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Archäologische Grabungen an der Ortsumgehungstrasse nördlich von Bebertal 7000 Jahre alte Siedlungsfunde entdeckt

Von Maik Schulz 09.10.2014, 01:10

Die ersten Menschen haben schon vor über 7000 Jahren nördlich der Beber gesiedelt. Das haben Archäologen bei ihren Grabungen an der Trasse der neuen Ortsumgehung erstmals nachgewiesen.

Bebertal l "Mit den Funden nordwestlich von Bebertal konnten unsere Mitarbeiter nachweisen, dass bereits vor 7000 Jahren Menschen hier sesshaft geworden sind. Bisher hatte es keine sicheren Nachweise darüber gegeben, dass es Siedlungstätigkeit und Ackerbau so weit nördlich in der heutigen Magdeburger Börde gegeben hat", erklärte Susanne Friedrich, die stellvertretende Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle.

Hauspfähle, Erntesicheln und Keramik der Linienbandkultur

Den Beweis für die Siedlungstätigkeit und Ackerbau bei Bebertal lieferten Gruben, in denen einst Hauspfosten verankert waren. "Zwischen diesen Pfosten der etwa 30 mal 8 Meter großen Häuser haben die Menschen der Jungsteinzeit einst Haselnuss-Ruten geflochten und diese dann mit Lehm verstrichen", erläuterte Susanne Friedrich. Auch Lehm-Entnahmegruben, Abfall- und Vorratsgruben haben die Archäologen an der östlichsten Grabungsstelle gefunden. In den Gruben fanden sie unter anderem Feuersteineinsätze von Erntesicheln und Keramikscherben der Linienbandkeramik, die eindeutig die Einordnung in die Jungsteinzeit zulassen.

4000 Jahre jünger sind die Funde der bis zu zehn in Bebertal tätigen Archäologen im Osten des Grabungsgebietes. Dort, wo in zwei Jahren die neue Umgehungsstraße über eine Brücke von der B245 abbiegen wird, haben die Archäologen von Grabungsleiterin Karin Schwerdtfeger Siedlungs- und Bestattungsfunde aus der Bronzezeit (1000 Jahre vor Christus) freigelegt. Neben Abfall- und Vorratsgruben sind vor allem die Bestattungsfunde "ertragreich" gewesen. Keramikgefäße und Leichenbrand nebst Grabbeigaben - darunter ein Kinderarmreifen aus der Bronzezeit - sind hier entdeckt worden.

"Steinkisten" mit Urnen inmitten von Kreisgräben

Ein Teil der Bestattungsgefäße lag inmitten von etwa 70 mal 100 Zentimeter großen "Steinkisten". Ein Teil dieser Steinkisten war von ebenfalls frei gelegten Kreisgräben umsäumt. Die Konturen der Kreisgräben sind durch farbliche Absetzungen von ihrem Umfeld erkennbar und weisen auf eine frühere Umzäunung der Steinkisten mit den darin liegenden Keramikurnen hin. Zum feierlichen Spatenstich für den Bau der Ortsumgehung stellten Susanne Friedrich und Karin Schwerdtfeger erste Funde und Ergebnisse ihrer Tätigkeit vor. Die Archäologen werden noch bis Ende November an der Bebertaler Ortsumgehung tätig sein.