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Biedermeier-Märkte machen Hansestadt Werben weit über die Region hinaus bekannt Vorbereitungen für nächste Auflage laufen

Von Andreas Puls 25.03.2015, 02:19

Die Hansestadt Werben hat mehrere Alleinstellungsmerkmale, um die sie andere Städte beneiden dürften. Zum Beispiel gilt sie als die storchenreichste Stadt Deutschlands, was ihrer Lage inmitten der Elbtalaue zu verdanken ist. Für das zweite wichtige Alleinstellungsmerkmal haben jedoch die Werbener selbst gesorgt. Gemeint ist die Tradition der Biedermeier-Märkte.

Werben l Zweimal im Jahr wird Werben, die 1010-jährige Elbestadt im Nordosten der Altmark, zum überregionalen Anziehungspunkt; einmal im Sommer und ein weiteres Mal in der Adventszeit. Dann fühlen sich die Gäste der "kleinsten Hansestadt der Welt" um über 150 Jahre zurückversetzt. Der Verein Arbeitskreis Werbener Altstadt (AWA) veranstaltet zusammen mit der Hansestadt Werben traditionsgemäß Anfang Juli den Biedermeier-Sommer und jährlich am zweiten Adventswochenende den Biedermeier-Christmarkt. Die Veranstaltungen sind weit über die Region hinaus bekannt.

Alles begann im Jahr 2004. Curt Pomp, Bildhauer und Restaurator aus Lüneburg, der auch in Werben ein Haus besitzt, brachte die Idee der Biedermeier-Märkte nach Werben. Kontakte zu passenden Händlern und Kunsthandwerkern hatte er bereits aus Lüneburg.

"Curt Pomp hat die große Sache in Werben angeschoben"

Werner Eifrig, AWA-Vorsitzender

"Curt Pomp hat die große Sache in Werben angeschoben und den ersten Biedermeier-Christmarkt im Jahr 2004 auch wesentlich organisiert. Es war ein guter Erfolg und in den nachfolgenden Jahren wurde das weihnachtliche Markttreiben immer weiter vergrößert. Analog stiegen die Zahl der teilnehmenden Händler, der Bekanntheitsgrad und die Besucherzahlen", berichtet Werner Eifrig, Vorsitzender des AWA. Im Jahr 2007 fand als zusätzliche Veranstaltung erstmals der Biedermeier-Sommer in Werben statt - das Pendant zum Biedermeier-Christmarkt in der warmen Jahreszeit. Beide Veranstaltungen sind weit über die Region hinaus ein Begriff und locken Besucherscharen an.

"Mit großer Neugierde, aber nicht ohne eine gewisse Portion Skepsis habe ich mir den ersten Christmarkt dieser Art in Werben erst einmal angeschaut. Aber Bedenken waren unangebracht, wie sich zeigte. Ich war durchweg begeistert. Es kamen nicht nur viele Besucher, sondern man konnte sowohl den Gästen als auch den Organisatoren anmerken, dass es ihnen gefiel. Seinerzeit zeichnete sich ab, dass das Thema Biedermeier perfekt zu Werben passt", erinnert sich Eifrig. Auch die anderen Mitstreiter waren angetan. Zuversichtlich wurden die Neuauflagen gemeinsam organisiert. Noch heute ist Curt Pomp Mitorganisator. Wenn er es einrichten kann, ist er als Marktvogt bei der offiziellen Eröffnung möglichst immer mit dabei. Er hat nach wie vor den direkten Draht zu den meisten der beteiligten Händler. Nicht wenige von ihnen sind von Anfang an dabei und kommen jedes Mal wieder.

Dreh- und Angelpunkt der Biedermeiermärkte in Werben ist der Platz rund um die stattliche Johanniskirche. Schon längst sind dort die Standplätze mit zumeist über 40 Händlern und Kunsthandwerkern besetzt. "Wir wollen nicht größer werden. Der Werbener Biedermeiermarkt soll seinen besonderen Charakter, nämlich ein kleiner, aber feiner Markt zu sein, nicht einbüßen", erklärt Eifrig. Zu dem Besonderen soll auch das vielfältige Programm beitragen. So soll zu dem Bewährten immer wieder Neues und Interessantes angeboten werden.

Den Organisatoren ist es ein wichtiges Anliegen, neben dem Kirchplatz auch den schönen Werbener Stadtkern in das Veranstaltungsgeschehen immer mehr mit einzubeziehen - vor allem mit kulturellen, aber auch besonderen kulinarischen Angeboten. So sollen die Gäste dazu animiert werden, die schöne Stadt mit ihren zahlreichen sehenswerten historischen Häusern näher in Augenschein zu nehmen. Dazu verlocken bereits einige offene Höfe und Häuser, wo die Gäste neben Gaumenfreuden vor allem Kultur geboten bekommen. Erwähnt seien an dieser Stelle nur das Kommandeurshaus mit seiner besonderen Historie, das Haus Eifrig mit den traditionellen Figuren-und Papiertheater-Vorführungen und nicht zuletzt das Hoftheater in der Seehäuser Straße, wo die Dilettantengesellschaft "Altmärkisches Treibgut" insbesondere anlässlich der beiden großen Märkte zur Biedermeierzeit passende Theaterstücke zur Aufführung bringt.

Eine Besonderheit der Werbener Biedermeiermärkte ist außerdem die Möglichkeit zu Rundfahrten mit der mehrspännigen Königlich-Hannoverschen Postkutsche durch die Stadt Werben, die übrigens außer "storchenreichste Stadt Deutschlands" auch die Zusatzbezeichnungen "kleinste Hansestadt der Welt" und wohl bald auch offiziell "Stadt der Johanniter" trägt. Denn der Ort verfügt über die älteste Gründung des Johanniterordens auf norddeutschem Boden. Markgraf Albrecht der Bär übertrug einst dem Orden die Kirche und ein beachtliches Stück Land.

"Marktbesucher leisten direkten Beitrag zur Bewahrung der Altstadt"

Werner Eifrig hebt eine weitere Besonderheit hervor: "Wer die Biedermeier-Märkte besucht, leistet einen direkten Beitrag zur Bewahrung der Werbener Altstadt. Denn die Einnahmen, die der AWA aus der Veranstaltung erzielt, fließen in den Erhalt der historischen Bausubstanz. Der Arbeitskreis hat in den zurückliegenden Jahren eine Reihe historischer Häuser vor dem Verfall bewahren und an Käufer vermitteln können."

Die beiden wichtigsten Bauten, denen sich der AWA bereits seit längerem widmet, sind das leerstehende Wohnhaus Fabianstraße 26 und die direkt am Kirchplatz gelegene Alte Schule. Wie Eifrig erläutert, gilt das Fachwerkhaus Fabianstraße 26 als eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser Werbens. Der AWA plant, dieses Besuchern als Anschauungsobjekt zugänglich zu machen. Dort soll gezeigt werden, wie die Menschen zu Ur-Urgroßmutters Zeiten gelebt haben.

Aktiv zur Sache gehen könnte es schon in diesem Jahr an der Alten Schule. Der Westgiebel des zweistöckigen Gebäudes ist völlig marode. Große Risse durchziehen das Mauerwerk und gefährden das Haus. "Durch großzügige Förderprogramme ergibt sich für uns möglicherweise die Gelegenheit, den Giebel in Fachwerkbauweise wieder herzurichten. Dies würde auch zu einer deutlichen optischen Aufwertung des Kirchplatzes führen, der ja wiederum der Hauptveranstaltungsort für die Werbener Biedermeiermärkte ist", erläutert Eifrig. Sicherlich dürften diese beiden Vorhaben weit vorn auf dem Jahresarbeitsplan des AWA stehen, der zur Mitgliederversammlung an diesem Freitag beraten und beschlossen wird.

Die Vorbereitungen auf den nächsten Werbener Biedermeier-Sommer am Wochenende, 4. und 5. Juli, laufen bereits auf vollen Touren. Das bunte Treiben läuft am Sonnabend von 12 bis 19 Uhr und Sonntag von 11 bis 17 Uhr auf dem Kirchplatz, auf offenen Höfen und in Häusern der Stadt, mit umfangreichem Programmangebot.