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Seehäuser Ehepaar Fietz trägt über Jahrzehnte "schöne und alte Dinge" zusammen - nur zur Freude für sich selbst Privatmuseum in der Toreinfahrt

Von Karina Hoppe 12.03.2015, 01:25

Sie redet die Dinge groß und er redet sie wieder klein. Marlis und Siegfried Fietz sind ein Team in jeder Hinsicht. Und fast nebenbei haben sie über Jahrzehnte ein kleines Privatmuseum zusammengesammelt.

Seehausen l Er hat damit angefangen. Als sein Vater die Landwirtschaft aufgab und der Heuwagen nicht mehr durch die Toreinfahrt passen musste, hat Siegfried Fietz das Fachwerk freigelegt, es hübsch gemacht und den ersten Nagel in die Wand geschlagen - als Aufhänger für das erste "schöne, alte Ding". Was es war? Ein Schmiedewerkzeug vielleicht oder ein Bild von anno dazumal, wer weiß das schon. Und das tut ja eigentlich auch nichts zur Sache, findet Siegfried Fietz (76), aber das findet er öfter.

Schon zu DDR-Zeiten auf Flohmärkten unterwegs

Seine Frau Marlis Fietz (72) jedenfalls fand die Sammelwut von Anfang an gut. "Er hat mich damit angesteckt", sagt die frühere Konsumverkäuferin. So sind beide schon zu DDR-Zeiten auf die wenigen Trödelmärkte gefahren und haben sich umgeschaut. Einen Teil der unzähligen Objekte fanden sie auf ihrem eigenen Hof, als sie die alte Scheune abgerissen haben. Außerdem sei Siegfried Fietz als Maler viel herumgekommen, hat von Kunden etwas abgekauft und hier und da auch etwas geschenkt bekommen.

Die Sammlerei ist reine Privatsache. Einmal nur, zur 850-Jahrfeier Seehausens, hatten die Fietzens ihre Toreinfahrt für Besucher geöffnet. Da habe sich so mancher gewundert. Über all die Exponate und über die Größe des Hinterhofes, die sich so von der Beusterstraße aus niemals erahnen lässt.

Nicht immer wusste das Ehepaar, was es da gerade erstanden hat. Dass es sich bei einem metallenen Objekt mit einer Kurbel um eine Bohnenschnippel-Maschine handelt, hat Marlis Fietz zum Beispiel zufällig im Fernsehen erfahren. "Da hatten sie auch so ein Gerät."

Im vergangenen Jahr verhalf sogar die Volksstimme den Fietzens zu ihrem Glück. Das Ehepaar war gemeinsam auf dem Trödelmarkt in Büttnershof und jeder ging kurz seiner Wege. Siegfried Fietz entdeckte ein Ölbild von einem Litauer Künstler aus dem Jahr 1992, das die Seehäuser Petrikirche abbildet. Als er es seiner Frau zeigen wollte, hatte der Anbieter das Bild schon wieder eingepackt. Aber Siegfried Fietz bekam es nicht mehr aus seinem Kopf. "Morgens um fünf hat er mich angestoßen und fing nochmal davon an", erinnert sich Marlis Fietz. Der Zufall wollte es so, dass im Bericht der Volksstimme genau jener Trödler mit dem Bild des Litauers abgebildet war. "Ein Antiquitätenhändler aus Havelberg, und sein Name stand mit im Artikel", so Marlis Fietz. Im Telefonbuch fanden die beiden schließlich seine Nummer und er brachte auf dem Weg nach Osterburg das Bild sogar persönlich vorbei. Dies ist den beiden allerdings so kostbar, dass es den Weg ins Wohnhaus gefunden hat.

"Wir sind längst nicht mehr so verrückt wir früher"

In der Toreinfahrt ist eh kein Platz mehr, die Sammlerstücke sind längst über den Hof verteilt. "Aber wir sind auch nicht mehr ganz so verrückt wie früher", sagt Siegfried Fietz. Er fahre weiter mit seiner Frau auf Trödelmärkte, aber es wird nicht mehr zwingend etwas gekauft. Häufig gehe es auch einfach nur ums Gucken. "Und wir fragen uns ja auch langsam, was mal aus all dem werden soll?" Zumindest die Enkeltochter (10), die mit auf dem Hof wohnt, zeigt schon Interesse. "Sie merkt sofort, wenn irgendetwas dazugekommen ist", sagt Marlis Fietz.

Mit dem Sammler-Gen hat sie vielleicht auch Omas und Opas Sinn für Ordnung geerbt. Denn trotz aller Kleinteiligkeit muss bei Fietzens alles hübsch aussehen. Das war schon zu DDR-Zeiten so, wie eine Urkunde aus dem Wettbewerb "Schöner unsere Städte..." von 1984 belegt. Unterschrieben hat Bürgermeister Ewald Duffe.