier."

Zurück zu den Anfängen: Manousakes hatte da schon so viel Vorarbeit geleistet und Initiative hineingesteckt, dass sie die Idee nicht einfach wieder aufgeben wollte. Kurzerhand nahm sie Kontakt zur Bibliotheksfachstelle auf, ebenso zur Gemeinde, und fand dort jeweils Hilfe - der Büchereiverein Völpke entstand. "Bürgermeister Wolfgang Smolin war sehr entgegenkommend, wir können die Wohnung kostenlos nutzen, zahlen nur die Betriebskosten." Die werden durch die Mitgliedsbeiträge (zwölf Euro im Jahr) und die Leihgebühren (Nichtmitglieder zahlen einen Euro für vier Wochen) sowie Spenden gedeckt. Es wird eben alles auf kleiner Platte geköchelt. Zehn Mitglieder sind`s derzeit - da wird mancher Euro noch aus der eigenen Tasche hinzugelegt.

Kerstin Meister nimmt`s sportlich gelassen: "Es macht uns Freude und immerhin auch ein paar anderen Leuten. Wir sind weiterhin bestrebt, Leseförderung bei den Kindern anzuregen und würden uns freuen, wenn uns auch interessierte Erwachsene einmal besuchen - wenn nicht zum Stöbern, dann vielleicht zu einer Lesung. Die nächste findet am 27. März statt."

Barbara Junge ist derweil fündig geworden. Fünf dicke Wälzer hält sie gepackt, obenauf eine schottische Familiensaga mit dem Titel "Sturmtochter": "Der Klappentext hört sich gut an, ich bin gespannt. Bis in vier Wochen dann!"