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850 Jahre Königsmark: Abendspaziergang durch das Dorf Mit Nachtwächter auf Tour

Am Donnerstag folgten die Königsmarker dem als Nachtwächter ausstaffierten Reiner Moser vom Festplatz bis zum Dorfausgang in Richtung Meseberg.

Von Frank Schmarsow 13.09.2014, 01:14

Königsmark l Es war ein gewaltiger Aufmarsch; jemand glaubte 102 Teilnehmer gezählt zu haben. Als Verpflegungsstellen wurden vier Bollerwagen mitgeführt, beladen unter anderem mit Schmalzstullen und Getränken.

Unter Mosers "Mitläufern" waren ehemalige Königsmarker wie Gerhard Oelkers aus München und Rudi Pirch aus Oranienburg. Andere kamen aus Magdeburg, Wittenberg, Osterburg und umliegenden Orten. An Mosers Seite befand sich Brigitte Dressel; die 80-jährige Ur-Königsmarkerin, deren Elternhaus, die einstige Tischlerei Dressel, im Packebuscher Weg steht, wusste über viele Hofstellen etwas zu berichten. Auch andere Nachtwanderer, wie Rudi Pirch, Karl-Heinz Gremmel, der unterwegs für Ordnung sorgende "ABV" Heiko Fischer, Sohn des damaligen Ortspolizisten Walter "Stempel"-Fischer, kramten in ihren Erinnerungen. Haensels Hof - die 1913 erbaute Villa - gehörte bis 1947 dem Knopffabrikanten Haensel, war MAS, MTS, Musterbau für Stallanlagen und ist heute eine Heilpädagogische Einrichtung der Diakonie Osterburg. Am Lindenring befand sich früher die Stellmacherei von Gerhard Glocke, erbaut 1914. "In der Werkstatt fand zu DDR-Zeiten der erste polytechnische Unterricht statt", berichtete Reiner Moser. In dem benachbarten Haus befand sich eine Zeit lang die Schule. Eine amüsante Episode über Lehrer "Oswald, den Imker" konnte Karl-Heinz Gremmel berichten.

Nach der Wende wollte der Sohn von Helge Reichstein, Dennis, gegenüber ein Haus bauen. "Jahrelang zog sich das Genehmigungsverfahren hin und wurde immer wieder abgelehnt, angeblich würde sich der beantragte Bauplatz nicht im Ortskern befinden", sagte Reichstein. "Schließlich baute Dennis in Osterburg, und Königsmark gingen vier Einwohner verloren." Vor der Kirche stand der Gasthof "Zu den sieben Linden" von Emma Albrecht. Er soll von den Amerikanern am 20. April 1945 abgebrannt worden sein. An der Ecke Hauptstraße/Am Mühlenberg befand sich die Poststelle, die jahrelang von Else Unger verwaltet wurde. Telefongespräche wurden von ihr "gestöpselt", handvermittelt.

Der Zug bewegte sich durch die Gasse Am Mühlenberg, vorbei an der Gaststätte Wilke, in deren Saal gefeiert wurde und der Landfilm einmal in der Woche die weite Welt ins Dorf holte. Später diente der Saal der Schule als Turnraum. Einige Häuser weiter befand sich für vier Jahre der Kindergarten.

In der Hauptstraße gab es den Dorfladen - zunächst als Kolonialwarenladen (um 1900 bis 1984), danach ein Haus weiter bis 1999 als Konsum. Man passierte noch so manche Höfe, um die sich interessante und auch kuriose Begebenheiten ranken, deren man sich in der rasch hereinbrechenden Dunkelheit im Laternenschein des Nachtwächters erinnerte.