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In Osterweddingen feierten Charlotte und Werner Malo Gnadenhochzeit / Urkunde vom Ministerpräsidenten Schwerer Start, dennoch eine Ehe, die 70 Jahre hält

Von Yvonne Heyer 19.12.2011, 05:35

Einen ganz besonderen Hochzeitstag feierten am Sonnabend Charlotte und Werner Malo in Osterweddingen. Am 17. Dezember 1941, also vor 70 Jahren, gaben sie sich das Ja-Wort, feierten somit am Sonnabend die Gnadenhochzeit.

Osterweddingen l Das ist wahrlich etwas Besonderes, 70 Jahre verheiratet zu sein, 70 Jahre zusammenzustehen. In guten wie in schlechten Zeiten, wie es immer so schön heißt. Und das Ehepaar Charlotte und Werner Malo begannen ihr junges Glück in denkbar schlechten Zeiten. 14 Tage vor Kriegsbeginn, am 14. August 1939, haben sie sich während eines Urlaubs im Riesengebirge kennengelernt. Wegen des Kriegsbeginns mussten sie eher abreisen, schon bald musste Werner Malo in den Krieg ziehen.

Er war 1941 nach einer Verwundung zur Genesung in der Heimat. Der aus Köthen stammende Werner erholte sich in Quedlinburg, wo seine junge Liebe bei ihren Eltern wohnte. Es ging auf Weihnachten zu, danach stand fest, dass Werner Malo wieder an die Front musste, also wurde beschlossen: Weihnachten heiraten wir. Doch es sollte anders kommen, der Bräutigam musste früher weg. Also musste die Heirat vorgezogen werden. "Denn eines wollte ich ganz bestimmt nicht - eine Feldhochzeit. Dafür wurde ein Altar aufgebaut, dort stand ein Foto der Braut, und so wurde an der Front die Trauung vollzogen. Nein, das wollte ich nicht", erinnert sich Werner Malo. Er verhandelte mit seinem Vorgesetzten in Quedlinburg und auch mit dem Standesbeamten. Bis in die Abendstunden zog sich das hin, seine Braut und die Eltern warteten geduldig. Schließlich sollte es losgehen. Auf dem Weg zum Standesamt und zu seiner Braut kaufte er in einem Blumenladen Flieder, weißen Flieder als Brautstrauß. Diesen weißen Flieder gibt es übrigens immer zum Hochzeitstag, auch zum 70. Ehejubiläum.

Der standesamtlichen Trauung folgte die kirchliche, schon am nächsten Tag ging es wieder zurück an die Front. An einem 14. August haben sich Charlotte und Werner Malo kennengelernt, an einem 14. August 1944 wurde Tochter Uta geboren. Davon allerdings sollte Werner Malo erst 14 Tage später erfahren, der Melder an der Front hatte das Telegramm für den jungen Vater einfach vergessen.

Viele, viele Erinnerungen gerade aus den schweren ersten Ehejahren wurden am Sonnabend ausgetauscht. Charlotte und Werner Malo, heute 91 und 92 Jahre alt, haben mit Tochter Uta und Sohn Bernd ein erfülltes und schönes Leben geführt. Nach dem Krieg erfüllte sich Werner Malo seinen Berufswunsch, wurde Gärtner. Er qualifizierte sich und wurde so schließlich Dozent an der Gartenbauschule in Quedlinburg. Charlotte Malo war Kindergärtnerin.

Immer sparsam hat die Familie gelebt - und dieser Sparsamkeit war es zu verdanken, dass die Familie jedes Jahr einen vierwöchigen Urlaub an der Ostsee machen konnte, daran erinnert sich Tochter Uta noch heute gern.

Bis vor mehr als zwei Jahren hat das Jubelpaar in Quedlinburg gelebt. Doch das Alter fordert seinen Tribut. Eine Enkeltochter, die in Osterweddingen wohnt, zeigte Oma und Opa die DRK-Anlage des Betreuten Wohnens. Den Beiden gefiel es und so entschlossen sie sich, in die Börde, in die Nähe der Kinder zu ziehen. Hier genießen Charlotte und Werner Malo den herrlichen Blick in den Park und ein wenig kann der gelernte Gärtner im Mini-Garten vor der Terrasse arbeiten. Beide sind geistig noch sehr rege. So lange es die Augen noch schaffen, wird gelesen. Werner Malo hat sich in jüngster Vergangenheit vor allem mit der Familienchronik weiter beschäftigt. Zur Familie gehören heute neben Tochter und Sohn, die Schwiegerkinder, fünf Enkel und fünf Urenkel.

"Wir haben immer alles abgesprochen, alles gemeinsam gemacht, so hat wohl unsere Ehe immer gut funktioniert", meint Werner Malo.

Zur großen Gratulantenschar am Sonnabend gehörte die Senioren-Singegruppe der DRK-Begegnungsstätte, die ein Ständchen überbrachte, sowie Ortsbürgermeister Wolfgang Kettner und der stellvertretende Bürgermeister Rudi Wenzel. Er überreichte dem Jubelpaar auch die Ehrenurkunde der Landesregierung, unterschrieben von Ministerpräsident Reiner Haseloff.