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Hausärztemangel führt im Norden der Altmark zu Mehrbelastung des Rettungsdienstes Zahl der Einsätze steigt das dritte Jahr in Folge

Von Andreas Puls 20.01.2011, 05:24

Der Rettungsdienst Osterburg-Seehausen musste im vergangenen Jahr zu mehr Einsätzen ausrücken, als im Jahr 2009. Diese steigende Tendenz war bereits in den Vorjahren zu verzeichnen. Die Ursache liegt nach Meinung von Dr. Walter Fiedler, ärztlicher Leiter des Notarztstützpunktes Seehausen, an der zunehmend schlechter werdenden medizinischen Versorgung der Bevölkerung in der ländlichen Region durch Hausärzte.

Seehausen/Osterburg. Die mit einem Notarzt und einem Rettungssanitäter besetzten Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) legten im vergangenen Jahr insgesamt 33105 Kilometer (785 km mehr als 2009) zurück. In 1086 Einsätzen wurden 1091 Patienten (+26 gegenüber dem Vorjahr) versorgt. Der mit einem Notarzt, einem Rettungssanitäter und einem Rettungsassistent besetzte Notarztwagen (NAW) legte im Jahr 2010 in 34 Einsätzen (2009: 33) insgesamt 2640 Kilometer zurück.

Eine besonders deutliche Steigerung der Einsätze gab es bei den mit zwei Rettungssanitätern besetzten Rettungstransportwagen (RTW). Die Fahrzeuge aus Osterburg und Seehausen legten bei 2052 Einsätzen (+137) insgesamt 80019 Kilometer zurück. Insgesamt wurden 2010 bei diesen Fahrten 2042 Patienten (+147) in die Krankenhäuser gebracht.

"Eine stetige Steigerung der Einsätze des Rettungsdienstes Osterburg-Seehausen ist nunmehr seit drei Jahren zu verzeichnen. Die wesentliche Ursache dafür ist aus unserer Sicht die zunehmend schlechtere Versorgung der Bevölkerung in der ländlichen Region durch Hausärzte. Die Zahl der praktizierenden Ärzte hat auch bei uns abgenommen. Der Rettungsdienst übernimmt zunehmend Versorgungen, die sonst von Hausärzten vorgenommen wurden", erklärt Dr. Walter Fiedler.

Eine extreme Steigerung hatte es 2009 bei den Einsätzen der Krankentransportwagen (KTW gegeben Diese Zahl konnte 2010 etwa wieder auf das Niveau von 2008 zurückgefahren werden. Die KTW legten im vergangenen Jahr insgesamt 43965 Kilometer zurück. In 879 Einsätzen (-179) wurden 878 (-185) Patienten versorgt.

Bewährt hat sich seit vielen Jahren das so genannte Rendevouz-System. Das heißt, dass sich das mit dem Notarzt besetzte Fahrzeug mit einem Rettungstransportfahrzeug am Notfallort trifft. Das hat unter anderem den Vorteil, dass der Rettungsmediziner sich in vielen Fällen bereits unmittelbar nach der Erstversorgung des Patienten für den nächsten Einsatz frei melden kann. Zu Rendezvous-Einsätzen kam es mit dem RTW aus Seehausen 488 Mal (+37), mit dem Osterburger RTW 402 Mal (-21), mit dem aus Arendsee in 77 Fällen (-10) und mit anderen insgesamt 47 Mal (+14). Die Behandlungszeit lag bei den Einsätzen bei durchschnittlich 16,8 Minuten pro Patient. Bis zum Einsatzort wurden im Schnitt 13,6 Kilometer zurückgelegt. Die Anfahrtszeit je Einsatz lag laut Statistik bei 12,8 Minuten.

Neun Ärzte aus den Abteilungen Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin des Diakoniekrankenhauses Seehausen sowie ein niedergelassener Arzt aus Osterburg waren für die Notversorgung der Patienten im Einsatz. Der Rettungsdienst ist eine Zusatzaufgabe der Ärzte zu deren Tätigkeit in den jeweiligen Fachabteilungen. Außerdem wird ein Wochenenddienst bedingt durch das Arbeitsgesetz durch einen Arzt der Notarztbörse abgesichert.

Den Hauptanteil der in den RTW Transportierten machten im vergangenen Jahr Personen mit inneren Erkrankungen aus. Die Patientenzahl lag bei 1461 (71 Prozent aller Erkrankungen). Das waren 89 Fälle mehr als im Vorjahr. 493 Mal (+61 gegenüber 2009) wurde ein RTW für Patienten mit chirurgischen Erkrankungen angefordert (24,1 Prozent). Am dritthäufigsten rückten die RTW zur Versorgung von Verunfallten aus. 307 (+8) verletzte Personen wurden behandelt, was einen Anteil von 15,3 Prozent an den Gesamteinsätzen ausmachte.

Von den Unfallpatienten mussten 76 Personen (5 mehr als 2009) nach Verkehrsunfällen in die Krankenhäuser gebracht werden. Auf 176 (+6) stieg die Zahl der Personen, die sich bei sogenannten Haus- und sonstigen Unfällen verletzt hatten. Die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle sank gegenüber 2009 leicht, von 35 auf 28. Dagegen gab es mit 24 (+4) etwas mehr Sportverletzte zu versorgen. 51 Mal (+4) musste ausgerückt werden, nachdem sich Unfälle unter Alkoholeinwirkung ereignet hatten. Insgesamt 18 Einsätze (-6) mit RTW waren mit hoher Wahrscheinlichkeit lebensrettend.

Und auch das gab es leider: Die RTW aus Osterburg und Seehausen waren im Jahr 2010 in 38 Fällen (+5) zu unnötigen Einsätzen gerufen worden. Drastisch gestiegen ist die Anzahl der Missbräuche. Insgesamt wurde der Rettungsdienst 21 Mal bewusst grundlos alarmiert – 12 Mal häufiger als 2009.

Die Zahl der Einsätze, bei denen eine Rettung des Betroffenen nicht möglich war, blieb gegenüber dem Vorjahr gleich. Insgesamt 42 Tote, davon zwei Unfalltote (+/-0) und ein Verstorbener mit Herzinfarktverdacht (-5), bei denen eine Reanimation nicht mehr möglich war, waren 2010 zu beklagen.

Im Durchschnitt legten die RTW 8,7 Kilometer bis zum Einsatzort zurück. Die Anfahrtszeit lag dabei im Schnitt bei 8,6 Minuten. 14 Hubschraubereinsätze (-2) waren erforderlich.