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Im Oschersleber Wiesenpark fühlen sich mehr als 300 Tiere wohl / 220 Tierpatenschaften gibt es Futterspenden ja, aber nicht füttern

Von Yvonne Heyer 09.01.2015, 02:11

Viele Familien nutzten die freie Zeit über die Feiertage für einen Spaziergang durch den Wiesenpark. Dabei fiel allerdings einigen Besuchern unangenehm auf, dass nach wie vor das Verbot, die Tiere zu füttern, missachtet wird.

Oschersleben l Sylvia Frehde, in der Stadtverwaltung Oschersleben die zuständige Mitarbeiterin für den Wiesenpark samt Tiergehege, kennt das leidige Problem um das Füttern nur zu gut. "Wir werden es wohl nie gänzlich unterbinden können. Uns bleibt nur, immer wieder an die Vernunft der Menschen zu appellieren. Das Füttern ist falsch verstandene Tierliebe", meint Sylvia Frehde. Und sie berichtet zugleich, dass das gut gemeinte Füttern schon fatale Folgen für die Tiere hatte. So kennen die Sikas, die aus Vietnam stammen, eben keine Kohlrabi. Werden sie damit gefüttert, bekommen sie erhebliche Bauchschmerzen. "Die Besucher sollten unseren Mitarbeitern im Tiergehege überlassen, das Futter zu verteilen. Die Männer und Frauen wissen, was für die Tiere gut ist und wie viel Futter sie tatsächlich brauchen", so Frehde. Das stetige und unkontrollierte Füttern durch die Besucher führe dazu, dass beispielsweise die Esel viel zu schwer seien. Das wiederum hat zur Folge, dass die Tiere Probleme mit den Gelenken bekommen. Nicht selten müsse der Tierarzt helfen. Aber es gab eben auch schon Fälle, in denen der Arzt nichts mehr für das Tier tun konnte.

Sylvia Frehde plädiert dafür, dass Besucher, die Futter mit in das Tiergehege bringen, dieses an den gekennzeichneten Futterlagerplätzen ablegen. Die Mitarbeiter übernehmen dann die Verteilung. Öffentliche Führungen und Fütterungen gerade mit Schulklassen oder Kindergartengruppen würden helfen, über die Jüngsten die Erwachsenen zu "erziehen".

Oschersleber Kleingärtner sind eine große Hilfe

Im Verlauf eines Jahres würde die bei großen und kleinen Leuten beliebte Freizeiteinrichtung zahlreiche Futterspenden bekommen. "Diese sind für uns sehr wichtig, um die Kosten zu reduzieren und daher jederzeit willkommen." So seien Spenden aus den Oschersleber Einkaufsmärkten sogar vertraglich geregelt. Täglich werden Brot, Salat und Früchte abgeholt. Es handelt sich hierbei um Waren, die der Mensch nicht mehr verzehren kann. Auch von der "Tafel" wird das abgeholt, was nicht mehr verteilt werden kann. Um weiterhin Futterkosten zu sparen, werde auf eigenen Flächen Heu gemacht, wird Luzerne im Wiesenpark angesät und täglich frisch geschnitten. Die Bauern der Region helfen bei der Heuernte. Von ihnen könne zudem kostengünstig Heu und Stroh aufgekauft werden.

Um den Speiseplan für die 300 bis 310 Tiere des Wiesenparks komplett zu machen, werde auch Spezialfutter wie Rotwild-Pellets, Fasan-Futter oder Spezialfutter für Papageien zugekauft. "Eine Dauerpatenschaft mit der Firma Ponsold sichert uns die Lieferung mit Kraftfutter und Salzen", berichtet Sylvia Frehde. Zugleich ist von ihr zu erfahren, dass beispielsweise auch die Pferde, weil sie schon älter sind, ein Spezialfutter bekommen.

Eine große Stütze in Sachen Futter sind die Oschersleber Kleingärtner. Was sie zuviel im Sommer und Herbst in ihren Gärten ernten, bringen sie in den Wiesenpark. Dazu gehören Futterrüben, Birnen, Äpfel, Walnüsse und dergleichen mehr.

Bei der Finanzierung des Tiergeheges helfen seit einigen Jahren Tierpatenschaften. Inzwischen sind es 220 an der Zahl. Das Geld aus den Patenschaften werde in der Regel ausschließlich für das besagte Patentier für Futter oder Tierarztkosten verwendet, hilft aber ebenso den Lehrpfad zu erhalten, die Infrastruktur der Anlage zu verbessern. "In dieser Hinsicht planen wir in diesem Jahr Arbeiten im Schwarzwildgehege. Die Futterfläche muss befestigt werden, letztlich auch um die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter zu verbessern. Im Zuge der Arbeit planen wir den Einbau einer Sicherheitstür. Sind die Männer oder Frauen im Gehege unterwegs, können die Tiere hinter einer Sicherheitstür weggesperrt werden", berichtet Sylvia Frehde.

Eintritt muss für den Wiesenpark nicht entrichtet werden. Daher könne niemand sagen, wie viele Besucher das ganze Jahr über einen Bummel durch den Park machen. Einige Tausend werden es wohl sein, denn bei schönem Wetter an den Wochenenden sind allein hunderte Besucher unterwegs. Für alle Oschersleber 3. Klassen ist es Usus den Wiesenpark zu besuchen und auch die Kindergärten nutzen gern die Einrichtung.

Auch jetzt lohnt es sich: Die kleinen Ziegenlämmer und der Wollschweinnachwuchs sind ja so süß!