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Eigentümer Paul Stapel will gesamtes früheres Amtsgericht zu Wohnzwecken umbauen Pensions-Gedanken sind vom Tisch

Von Frank Schmarsow 19.09.2014, 01:10

Die ersten Wohnungen im früheren Osterburger Amtsgericht sind bezogen. Von kinderreichen Familien. "15 Kinder leben hier", erzählt "Amtsgerichts"-Besitzer Paul Stapel. "Das ist dem Bevölkerungszuwachs unserer Stadt nur dienlich, fügt er hinzu.

Osterburg l Paul Stapel hatte 2012 auf einer Auktion in Berlin den gesamten Komplex - Gerichtsgebäude, Villa und Gefängnisanbau - für 25000 Euro ersteigert. Damals sicher ein Schnäppchen. "Ich ahnte schon, dass damit allerhand auf mich zukommen würde, und letztendlich wurden die dunklen Ahnungen noch übertroffen, aber da muss ich nun durch", sagte er, auch froh und dankbar, dass ihm seine Verlobte so gut wie möglich den Rücken freihält. Vieles, bis auf spezielle Handwerkerarbeiten, habe er in Eigenleistungen erledigt.

"Ich hatte erst im Sinn gehabt, die Verlängerung der Autobahn mit im Hinterkopf, im Amtsgericht vor allem eine Pension einzurichten, habe den Gedanken angesichts der zu erwartenden hohen Auflagen wieder fallen gelassen", gestand er. Er habe sich stattdessen auf Wohnungen konzentriert. So seien im Gerichtsgebäude sechs Fünf- bis Sechs-Raum-Wohnungen entstanden; zwei davon sind noch nicht vermietet. Im so genannten Gefängnisanbau sind vier kleinere Wohnungen bis auf Malerarbeiten fertig. Die Villa mit zwei größeren Wohnungen soll im kommenden Jahr fertig sein. "Insgesamt sind im Komplex zwei große und drei kleinere Wohnungen noch zu haben", wirbt Stapel um künftige Mieter.

Zwei Gebäude machen durch hellen Außenputz schon auf sich aufmerksam. "Das Gerichtsgebäude bleibt natürlich nicht so trist und grau, sondern wird auch neu angeputzt", erklärte uns der Hauseigentümer. "Auch das Außengelände wird so gestaltet, dass sich die Mieter hier wohlfühlen können."

Das Osterburger Amtsgericht ist im Jahr 1928 als Dampfmühle gebaut worden, blickte Stapel in die Geschichte des Gerichts zurück. Es sei aber nie als Mühle genutzt worden, 1933 sei hier das Amtsgericht eingezogen. Der Anbau hätte zunächst Wohnzwecken gedient, später hätte er als Gerichtsarchiv und Gefängnis gedient. In der Villa hätte es zuletzt vier ganz normale Wohnungen gegeben. "Es ist erstaunlich, dass in der Villa die Wände 70 Zentimeter, im Amtsgericht 55 Zentimeter und im Anbau zwischen 55 und 65 Zentimeter dick sind", wundert sich Stapel.