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Mutter und Sohn bringen Osterburger Gymnasiasten Lyrik näher / Einen Gedichtband zu schreiben, ist nicht so einfach / Leser sind Leute, die selbst zur Feder greifen Zwei Kokots auf "Spurensuche zwischen Ankunft und Abschied"

27.10.2014, 01:23

Osterburg l "Spurensuche zwischen Ankunft und Abschied" so lautete das Thema der Lesung von Diana Kokot und ihrem Sohn Sascha am Freitagvormittag im Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg vor Schülern der 10. und 11. Klassen. Beide Autoren wurden vor kurzem für ihre literarischen Werke geehrt.

Nicht so häufig, dass zwei in der Familie schreiben

"Es ist nicht so häufig, dass in einer Familie zwei schreiben", begann Diana Kokot, "bei uns sind es sogar mehr." An den verschiedenen Schulen in der Altmark ist sie durch ihre Schreibwerkstätten bekannt. Und auch mit ihrem Sohn, der in Leipzig das Literaturinstitut besuchte, schon wieder auf dem Sprung zu einer. Diesmal in den Harz nach Güntersberge.

Sascha Kokot setzte vor die Lesung zunächst ein Kompliment: "Ich hatte das Glück, mit Frau Peller in diesem Raum Deutsch zu haben." Bescheiden winkte die Lehrerin ab. Interessiert hörte sie wenig später wie ihre Kolleginnen und Schüler den Texten von Mutter und Sohn zu. Die Kindheit war deren erstes Thema.

In einem Ort zwischen Meseberg und Dobbrun aufgewachsen (Kattwinkel), verpackte Sascha Kokot seine Erinnerungen an den Ofen, der abends gemütlich strahlte und morgens kalt war, in ein Gedicht. Interessiert lauschten die Schüler, als er vorlas: "Am Morgen, wenn die Hände noch streiken" und "der alte Heizer kehrt seine Worte zusammen".

Erinnerungen an Opa Wilhelm

Eine Aufgabe während des Studiums war die Liste der Erinnerungen, aus der eine Miniatur entstand. Von Einweckgläsern schreibt er darin, von Obstbäumen und Nachmittagen in der Sonne.

Auch seine Mutter hat für ihre Kindheit Bilder in Lyrikform gefunden. Um die Schüler einzustimmen, erzählte sie von ihrer Freundin, die am Rande von Salzwedel auf einem Bauernhof lebte. Es war ein Ereignis, bei ihr Geburtstag zu feiern. "Auf dem Herd kocht die Milch über/ Das macht ihr sauber, schimpft die Großmutter/ Später hören wir sie schrubben und fluchen." In Diana Kokots Kindheit gab es noch keine doppelt verglasten Fenster. Eisblumen bildeten sich an den Scheiben. Ihren Nachbarn hätte sie gern "Opa Wilhelm" genannt, schreibt sie in der Geschichte "Grenzgänger". Er hatte ihr oft Apfelstückchen geschnitten und 17 Kaninchen zu versorgen. Eines Tages war er einfach weg, "drüben".

Nach dieser Geschichte wollten die Schüler mehr wissen. Ob die Autorin den Opa je wieder sah und wie lange man für einen Text braucht. Das sei verschieden, waren sich Mutter und Sohn einig. Manchmal geht es schnell, manchmal fehlt die Zeit, aber ein Satz lässt einem keine Ruhe, will aufgeschrieben werden. Beim Zugfahren geht Schreiben wunderbar.

"Einen Gedichtband zu schreiben, ist schwierig", gab Sascha Kokot zu bedenken. Die Leser seien Leute, die selbst schreiben. Der Verleger wisse, Lyrik ist seltener gefragt. Um so größer die Freude darüber, für sein erstes Buch - "Rodung" - mit einem Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalts ausgezeichnet worden zu sein. Wenn er in die Heimat zurückkehrt, sieht er die Landschaft, die er kennt, aber auch, "dass man sich entfernt hat."

"Dein Heim ist ein begehbares Wesen"

In den großen Werkzeugraum des Opas durfte er als Kind nie, jetzt sieht er: "Die Maschinen werden mir zu klein." Sagt: "Dein Heim ist ein begehbares Wesen." Abschiednehmen sei ein Teil des Lebens, der Abschied vom Bauernhof des Onkels ein Spiegel der Zeit, ein Wandern durch die Epochen, gewesen. Was er ebenfalls lyrisch festgehalten hat.

Traurig möchten die Schriftsteller die Schüler aber nicht in die Ferien schicken. Und so setzt Diana Kokot die Geschichte "Das fremde Mädchen" an den Schluss der Lesung.