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Landschaftspflegeverband "Grüne Umwelt" schlägt Alarm Gut 150 Streuobstwiesen brauchen dringend Hilfe

Von Yvonne Heyer 05.06.2014, 03:19

Auf einem Forum des Landschaftspflege- verbandes "Grüne Umwelt" hat der Verband Alarm geschlagen: Die Streuobstwiesen im Landkreis Börde brauchen dringend Hilfe.

Schwaneberg/LandkreisBörde l Kontrovers wurde auf einer Forumsveranstaltung beim Landschaftspflegeverband "Grüne Umwelt" in Schwaneberg der Zustand der Streuobstwiesen diskutiert. Ausgangspunkt für die Veranstaltung war ein gemeinsames Projekt mit dem NABU, Ortsverband Barleben, in dem eine Reihe von Streuobstbeständen im Landkreis erfasst und bewertet wurde. Das Vorhaben zielte auf die Ermittlung verbliebener, ökologisch wertvoller Streuobstwiesen und die Bewahrung regional typischer Obstsorten ab. Gut 150 Streuobstwiesen sowie eine Reihe von Obstbaumalleen mit insgesamt 5000 erfassten Einzelbäumen flossen in das Projektvorhaben ein und wurden in einer Datenbank aufbereitet. Allein im Altkreis Börde wurden 68 verschiedene Apfel- und 22 Birnensorten gefunden. Die Bestimmung übernahm der bekannte Pomologe Sigurd Schossig. Im ehemaligen Ohre- kreis ist die Sortenzahl sogar noch deutlich höher. Hier sind zwei Sortengärten mit in die Erfassung eingeflossen.

Der Zustand der einzelnen Streuobstwiesen selbst sei allerdings alarmierend. Bezogen auf die Altersstruktur würden sich etwa 75 Prozent der kartierten Streubostwiesen in einem mehr oder weniger fortgeschrittenen Zerfallsstadium befinden. Nur bei einigen Ausnahmen sei an den Obstbeständen ein fachgerechter Baumschnitt zu erkennen und 38 Prozent der Flächen seien durch eine fehlende Nutzung gefährdet. "Hier müssen dringend neue Wege für eine Nutzung beziehungsweise Pflege gefunden werden. Streuobstwiesen sind Kulturbiotope, die zum Erhalt auf eine regel- mäßige Bewirtschaftung sowohl von den Bäumen als auch vom Unterwuchs her angewiesen sind. Eine klassische Form der Unternutzung ist die Beweidung mit Schafen. So wie die Schafhaltung allerdings nach wie vor rückläufig ist, sind auch die Vorzüge der alten Obstsorten zunehmend in den Hintergrund getreten", machen Wolfgang Köhler vom Bauernverband und Matthias Haase vom Landschaftspflegeverband deutlich.

Aber mit dem steigenden Interesse an regional erzeugten Lebensmitteln würden in Zukunft auch neue Chancen entstehen. Für die Schafhalter bilden Streuobstwiesen in einigen Regionen einen bedeutenden Anteil an den Weideflächen.

In die neue Bördeschatzkiste wurde auch Marmelade aus regional typischen alten Obstsorten integriert. Dies diene zur Werbung für die Region, als auch der wirtschaftlichen Verwertung des Obstes von Streuobstwiesen.

Auch zeichne sich ein wachsendes Interesse in der Politik ab. Im Entwurf des neuen europäischen Leader-Programmes seien die Streuobstwiesen mit verschiedenen Fördermöglichkeiten berücksichtigt worden. Möglich sei auch die Förderung zur "Instandsetzung" von Streuobstwiesen.

Trotz der unterschiedlichen Standpunkte auf dem Forum zum Thema Streuobstwiesen herrsche Einigkeit darin, dass zumindest ein Teil der Streuobstwiesen erhaltenswerte Lebensräume mit einer Vielzahl von positiven Effekten auf Mensch und Natur seien.