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Kinderkrippe Mehr Zeit für Oschersleber Nachwuchs

Für Krippenkinder gilt ein neuer Betreuungsschlüssel. Das bedeutet für die Oschersleber Kinder eine intensivere Betreuung.

Von Susann Gebbert 28.08.2015, 16:32

Oschersleben l Die Zweijährigen der Bärchengruppe in der Kinderkrippe "Flax und Krümel" haben einen gemächlichen Alltag: Sie bauen Klötze in Form von Äpfeln und Melonen zusammen, malen Pferdchen aus und sich an. Die Erzieherin Katrin Wesemann wissen sie eng an ihrer Seite. Verlässt sie den Raum, gucken die Kleinen etwas furchtsam drein. Seit August haben die "Bärchen" und mit ihnen alle Krippenkinder in Sachsen-Anhalt ein Recht auf eine intensivere Betreuung.

Im Rahmen des Gesetzes zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege des Landes Sachsen-Anhalt (Kifög) gilt seit dem 1. August ein neuer Betreuungsschlüssel für Krippenkinder. Dieser gibt an, wie viele Kinder ein Erzieher betreuen sollte. Waren es bis Juli noch durchschnittlich 6,7 Kinder, die eine Arbeitskraft beaufsichtigen musste, sind es seit August nur noch 5,6. Sowohl die Stadt Oschersleben als auch private Träger von Kindergärten reagieren darauf, indem sie die Arbeitsstunden des Krippenpersonals anpassen. Neueinstellungen gibt es nur vereinzelt, wie eine Volksstimme-Umfrage ergab.

Die Stadt Oschersleben betreibt sechs Kindergärten mit Krippenanbindung in den Ortsteilen Hornhausen, Hadmersleben, Klein Oschersleben, Ampfurth, Hordorf und Neindorf. Aufgrund des veränderten Betreuungsschlüssels müssen wöchentlich 109 Stunden mehr abgedeckt werden. "Wir sind dabei, die Stunden der Erzieher hochzusetzen. Neueinstellungen gab es bisher keine", sagt Christiane Klare, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und verantwortlich für die Kindergärten der Stadt. Zwei Neueinstellungen seien in den nächsten Monaten aber geplant. Voraussichtlich werden die Kindergärten "Anne Frank" in Hornhausen und "Märchenland" in Hadmersleben um eine Betreuungsperson reicher. Klare hofft, die Stellen so schnell wie möglich besetzen zu können. Allerdings sei die Anzahl der Bewerbungen eher mäßig.

Laut Klare haben die meisten Erzieher Teilzeitverträge von 20 bis 30 Stunden. Diese ließen Spielräume, um die Stundenanzahl nach oben hin anzupassen. Auch die zwei zukünftigen Erzieher sollen Teilzeitverträge bekommen. "Wenn eine Vollzeitkraft ausfällt, ist das Loch, das wir stopfen müssen, wesentlich größer als bei einer in Teilzeit angestellten Erzieherin", so Klare. Löcher gibt es immer mal wieder zu stopfen, da das Kita-Personal von einem verhältnismäßig hohen Krankheitsstand betroffen sei. Einen Grund dafür sieht Christiane Klare in dem hohen Altersdurchschnitt des Personals. Außerdem sei es eine "schwere Arbeit für Kopf und Körper". Die Stadt ist schon seit dem Jahr 2000 dazu übergegangen, vorwiegend Kita-Personal in Teilzeit einzustellen.

Klare geht davon aus, dass sich der Elternbeitrag für einen Krippenplatz etwas erhöhen wird. Hauptgrund dafür seien die gestiegenen Personalkosten. Abzuwarten bleibt auch, wie sich die Tarifverhandlungen für Erzieher und Sozialarbeiter auswirken, in denen es bisher zu keiner Einigung kam. Eltern können frühestens im April des nächsten Jahres mit Mehrausgaben rechnen.

Andreas Schmidtgen, Vorstandsmitglied im Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Börde (Awo), freut sich über die verbesserte Betreuungssituation durch das Kifög. "So kann der Bildungsauftrag noch besser erfüllt werden", sagt Schmidtgen. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt vier Kindergärten in Oschersleben. Auch dort sollen Erzieher den erhöhten Betreuungsaufwand durch mehr Arbeitsstunden ausgleichen. In der Kindertagesstätte "Wawuschel" wird voraussichtlich zum Oktober eine Fachkraft neu eingestellt.

Die Volkssolidarität betreibt in Oschersleben die Krippe "Flax und Krümel". Für 61 Kinder unter drei Jahren sind dort 14 Mitarbeiter zuständig. "Wir haben schon immer mehr Erzieher in der Krippe beschäftigt als der Betreuungsschlüssel vorgibt. So können wir bei Ausfällen flexibler reagieren", sagt Cornelia Kurowski, Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendwerks der Volkssolidarität in Sachsen-Anhalt. Laut Betreuungsschlüssel müsste die Krippe nur elf Mitarbeiter beschäftigen. Im Juli arbeiteten die Erzieher 1939 Stunden und seit August sind es 2098 Stunden. Das Personal der Kita "Flax und Krümel" arbeitet zum Teil zwei bis vier Stunden mehr, um die vorgegebene Betreuungszeit zu gewährleisten.

Mats und seine Freunde aus der Bärchengruppe werden wohl trotz des neuen Betreuungsschlüssels immer mal ein paar Sekunden auf ihre Erzieherin verzichten müssen. Die Zeit können sie schon mal zum Üben nutzen: Im Kindergarten, den Kinder ab drei Jahren besuchen, kommen auf eine Betreuerin im Durchschnitt 12,5 Kinder.