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Millionen-Bau bringt Klarheit ins Abwasser

14.11.2012, 18:50

Fünf Jahre Zeit und 1,4Millionen Euro hat der Anschluss Gunslebens an die Kläranlage in Wackersleben gekostet. Noch in diesem Jahr sollen die ersten 50 Grundstücke davon profitieren. Bis 2014 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Gunsleben/Wackersleben l Fünf Jahre haben die Entwurfspläne des Ingenieurbüros Muting im Schreibtisch von Vinny Zielske schlummern müssen. 2008 war Lutz Vogel, Mitarbeiter des Magdeburger Unternehmens, vom Trink- und Abwasserverband Börde (TAV) beauftragt worden, eine zentrale Entsorgung für Gunsleben zu entwerfen. Mehrere Alternativen wurden durchgespielt, letztlich hatten sich TAV-Leitung und Aufsichtsrat für eine Entsorgung über die Klärteiche in Gunsleben entschieden. "Es ist die günstigste, die wirtschaftlichste Variante", sagt TAV-Geschäftsführerin Vinny Zielske heute.

Die Pläne des Diplom-Ingenieurs waren zwar genauso da wie der Wille des Verbands und die Zusage der Verbandsgemeinde Westliche Börde, die an dem Projekt beteiligt ist. Einzig es fehlte am Geld. Drei Jahre in Folge hatte der TAV Fördergeld beantragt, 2011 wurden zunächst 446000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) bewilligt.

Doch bevor die zuständige Baufirma aus Hornhausen Ende März den ersten Spatenstich setzen konnte, musste bereits nachfinanziert werden. Das Projekt, zunächst mit einem Gesamtetat von 980000Euro kalkuliert, "wurde unterschätzt", so Vinny Zielske. Insbesondere die nötige Erweiterung der Klärteiche in Wackersleben war aufwändiger als zunächst vermutet. Die letztlichen Baukosten summieren sich auf rund 1,4Millionen Euro. Die Förderung wurde auf knapp 640000 Euro aufgestockt.

Mit dem Geld wurden in den vergangenen Monaten unter anderem zwei Pumpwerke in Gunsleben installiert, eines am Ortsausgang Richtung Wackersleben, ein weiteres an der Kreuzung Hauptstraße/Hamersleber Mühlenbach. Von dieser Pumpanlage aus wird das Abwasser aus Gunsleben über zwei Kilometer Überleitung in die Kläranlage Wackersleben gepumpt. 50Grundstücke können über neue Hausanschlüsse entlang der Hauptstraße ihr Abwasser nun zentral entsorgen. Durch Gunsleben verlaufen dafür rund 750Meter Druckleitungen.

Bis dato war die Entsorgung in Gunsleben dezentral über die Gossen erfolgt. Noch heute sind an einigen Häusern die Rinnen zu erkennen, durch die Spül- und Waschmaschinenwasser flossen. Gesammelt wurde das Abwasser in einem Teich am Ortsausgang. Diese Zeiten sollen demnächst vorbei sein. Bis Ende Dezember sollen - so der Plan des TAV - die 50Hausanschlüsse entlang der Hauptstraße in Betrieb genommen werden. 2013 folgt der Anschluss der Straßen Zickzack, der oberen und der unteren Bergstraße. 2014 sollen die letzten Grundstücke in Gunsleben an- und das Projekt damit endgültig abgeschlossen sein.

Um das Abwasser aus Gunsleben im zwei Kilometer entfernten Wackersleben aufnehmen zu können, wurden dort die vorhandenen Klärteiche erweitert und mit neuen Becken ergänzt. Zum Einsatz kommt nun modernste Klärtechnologie, wie Christiane Uebigau vom Abwasserverband erläutert. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt einer Studentengruppe aus Rostock. Diese hatte sogenannte Leitwände entwickelt, die den Weg des Wassers durch die Klärbecken künstlich verlängern. "Für uns ist diese Technik eine Premiere", so die Bauleiterin des TAV. "Für uns auch", ergänzt Rainer Beuke von der zuständigen Baufirma. Man habe lange über den Plänen gesessen und einiges ausprobiert, bis die Wände in der richtigen Position im Becken aufgestellt waren. Auf Erfahrungen anderer Baufirmen hätte Beuke gern zurückgegriffen - "doch die gibt es einfach noch nicht".

Fünf Jahre nach dem ersten Entwurf des Magdeburger Ingenieurs kann nun also das Gunsleber Abwasser in Wackersleben geklärt werden. Dass das Projekt ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Ortes umgesetzt werden konnte, "war für alle nicht einfach", so Planer Lutz Vogel. Doch die Feierlichkeiten rund um den 900.Dorfgeburtstag blieben von den Bauarbeiten in der Hauptstraße fast unberührt, wofür sich Eva Stroka, Bürgermeisterin der Gemeinde Am großen Bruch, bei den beteiligten Firmen bedankte. "Die Straße wurde extra für die Feierlichkeiten aufgeschüttet", so die Bürgermeisterin. Nun freue sie sich auf die kommenden Bauabschnitte in 2013 und 2014 und stellte in Aussicht, dass im Zuge der Kanalarbeiten möglicherweise auch die Straßen ausgebaut werden. "Wenn die Fördergelder bewilligt werden."