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Darstellung von VG-Bürgermeister Eike Trumpf bei VG-Ratssitzung stößt in Seehausen auf scharfen Widerspruch "Man will uns als Mitschuldige hinstellen"

Von Andreas Puls 19.09.2014, 03:04

Die Überwachungsaktion der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck zieht weiter Kreise nach sich. Aus Richtung Seehausen wird die Darstellung des VG-Bürgermeisters Eike Trumpf vom vergangenen Montag zurückgewiesen.

Seehausen l Wie berichtet, hatte Arneburg-Goldbecks VG-Bürgermeister Eike Trumpf während der Einwohnerfragestunde der Ratssitzung am Montag erläutert, dass ein Schreiben des Schulamtes den Anstoß für die Kontrollmaßnahme der Verwaltung gegeben habe, die unter anderem vor der Seehäuser Grundschule durchgeführt wurde. Aus dem Papier sei zu entnehmen gewesen, dass die Kinder der unter Scheinummeldungsverdacht stehenden Eltern nur am ersten Schultag nach den Ferien in Seehausen beschult beziehungsweise betreut werden dürften.

Hauptamtsleiter Ronny Gabel, so Trumpf weiter, habe daraufhin Kontakt mit der Grundschule Seehausen aufgenommen, um diese amtliche Forderung durchzusetzen. Die Schule habe sich daran jedoch nicht beteiligt.

"Es gab keinerlei Absprachen zwischen mir und Herrn Gabel"

Reinhard Rieger

Diese Darstellung weist der Leiter der Grundschule Seehausen, Reinhard Rieger, entschieden zurück. "Es gab auf keinen Fall Absprachen zwischen mir und Herrn Gabel oder einem anderen Verwaltungsmitarbeiter hinsichtlich einer Kontrollaktion. Erstens wären wir dazu nicht berechtigt gewesen. Zweitens übernehmen wir als Schule grundsätzlich keine Spionagefunktion."

Wie Rieger weiter ausführt, habe sich die Schule genau an die schriftliche Vorgabe der Schulbehörde gehalten. Am ersten Schultag sei die Fürsorge- und Aufsichtspflicht der betreffenden Kinder durch die Schule gewährleistet worden. Außerdem sei den Eltern das Schreiben der Schulbehörde nochmals als Kopie überreicht worden, das diese schon zuvor direkt erhalten hätten. Andere Aufgaben habe er als Schulleiter nicht gehabt. Zudem ist der Rektor davon überzeugt, dass das Schreiben des Schulamtes an die verschiedenen Empfänger nur zustande gekommen sei, weil die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck die Behörde auf den im Raum stehenden Verdacht von Scheinummeldungen aufmerksam gemacht habe. Im Übrigen habe Ronny Gabel, der mit Kamera, schwarzer Mütze und hochgeklapptem Jackenkragen vor der Schule in Seehausen gestanden habe, seine Aktion zuvor nicht bei der Schulleitung angemeldet. Als Rieger vor die Schule gegangen sei, um ihn zur Rede zu stellen, sei Gabel laut Beobachtungen von Zeugen schon rund zehn Minuten vor Ort gewesen, um seine Beobachtungen anzustellen. Rieger: "Seitens der VG Arneburg-Goldbeck werden Tatsachen verdreht. Offenbar sollen wir als Mittäter hingestellt werden. Aber dagegen verwahre ich mich ausdrücklich!"

"Schwarzer Peter kann niemand anderem untergejubelt werden"

Robert Reck

Robert Reck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen, ist über die Darstellungsweise der VG Arneburg-Goldbeck mittlerweile ebenfalls sehr verärgert. "Ich war sehr überrascht, als ich das las. Bislang war ich in der Angelegenheit sehr diplomatisch. Aber nunmehr sucht man seitens unserer Nachbar-VG außen nach Mitschuldigen", so Reck. Es werde mit falschen Aussagen nicht nur die VG Seehausen, sondern auch der Landkreis Stendal verunglimpft.

Reck fügt hinzu: "Dass seitens der VG Seehausen Hilfe ausgeblieben ist, entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Wir haben auf Bitte der VG Arneburg-Goldbeck und der Schulbehörde die uns zur Verfügung stehenden legalen Mittel genutzt, um dem Verdacht von Scheinummeldungen nachzugehen. Das Ergebnis: Alle Anmeldungen von Eltern und Schülern sind rechtlich einwandfrei gelaufen. Es hat keine Aufforderung der Schulbehörde gegeben, eine derartige Aktion durchzuführen. Sollte der VG Arneburg-Goldbeck ein Schreiben vorliegen, aus dem das abzuleiten wäre, so handelt es sich um ein anderes."

Schulleiter Rieger, so der Seehäuser Verwaltungschef, habe sich im Übrigen zu hundert Prozent richtig verhalten.

Grundsätzlich fragt sich Seehausens Verwaltungschef, was die Nachbar-VG mit der Überwachungsmaßnahme überhaupt bezwecken wollte. An rechtlich verwertbare Informationen habe man auf diese Weise nicht gelangen können. "War es also eine Aktion, die der Einschüchterung dienen sollte? Das wäre dann wohl erst recht äußerst fragwürdig zu nennen", meint Robert Reck.

Der Verwaltungschef resümiert: "Für mich steht fest, aus der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck sind Leute übers Ziel hinausgeschossen. Das muss dort Konsequenzen haben. Es ist bekannt, dass die Aktion von der Kommunalaufsicht als rechtswidrig eingestuft wurde. Die VG Arneburg-Goldbeck kann nicht den Schwarzen Peter jemand anderem unterjubeln."

Wie Robert Reck gegenüber der Volksstimme abschließend ausführt, hätte er eine Entschuldigung seitens der VG Arneburg-Goldbeck erwartet. Eine solche habe es jedoch bisher noch immer nicht gegeben.