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  7. Brückenbau am Nadelöhr sorgt für Kopfschütteln

Straßenbaubehörde hatte zunächst anders geplant, sieht jedoch "Errichtungszweck" gegeben Brückenbau am Nadelöhr sorgt für Kopfschütteln

Von Ronny Schoof 11.08.2012, 05:13

Schon wieder ist das "Nadelöhr" zwischen Ummendorf und Badeleben gesperrt. Die Umleitung ist relativ weitläufig, Ursache und Zweck sind eindeutig umstritten. Noch bis Mai 2013 dürfte der Verdruss über die Baustelle anhalten.

Badeleben l Aufhänger allen Ärgers ist die alte Eisenbahnbrücke über der B 245 unmittelbar vor den Toren Badelebens. Diese erfüllt schon lange nicht mehr ihre Funktion. Statt rollender Züge aber zogen wohl zunehmend achtsame Wald- und Wiesentiere über den Betonsteg und querten darüber an der so genannten Wildspange die Bundesstraße. Mitte Juni ist hier die Vollsperrung in Kraft getreten und begannen die Arbeiten, die sowohl Abriss als auch Neubau beinhalten. Speziell letzteres stößt auf wenig Begeisterung und großes Unverständnis.

Eigentlich sollte es mit dem Abriss getan sein, wie Uwe Langkammer als Leiter der zuständigen Landesstraßenbaubehörde in Magdeburg auf Volksstimme-Anfrage erklärt: "Ursprünglich war es die Idee, das Bauwerk einfach nur abzureißen." Da die Eisenbahnbrücke als solche keinen Nutzen mehr hatte, sie aufgrund ihrer vergleichsweise niedrigen Bauart aber zugleich auch ein Hindernis für Fahrzeuge mit Höhenbegrenzung darstellte und außerdem sukzessive Schäden bis hin zu Abplatzungen auftraten, schien der ersatzlose Abriss die logische Konsequenz. "Bei den ersten Untersuchungen dazu", so Langkammer weiter, "haben wir aber festgestellt, dass die Brücke offensichtlich als Wildquerung genutzt wird. Nachfolgende detaillierte Untersuchungen haben diesen Verdacht dann erhärtet. Das hatte zur Folge, dass wir an selber Stelle nun ersatzweise eine Wildbrücke errichten."

In Völpke/Badeleben selber kann man darüber nur den Kopf schütteln. Hinter vorgehaltener Hand machen Schlagworte wie Steuergeldverschwendung, Amtsschimmeltum und Profilierungswahn die Runde. Wo denn die Wildtiere während der fast einjährigen Bauphase jetzt die Straße überqueren, ist zum Beispiel eine der Fragen, die sich auftun. Einwohner Hans-Joachim Schell (siehe auch untenstehenden Leserbrief) nimmt in seiner Kritik gegen das Projekt kein Blatt vor den Mund. Er stellt auch offen die Untersuchungen in Frage und meint: "Der Abriss geht ja absolut in Ordnung, aber der Folgeaufwand ist des Guten zu viel. Die Tiere laufen vor allem ein Stück weiter vorn entlang, am Teich und dem Feldweg, was mir auch Jäger so bestätigt haben." Uwe Langkammer hält dagegen: "Aufgrund der beschriebenen Vorgeschichte sind wir sicher, dass das neue Bauwerk auch im Sinne seines Errichtungszweckes genutzt wird."

Bürgermeister Wolfgang Smolin kann sich auch nicht recht mit dem Ersatzbau anfreunden. Allerdings habe die Gemeinde keine Chance der Einflussnahme gehabt: "Nachdem vor einiger Zeit Teile der Brücke abgeplatzt waren, wurden wir vom Landesbetrieb Bau dazu angeschrieben. Man wollte die Brücke und die Kosten sogar noch der Gemeinde zuschustern, aber wir sind nicht der Eigentümer und wurden demzufolge dann auch nicht in das folgende Verfahren mit dem Abrissbeschluss eingebunden." Die Baubehörde bestätigt: "Es gab unsererseits umfangreiche und langwierige Recherchen bezüglich eventueller Eigentümer und deren Rechtsnachfolger, die leider nicht von Erfolg gekrönt waren." Da die Schädigung und daraus resultierende Gefahren voranschritten, habe gehandelt werden müssen.

Kleine Hoffnung für Autofahrer: Es bestehe - je nach Bauverlauf - die Möglichkeit, die Vollsperrung aufzuheben und den Verkehr halbseitig mit einer Ampel zu regeln. Allerdings sei dies noch nicht spruchreif.