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Geplante Hähnchenmastanlage Stemmern Protest gegen millionenfache Mast

Auch wenn es ruhig um die geplante Hähnchenmastanlage bei Stemmern
geworden ist: Die Sache ist längst nicht vom Tisch und weiter in der
Planung. In der kommenden Woche beginnt die Auslegung der
Antragsunterlagen. Gabriele Siegel, die sich vor den Karren einer
Stemmerschen Bürgerini- tiative gespannt hat, ruft die Menschen im
Sülzetal auf, vom Recht, gegen die riesige Anlage Einwände zu erheben,
Gebrauch zu machen.

Von Yvonne Heyer 16.05.2014, 03:16

Stemmern l Die Stemmeranerin Gabriele Siegel nutzte am Mittwochnachmittag die Gunst der Stunde und übergab der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium und Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke, in Osterweddingen rund 500 Unterschriften von Bürgern, die seit 2009 gegen die geplante Hähnchenmastanlage Sturm laufen.

Auch wenn es in den vergangenen Jahren um die geplante Hähnchenmastanlage bei Stemmern ruhig geworden ist, hat die Agrar- und Milchhof Stemmern GmbH keineswegs das Vorhaben fallen gelassen. Im Gegenteil. Trotz der Proteste der Bevölkerung, der negativen Beschlüsse der Ortschaftsräte Stemmern und Bahrendorf sowie des Gemeinderates Sülzetal wurde von dem Stemmerschen landwirtschaftlichen Unternehmen der Antrag auf Erteilung einer Genehmigung nach Paragraf 4 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gestellt.

2,8 Millionen Hähnchen pro Jahr

Beantragt wurde beim Landesverwaltungsamt als genehmigender Behörde die Errichtung und der Betrieb einer Hähnchenmastanlage mit 350000 Tierplätzen einschließlich notwendiger Nebenanlagen wie Futtersilos, Sozialgebäude, Heizöltank, Löschwasserbecken, Sanitärabwasserbehälter und Reinigungsabwasserbehälter am Standort Bahrendorf.

Gabriele Siegel will der Bevölkerung im gesamten Sülzetal deutlich machen, was eine Anlage dieser Dimension bedeutet: "350000 Stallplätze für Masthähnchen in sieben Ställen heißt schlussendlich, dass im Verlauf eines Jahres rund 2,8 Millionen Tiere durchgeschleust werden. Achtmal pro Jahr wird aus- und eingestallt. Mist, Hühnerkot fallen in Größenordnungen an, nicht zu vergessen die Emissionen von Ammoniak, Staub und Gestank und das alles nur wenige Kilometer von den Salzstellen im Sülzetal entfernt", macht die Stemmeranerin deutlich. Für den Standort bei Stemmern kommt hinzu, dass es in unmittelbarer Nähe bereits eine Kompostieranlage, eine Schweinemastanlage, eine Milchviehanlage sowie Biogasanlagen gibt. Das Grundwasser in Stemmern sei bereits stark nitratbelastet.

Bürgermeister sieht Anlage kritisch

"Eine Anlage in diesen Dimensionen bereitet mir persönlich große Bauchschmerzen. Wir müssen den Menschen in dieser Angelegenheit Gehör schenken, der Gemeinderat muss sich eine Meinung bilden", so Bürgermeister Jörg Methner. Altenweddingens Ortsbürgermeister hatte gar spontan vorgeschlagen, die Gemeinde solle sich weigern, die Antragsunterlagen auszulegen. "Das geht auf gar keinen Fall, die Bürger haben ein Recht darauf, die Unterlagen einzusehen und sich dazu zu äußern", macht Denise Vopel vom Landesverwaltungamt deutlich.

Das Genehmigungsverfahren wird unter Beteiligung der Öffentlichkeit geführt. Das heißt, die Antragsunterlagen können eingesehen werden. Wo und wann dies möglich ist, kann dem nebenstehenden Infokasten entnommen werden. Die Auslegung beginnt am 23. Mai und endet am 26. Juni. Einwendungen gegen das Vorhaben können schriftlich vom 23. Mai bis einschließlich 7. Juli beim Landesverwaltungsamt oder bei der Stelle erhoben werden, bei der Antrag und Unterlagen zur Einsicht ausliegen, so die Pressestelle des Landesverwaltungsamtes. Pressesprecherin Denise Vopel wies gegenüber der Volksstimme darauf hin, dass besagter Antrag des Agrar- und Milchhofes und die nun beginnende Auslegung der Unterlagen noch nicht bedeute, dass das Verfahren bereits eröffnet sei.

"Wir haben den Bau der Hähnchenmastanlage beantragt und warten nun die Genehmigung und die Auflagen, die es umzusetzen gilt, ab", so Julia Weydringer von der Tonkens Agrar AG.