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Innenstaatssekretär Rüdiger Erben im Krisengebiet Deichtourismus behindert Arbeit

24.01.2011, 04:28

Seehausen (ama). Innenstaatssekretär Rüdiger Erben verschaffte sich am gestrigen Sonntag vor Ort einen Überblick über die Hochwasserlage im Norden des Landkreises. Erste Informationen dazu erhielt er vom Leiter des Krisenstabes der Verbandsgemeinde Seehausen, Horst Sandmann, sowie Verbandsgemeindebürgermeister Reinhard Schwarz und Bauamtsleiter Guido Mertens.

Über 112 Kilometer Deichanlage sind von dem Hochwasser betroffen – neben der Elbe vor allem am Aland und am Zehrengraben, der in Niedersachsen zur Seege wird. Ein Magnet für den Deichtourismus. "Dass uns die Bereitschaftspolizei unterstützt, bewerten wir sehr positiv, denn der Hochwassertourismus macht uns kaputt", erklärte Sandmann.

Er sei den 214 Freiwilligen dankbar, die täglich als Deichwachen den Wasserstand und mögliche Schäden im Blick haben. Diese müssten sich allerdings genauso wie die Polizei, von Schaulustigen anpöbeln lassen. "Eine Frechheit", so Sandmann.

Durch die Öffnung der Polder Garbe und Wrechow sinkt der Pegel des Alands allmählich, doch damit sind die 1900 Quadratkilometer Einzugsgebiet des Flusses noch lange nicht entlastet. Rund 1500 Hektar Ackerfläche sind bereits geflutet. Die Elbe fließt dennoch ungehindert über die Seege in die nassen Gebiete. "Wenn wir ein Absperrwerk im Zehrengraben bekommen, wäre uns geholfen. Dann wäre das nicht passiert. Das wissen auch die Leute, und das bringt sie auf", stellte Schwarz klar.

Forderung: Tempo bei Genehmigungsverfahren

Die Botschaft an das Ministerium war deutlich: Genehmigungsverfahren müssen schneller gehen. Dass die Finanzen eingestellt seien, hatte Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, tags zuvor bestätigt. "Viel Schwafeln bringt nichts", so Horst Sandmann, "es kann auch keiner was dafür, dass innerhalb von neun Jahren drei Mal Hochwasser kommt." Schwarz fügte hinzu: "Hier laufen sechs Pumpen, die 1000 Euro Sprit am Tag verbrauchen. Das kann die Kommune nicht tragen."

"Wir versuchen, das Wasser so lange wie möglich im Alandschlauch zu halten, und die Leute füllen überall Sandsäcke, aber wir brauchen auch Hilfe von politischer Seite", betonte der Verbandsgemeindebürgermeister. Im Anschluss fuhr er mit Rüdiger Erben in das Krisengebiet.