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Osterburger Abiturjahrgang von 1994 erinnerte sich an die gemeinsame Schulzeit und Sanierungsarbeiten in der Bildungsstätte "Was da an Goethe weggeschmissen wurde, war Wahnsinn"

Von Astrid Mathis 05.05.2015, 03:25

Osterburg l Der stellvertretende Schulleiter des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums, Andreas Schulz, schob am Sonnabend eine Doppelschicht. Aber gern. Nach dem Rundgang mit Abijahrgang 1965 hatten sich für den Nachmittag nach 11 Jahren Pause die Jubilare vom Abschluss 1994 angemeldet, die er selbst unterrichtete.

"Ihr geht ja jetzt stark auf die 40 zu, wir einigen uns auf Du", bemerkte gleich zu Beginn "Mathe-Schulz". "Und darauf mussten wir 21 Jahre warten?!" kommentierte einer vorlaut. Auf das allgemeine Gelächter hin kündigte der Lehrer eine Hausaufgabe an. Nicht nur zum Erinnern seien ja von den vier Klassen 42 Schüler, davon acht Männer, da, sondern auch, um etwas zu lernen.

Dass das einstige preußisch königliche Seminar 1991 saniert wurde, hatten die Pennäler selbst zu spüren bekommen. "Ihr wurdet ja zum Ausräumen missbraucht. Was da an Goethe weggeschmissen wurde, war Wahnsinn", sagte Schulz. Nach den Sommerferien war der mit 1,5 Millionen Euro veranschlagte Schliff, der dann doch 3,5 Millionen kostete, noch nicht fertig. Und die Zehntklässler hatten gut zwei Monate nachmittags und sonnabends in der Sekundarschule Osterburg Unterricht. Bis heute findet dort in der Turnhalle sowieso der meiste Sportunterricht statt. Die Wanderung dahin gilt schon als Teil desselben. Inzwischen siedelte das Internat in die Berufsschule um. Annett Koschlig, deren Eltern nach Berlin umzogen, war eine von den wenigen, die das mitmachten. "Ich war der Exot", erzählte sie lachend.

Damals wurden 618 Schüler gezählt, heute sind es 723 nach Zusammenlegung mit dem Gymnasium in Seehausen. Das Anfang der 90er eingeführte Punktesystem ab der 11. Klasse ist noch immer aktuell. Nur heißen die Leistungskurse jetzt "Erweitertes Anforderungsniveau". Nach einem Abstecher in den Chemieraum sahen sich die ehemaligen Pennäler den Kunstbereich in der alten Stadtschule an, die zu ihrer Zeit gar nicht genutzt wurde. Staunen über Staunen. Dann Pause fürs Gruppenfoto im Bibliothekshof.

Anschließend rückten die Enddreißiger im Kavaliershaus Krumke Abizeitung und Fotos heraus. Und die sahen sich alle ganz genau an. Zu der Runde gesellten sich dort auch die Klassenlehrer Rosemarie Dähn und Karola Flachsmeier sowie Hannes Bethge, Manfred Weigert und Dr. Hans Lehmann. Dieser hatte damals die erste Homepage für das Gymnasium erstellt und seine Leidenschaft für die neu eingeführte Informatik mit den Schülern geteilt. Bei Jens Lehmkau, Mario Krüger und Sandro Neils trug das die meisten Früchte: Software zu entwickeln und zu programmieren, ist zu ihrem Beruf geworden. Sie gründeten 2002 eine eigene Firma, die sich von vier auf 20 Mitarbeiter erhöhte.

Natürlich kam mit dem Reden die Erinnerung an lustige Anekdoten hoch. Rosemarie Dähn wusste noch ganz genau, dass in der 11. keiner mit ihren Nonnen, äh Mädels, eine Klassenfahrt machen wollte und dass am letzten Schultag vor dem Auftritt der "Nonnen" "Romeo und Julia" gespielt wurde. Übrigens gibt es tatsächlich ein Paar, das sich in der Schule gefunden hat: Mario Krüger und Sandra Amelung sind seit der 10. Klasse zusammen und leben mit ihren Söhnen in Möser bei Magdeburg.

Auch aus Salzwedel, Berlin, Hamburg, Osnabrück und Trier kamen die Schüler zu dem Treffen, das Antje Netzband (ehemals Moser) aus Stendal organisierte. Zwei Mädchen aus dem Jahrgang sind nach Amerika ausgewandert. Die früheren Pennäler dachten aber auch an ihre inzwischen verstorbene Mitschülerin Andrea Salomon.

Zum Abschluss überreichte Antje Netzband jedem Gast eine Tasse mit Foto vom Markgraf-Albrecht-Gymnasium und der Aufschrift: "Kommt, wie ihr seid, kommt, wie ihr wart" nach dem Nirvana-Hit. Das nächste Treffen gibt es zum 25. Jubiläum.