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Gemeinderat diskutiert über ärztliche Versorgung in Goldbeck / Situation wird unterschiedlich bewertet Kassenvereinigung sieht "keinen Bedarf"

Von Andreas Puls 21.08.2014, 03:10

Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung in Goldbeck war am Montag ein umfangreiches Diskussionsthema während der Sitzung des Gemeinderates. Die Situation wird von den Ratsmitgliedern unterschiedlich bewertet.

Goldbeck l Im Juli 2011 ging der Allgemeinmediziner Dr. Horst Engel mit 73 Jahren in den Ruhestand. Der Sanitätsrat hatte selbst über Jahre nach einem Praxisnachfolger gesucht, jedoch erfolglos. Das bedeutete das Ende der langjährigen Arztpraxis in dem Uchtedorf. Seine Patienten mussten sich andere Hausärzte in der nähren und weiteren Umgebung suchen.

Das Thema beschäftigte nicht nur die Bevölkerung in Goldbeck, sondern auch den Gemeinderat. Bürgermeister Torsten Dobberkau hatte sich ebenfalls um Lösungen bemüht, dass weiterhin eine ärztliche Versorgung in dem Ort abgesichert werden kann - ebenfalls ohne Erfolg. "Zum Beispiel hätten wir als Gemeinde Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, um Medizinern der Region die Möglichkeit zu geben, hier regelmäßig eine Außensprechstunde durchzuführen", so Dobberkau gegenüber dem Gemeinderat, der am Montag in Möllendorf tagte.

KV sieht alle Goldbecker Patienten versorgt

Wie Dobberkau weiter erläuterte, habe er in jüngster Vergangenheit mehrfach Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) über die Gesamtsituation geführt. Das habe dazu geführt, dass sich seine Meinung zu der Thematik mittlerweile geändert habe. "Als unsere Arztpraxis schloss, war ich sofort dafür, dass sich ein Nachfolger findet. Aber mittlerweile hat sich meine Meinung geändert. Sanitätsrat Dr. Engels hatte bei seinem Weggang nur noch wenige Patienten. Diese haben sich längst andere Ärzte in der Umgebung gesucht. Andere Goldbecker fahren schon lange nach außerhalb. Laut KV haben alle Bürger Zugang zu ärztlicher Versorgung. Es bestehe kein Bedarf an einer eigenen Arztpraxis in Goldbeck."

Dobberkau ist der Meinung, dass bei den Überlegungen über eine mögliche neue Arztpraxis in Goldbeck auch die Praxen der Region nicht vergessen werden sollten. In Rochau sei die Praxis von einer jungen Medizinerin übernommen worden. In Iden und Werben suchen die Mediziner eine Nachfolge. Sollte es in Goldbeck wieder eine Arztpraxis geben, würden Patienten in den Nachbarorten abgezogen. Das würde die Probleme bei der Nachfolgesuche beziehungsweise bei der Bestandssicherung dort verschärfen."

Einen weiteren Grund für die KV, zur Schlussfolgerung zu gelangen, dass in Goldbeck derzeit kein Bedarf an einer eigenen Arztpraxis besteht, sei die gute Zuganbindung. Die Patienten kämen ohne Probleme nach Osterburg oder nach Stendal zu ihren Ärzten. Dobberkau zum Fazit der KV: es sei gegenwärtig sinnvoller, die vorhandenen Praxen in der Region zu erhalten, als eine Praxis neu zu eröffnen. Eine neue Situation, so Dobberkau, könne dann entstehen, wenn Arneburg und Goldbeck als gemeinsames Grundzentrum eingestuft werden.

Aber die Meinung Dobberkaus wird im Gemeinderat nicht durchweg geteilt. René Schernikau hat Zweifel, ob die KV die Situation richtig einschätzt. Wenn die Vereinigung keinen Bedarf für eine ärztliche Versorgung in Goldbeck sieht, heiße das nicht unbedingt, dass dem tatsächlich so sei. "Ich denke, dass es in Goldbeck wenigstens eine wöchentliche Sprechstunde geben sollte. Wir sollten uns dahingehend um Pilotprojekte oder Fördermöglichkeiten bemühen."

Annedore Müller meint: "Es gibt sehr wohl Menschen in Goldbeck, die Probleme haben zum Zug und von dort wiederum zum Arzt zu gelangen. Die Menschen werden älter und damit bewegungseingeschränkter. Auf die Dauer ist Goldbeck ohne jegliche ärztliche Versogung keine Lösung."

Bürgermeister will weiter "am Ball bleiben"

Hannelotte Belseck sieht das ähnlich. "Ich höre es bei den Seniorentreffen immer wieder, wie schwer es den Älteren, Kranken und Bewegungseingeschränkten fällt, nach ausßerhalb zum Arzt zu gelangen."

Klaus Ruppelt meinte: "Wenn es in Goldbeck wieder einen Arzt gäbe, würden viele Goldbecker dieses Angebot auch wieder nutzen. Wir sollten weiter daran arbeiten, in Goldbeck die ärztliche Versorgung wieder in Gang zu bekommen - ob nun mit einer ständigen Praxis, einer Außensprechstunde oder einem anderen Modell."

Am Ende ließ sich auch Dobberkau von einigen Argumenten der Ratsmitglieder überzeugen. "Wir werden das Thema also nicht ad acta legen, sondern weiter am Ball bleiben." Der Bürgermeister will unter anderem erneut das Gespräch mit Ärzten suchen, mit dem Ziel eine Außensprechstunde in Goldbeck anzubieten.