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Ehemaliger Betriebsdirektor lässt im Eilsleber Hospital Erinnerungen aufleben Als die Zuckerfabrik den Mocca-Fix streckte

Von Hartmut Beyer 15.03.2014, 01:19

Aus dem Ortsbild ist die Eilsleber Zuckerfabrik längst verschwunden. Im derzeit entstehenden Geschichtsbuch der Gemeinde wird sie allerdings einen exponierten Platz einnehmen. Wertvolle Informationen lieferte dazu in dieser Woche der einstige Chef bei einer Gesprächsrunde im Hospital.

Eilsleben l Über knapp 120 Jahre erstreckt sich das Kapitel Zuckerfabrik in Eilsleben, die 1879 gegründet und Ende der 1990er dem Erdboden gleichgemacht wurde. Im Eilsleber Geschichtsbuch, an dem jetzt intensiv gearbeitet wird, soll sie eine wichtige Rolle spielen, zumal sie exemplarisch auch für den Zeitenwandel steht. So war die Zuckerfabrik anfangs eine Aktiengesellschaft, später eine GmbH und als VEB dann sogar Trocknungswerk und Geleeproduzent.

Aus seiner Zeit als Betriebsdirektor berichtete am Mittwoch Axel Mettner, der mit seinen ehemaligen Mitarbeitern Heinz Braune und Franz Osterhues zu einer Gesprächsrunde ins alte Hospital gekommen war. Die Informationen, die Mettner darlegte, waren so reichlich und zum Teil unbekannt, dass Günter Wagener, Vorsitzender des Eilsleber Heimatvereins "Oberes Allertal", Mühe hatte, alles zu notieren.

Unter anderem die Tatsache, dass die Fabrik 1971 große Mengen Zichorie röstete, womit dann der Kaffee "Mocca Fix" zur Einsparung von Kaffee-Importen gestreckt wurde. Weitere Anekdote: "Zur Aufbesserung eines Betriebsessens für 65 Pfennig pro Portion haben wir nebenbei auch mehrere Schweine gehalten", erzählte Mettner. Er bestätigte auch die Existenz von Aktien aus den ersten Jahren der Fabrik, von denen trotz intensiver Suche bis heute keine aufgetaucht ist. Gern würde man für das Geschichtsbuch eine Kopie verwenden.

Im Bestreben, einige "Gedächtnislücken" in der Dorfhistorie des 20. Jahrhunderts zu schließen, haben sich Mettners Ausführungen dennoch als wahre Goldgrube erwiesen, ganz bestimmt werden sie Eingang ins "Eilsleber Geschichts- und Geschichtenbuch" finden. So nennt der kleine Initiativkreis das entstehende Sammelwerk und verzichtet bewusst auf den Begriff Chronik, "weil der in diesem Buch auszufüllende Zeitraum aus heutiger Sicht nicht im Detail darzustellen ist".

Die letzte chronistische Erfassung und Beschreibung der Eilsleber Geschichte endet im Jahr 1903, seither ist kein umfassendes Druckwerk mehr über das Leben und die Veränderungen in der Gemeinde erschienen. Wer etwas beitragen, Anregungen geben oder Aufzeichnungen zur Verfügung stellen möchte, kann sich mit den Autoren Gisela Lubomierski und Hartmut Beyer in Verbindung setzen.

Telefonischer Kontakt: 039409/7073 oder -558