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Chöre, Solisten und Orchester intonieren die Leidensgeschichte Jesu nach Bachscher Vorlage Passionskonzert in eigener Fassung

Von Angelika Höde 17.03.2015, 01:26

Opulent und imposant hat die evangelische Kirchengemeinde Hötensleben am Sonnabend aufs Osterfest eingestimmt. Das Publikum in der Bartholomäuskirche war von der Aufführung der Johannes-Passion restlos begeistert.

Hötensleben l Nach der Matthäus-Passion im Dezember hatte es Pfarrer Peter Mücksch unter tosendem Beifall schon verkündet: "Eine Zugabe gibt es heute nicht, sondern wird in Form der Johannes-Passion vor Ostern hier erklingen." Dieses Versprechen löste der Hausherr der barocken St. Bartholomäuskirche am Sonnabend ein.

Möglich wurde dies auch durch die finanzielle Unterstützung des Kirchenkreises Egeln. Dabei war wieder das bewährte Ensemble aus der Chorgemeinschaft Hötensleben, dem Projektchor aus Chören des Kirchenkreises und die Saxonia Music Company Leipzig unter Leitung von Roland Schaetz. Als Solisten wirkten Hedwig Geske (Sopran), Inga Jäger (Alt), Peter Diebschlag (Tenor) sowie Felix Plock und Michael Pommer (Bass) mit.

Sie führten die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Fassung II von 1725 auf. Was es damit auf sich hat, erklärte Peter Mücksch in einer kurzen Einführung zum Werk: "Im Gegensatz zur Matthäus-Passion hat Bach an der Johannes-Passion immer weiter gearbeitet und Veränderungen vorgenommen. Beides sind jedoch die einzigen vollständig erhaltenen Passionen des großen Komponisten." Die Johannes-Passion ergänze den Evangelienbericht nach Johannes von der Gefangennahme und Kreuzigung Jesu Christi durch Choräle und frei hinzugedichtete Texte und gestalte ihn musikalisch in einer Besetzung für vierstimmigen Chor, Gesangssolisten und Orchester.

"Bach war sicher auch Pragmatiker und hat das Werk den jeweiligen Gegebenheiten immer wieder etwas angepasst und Partien getauscht", so Mücksch. Zu Lebzeiten Bachs sei die Passion vier- bis siebenmal in Leipzig aufgeführt worden - "und jedesmal etwas anders". "Und ebenso wie der Erschaffer einst, habe auch ich mir eine Freiheit gestattet und den Schluss leicht geändert", war dann von Pfarrer Mücksch mit einem Augenzwinkern zu hören.

So auf das Werk eingestimmt, begann der dramatische erste Teil der Passion. Sänger und Musiker verstanden es dabei wieder einmal, das Publikum mit der Musik Bachs und der biblischen Geschichte in ihren Bann zu ziehen. Wie im Flug vergingen die mehr als zwei musikalischen Stunden im Gotteshaus. Und als die letzten Akkorde von "Ach Herr, laß Dein lieb Engelein" verklungen waren, setzte der tosende Beifall des restlos begeisterten Publikums ein.

Die Aufführung habe eindrucksvoll gezeigt, dass die Musik Bachs auch nach fast 300 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren hat und die Menschen zusammenführt, merkte Peter Mücksch zufrieden an. Sein kleiner Eingriff wäre sicher auch im Sinne des Meisters gewesen. Den Nerv des Publikums jedenfalls hat er getroffen, wie der enorme Beifall zum Abschluss eindrucksvoll unterstrich.