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Wohnhaus für Menschen mit Behinderung in Osterburg steht kurz vor der Fertigstellung Sophia freut sich: "Ich ziehe hier ein"

Von Astrid Mathis 04.03.2014, 02:19

Auf einem Grundstück an der Gartenstraße in Osterburg herrschte am Sonntag Feierstimmung. Am 1. April ziehen Menschen mit Behinderung in das Gebäude. Jetzt fand ein erstes Kennenlernen statt.

Osterburg l Initiator des Ganzen ist der Osterburger Dirk Hentschel, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Mosaik-Leben Osterburg", der sich für das selbstbestimmte Leben behinderter Menschen in der häuslichen Umgebung stark macht. Hentschel und dessen Frau Simone sind betroffene Eltern.

Ihre Tochter Sophia erklärte am Sonntag freudestrahlend: "Ich ziehe hier ein." Bis dahin war es ein langer Weg. 2011 erfolgte zunächst die Gründung des Vereins, der heute zehn Mitglieder zählt. Nach zweijähriger Vorbereitung und Suche nach einem Investor war im Juni 2013 endlich ein geeignetes Objekt gefunden. Grundstückbesitzer Joachim Henning war von der Idee angetan, wurde Bauherr und übernimmt die Vermietung. Damit sind Wohnmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben geschaffen, die Elterninitiative hat sich gelohnt. Von den sieben Plätzen sind vier bereits vergeben, für zwei weitere wurde Bedarf angemeldet.

Projekt ist einzigartig in Sachsen-Anhalt

Das Projekt sei nicht zu verwechseln mit dem betreuten Wohnen, wenngleich den Bewohnern Assistenten zur Seite gestellt werden, betonte Hentschel. Sie sollen ihren Wünschen und Fähigkeiten nach Unterstützung bekommen. Dieses Projekt ist einzigartig in Sachsen-Anhalt, hat Hentschel während seiner Recherche festgestellt, das heißt, selbst organisiertes Wohnen unabhängig von einem Träger.

Und die Kosten? Das Sozialamt zahlt in Form eines persönlichen Budgets. Jeder, dem ein Heimplatz zusteht, erhält das Geld, das der Träger bekommen hätte, um seine geforderte Leistung einzukaufen. Einige Assistenten konnte Hentschel am Sonntagnachmittag neben künftigen Bewohnern und Eltern schon begrüßen. Es sind zusätzliche ehrenamtliche Helfer angedacht, die eine Aufwandsentschädigung bekommen sollen. Weitere Unterstützung erfährt der Verein durch die vor zehn Jahren gegründete "Bürgerinitiative Stendal". Als Vertreterin stellte Marion-Kristin Zosel-Mohr die Stendaler Initiative vor. Ihr Projekt "Selbstbestimmtes Leben auf dem Land" widmet sich der mobilen Demenzbetreuung, die mit einer niedrigschwelligen Behinderung gleichzusetzen ist: lebenslanges Wohnen in vertrauter Umgebung. In Osterburg werden nun Menschen gesucht, die den Hausbewohnern mal etwas vorlesen, mit ihnen spazieren gehen, sich mit ihnen beschäftigen, um ihnen das Abnabeln zu erleichtern. An diesem Punkt setzt die Kooperation an. Die BIS bietet interessierten Bürgern die Teilnahme an einer Ausbildung an. Jürgen Lenski ist in Stendal für die Qualifizierung von Haupt- und Ehrenamtlichen verantwortlich, 20 Freiwillige aus Dörfern machen schon mit. Die Basis bildet eine ein- bis zweimonatige Ausbildung. "Jetzt können die Osterburger zeigen, wie offen sie dem Projekt gegenüberstehen", merkte Zosel-Mohr ermutigend an, "ich bin gespannt, wie sensibel und neugierig die Osterburger reagieren."

Einladung zum Tag der offenen Tür

Schließlich ist längst Farbe an den Wänden, der Einzug im unteren Terrain des zweistöckigen Gebäudes wurde per Handschlag mit Achim Henning besiegelt. Jetzt sind Fliesen, Heizung, Warmwasserleitung und Satellitenanlage dran. Kurz vor dem Einzug der ersten Bewohner lädt der Verein "Mosaik-Leben Osterburg" zum Tag der offenen Tür ein. Am 28. März um 10 Uhr werden die Pforten geöffnet. Interessierte Bürger können dann auch in Dirk Hentschel und dessen Frau Simone Ansprechpartner für Einzug und Assistentenstellen finden.

Weitere Informationen: www.mosaik-leben-osterburg.de.