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Polizei-Schließung in Seehausen / Verbandsgemeinde wendet sich an Minister Reck: "Pläne äußerst bedenklich"

Von Andreas Puls 30.03.2013, 02:18

Die Verbandsgemeinde Seehausen spricht sich nachdrücklich gegen die Schließung der Polizeistation Seehausen im Rahmen der geplanten Polizeistrukturreform in Sachsen-Anhalt aus, die Innenminister Holger Stahlknecht durchsetzen will. Verbandsgemeindebürgermeister Robert Reck hat sich nun mit einem Brief direkt an den Minister gewandt.

Seehausen l In dem Brief wird zunächst auf die außergewöhnliche Weitläufigkeit der Verbandsgemeinde (VG) Seehausen hingewiesen, die aus fünf Mitgliedsgemeinden, 47 Ortsteilen und einer Gesamtfläche von 438 Quadratkilometern besteht sowie rund 11000 Einwohner zählt. Die Hansestädte Osterburg und Stendal lägen von Orten wie Aulosen, Bömenzien, Wendemark und Beuster weit entfernt. Die Weitläufigkeit stelle auch im Hinblick auf die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit eine besondere Herausforderung dar.

"Eine Polizeistation vor Ort hat in erster Linie eine präventive Funktion, das heißt sie trägt dazu bei, Straftaten vorzubeugen. Gesetze und Vorschriften werden eingehalten, da ihre Missachtung erkannt und geahndet wird. Grund dafür ist eine erhöhte Entdeckungswahrscheinlichkeit von Straftaten", heißt es unter anderem in dem Schreiben. Das Verschwinden der "Gesetzeshüter" aus der Fläche werde eine Kriminalisierung ländlicher Regionen begünstigen. Mögliche Folgen seien eine Zunahme von Verkehrsdelikten und eine steigende Ansiedlung extremer Gruppen in ländlichen Gebieten. Hinzu komme die bereits gegenwärtige Problematik zunehmender Vermögensdelikte, insbesondere landwirtschaftliche Betriebe betreffend.

Das Sicherheitsempfinden der Bevo¨lkerung wu¨rde durch den Abzug der Polizeistation aus Seehausen erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Ausdrücklich verweist Reck in seinem Brief an den Innenminister auf die zentrale Stellung der Stadt Seehausen als Zentrum der Verbandsgemeinde mit all ihren Einrichtungen, die einer Polizeipräsenz vor Ort bedürften. Als Beispiele werden die Grund- und Sekundarschule und die Kindertagesstätten aufgeführt, verbunden mit dem Hinweis auf die notwendige Sicherung von Kinder- und Schulwegen. Am Standort Seehausen befänden sich zudem das regionale Krankenhaus sowie Altenheime, Jugendwohngruppen und Behinderteneinrichtungen.

"Die Motivation, Straftaten zur Anzeige zu bringen, kann durch mangelnde Präsenz ortsnaher Sicherheitsorgane und intensivierter Entfremdung von Bürger und Polizei abnehmen. Dies trägt nachteilig zur Prävention und Aufklärung von Straftaten bei. Pro Polizei im ländlichen Raum sprechen auch bedauerliche Phänomene strukturschwacher Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit: Alkoholismus, zerrüttete Familienstrukturen, Schulschwänzen, häusliche Gewalt und Missbrauch", heißt es weiter.

Reck abschließend: "Wenn auch die angespannte Finanzsituation und der demographische Wandel verständliche und sinnvolle strukturelle Maßnahmen erfordern, halte ich die Schließung von Polizeistationen im ländlichen Raum und insbesondere in der Verbandsgemeinde Seehausen für äußerst bedenklich und unter Berücksichtigung der inneren Sicherheit für nicht hinnehmbar, da auch den Einwohnern weitläufiger ländlicher Gebiete, wie unserer Gemeinde, ein angemessenes Maß an Sicherheit zusteht. Ich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) spreche mich mit Nachdruck für den Erhalt des Revierkommissariats in der Hansestadt Seehausen aus."