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Kevin Welk steckt in seinen weißrussischen Traktor viel Zeit, Geld und Energie - und er wird dafür belohnt Mit dem "Belarus" auf der Überholspur

Von Andrea Höde 18.05.2015, 01:39

Im sächsischen Oberlungwitz fand jetzt bereits zum 10. Mal das sogenannte "Russentreffen" der Freunde und Besitzer von Traktoren der Marke "Belarus" statt. Mit dabei war in diesem Jahr auch der 18-jährige angehende Landmaschinenmechaniker Kevin Welk aus Warsleben.

Warsleben/Oberlungwitz l Bereits als 15-Jähriger besuchte Kevin Welk mit seinen Eltern das Traktorentreffen und war sofort vom Virus "Belarus" infiziert. "Da möchte ich auch irgendwann einmal mitmachen", stand für den jungen Mann fest. Unterstützung bekam er von seinen Eltern. Auf dem elterlichen Hof gab es bereits zwei altgediente Traktoren der Marke, wobei einer als Ersatzteilspender diente. Diese beiden Fahrzeuge bekam Kevin von seinem Vater geschenkt: "Mach was draus."

Seit dieser Zeit verbrachte der junge Mann jede freie Minute mit seinen mehr als 30 Jahre alten Traktoren. Alles wurden komplett überholt, Teile ausgetauscht und verbessert. Dabei musste er auch so manch herben Rückschlag einstecken. "Zwischendurch hatte ein Traktor einen Getriebeschaden", ist von ihm zu hören. Doch auch dadurch ließ er sich nicht entmutigen. Fast jeder Cent seines Lehrlingsgeldes und unzählige Arbeitsstunden steckte er in seinen "Russen". "Getriebe, Motor... alles habe ich auseinander genommen und wieder zusammengebaut. Es gab Zeiten, da stand vom Traktor nur die Hinterachse", beschreibt Kevin Welk.

Verlassen konnte er sich während des Aufbaus auch immer auf die Hilfe seiner Eltern und Freunde, die ihm mit so manch gutem Rat zur Seite standen.

Nach drei Jahren intensiver Arbeit war es nun soweit. Mit seinem Kumpel Kai Hartmann als Sozius machte sich Kevin Welk am 8. Mai auf den Weg nach Oberlungwitz, um sich seinen Traum zu erfüllen. Mit Hubarm und einem mit Ersatzteilen beladenen Leutewagen, der auch als Wohnmobil diente, begaben sich die beiden jungen Männer auf die etwa 300 Kilometer lange Strecke. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde erreichten sie ihr Ziel nach etwas mehr als 11 Stunden und waren von den Dimensionen des Treffens beeindruckt. Mehr als 400 Fahrzeuge, überwiegend natürlich "Belarus"-Traktoren der unterschiedlichsten Modelle aus Sachsen und dem gesamten Bundesgebiet, waren hier vertreten. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war das sogenannte Traktorpulling. Dabei muss die Zugmaschine des Wettkampfteilnehmers einen anderen, auf einem Schlitten befindlichen Traktor über eine definierte Strecke ziehen. Hier hieß es für Kevin Welk erst einmal Warten. Aufgrund der vielen Teilnehmer in der Leistungsklasse waren er und sein "Russe" erst nach über einer Stunde dran. Doch das warten hat sich gelohnt. Dank seiner Fahrkünste und der Kraft seines Traktors schleppte er den Schlitten über 70 Meter weit. Das sicherte ihm nicht nur den 3. Platz in diesem stark umkämpften Wettbewerb, sondern auch die Anerkennung der "alten Hasen". "Ich komme schon seit Jahren hierher und Du bis das erste Mal da, holst Dir gleich einen Pokal", war von einem anderen Teilnehmer anerkennend zu hören.

Bei der abendlichen Siegerehrung gab es dann noch eine weitere Überraschung für Kevin Welk. Denn ausgezeichnet wurde der Teilnehmer mit der weitesten Anreise. Der Pokal ging hier an einen aus dem 450 Kilometer entfernten Tübingen angefahrenen "Belarus"-Fan. Doch der rief Kevin zu sich auf die Bühne: "Ich bin nur mit dem Traktor gefahren, aber Du sogar mit Hubarm und Hänger - eigentlich gehört der Preis Dir." Sichtlich überrascht und etwas verlegen, wollte Kevin davon aber nichts wissen.

Nach einer Runde am Sonntag auf dem Sachsenring, die Kevin noch lange in Erinnerung bleiben wird, ging es für ihn und Kai Hartmann auf den Heimweg, wo sie am frühen Montagmorgen glücklich und mit vielen unvergesslichen Eindrücken, aber sehr erschöpft, wieder eintrafen. Für seinen 3. Platz gab es neben dem Pokal und einer Urkunde auch einen Gutschein, den Kevin vor Ort natürlich gleich in seinen Traktor investierte. Für Kevin Welk ist sein "Belarus" aber kein Ausstellungsstück. "Mit ihm bearbeite ich meine vier Hektar Land. Den Traktor habe ich zum Arbeiten."

Und was Zugmaschinen angeht, macht Kevin so leicht keiner etwas vor. Er hat beim Aufbau seines "Belarus" viel gelernt und kann dies während seiner Ausbildung nun gut gebrauchen.