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Hilfsaktion Mitgefühl in kleinen Päckchen

Christian Lenz will Flüchtlingen helfen. Er sammelt Spenden für Päckchen, um Kinder im Asylbewerberheim zu beschenken.

Von Nora Knappe 06.08.2015, 18:37

Stendal l Im Päckchenpacken ist Christian Lenz geübt. Seit einigen Jahren beteiligt er sich an "Weihnachten im Schuhkarton", der jährlichen Geschenkaktion für Kinder in Not. Daher weiß er recht gut, worüber Kinder sich freuen: "Kinder brauchen Geborgenheit, dafür kann ein Kuscheltier sorgen. Und sie sollen frühzeitig auf Hygiene achten, deshalb gibt es Zahnbürste und Zahnpasta. Und natürlich sollen sie auch etwas für die Sinne haben, also Süßigkeiten."

Der Polemik etwas entgegensetzen

Diese Dinge sollen in kleine Pakete, die Lenz Flüchtlingskindern in der Stendaler Gemeinschaftsunterkunft zukommen lassen will. Darüber hinaus können es auch Malhefte und Stifte sein. Wichtig: Wer Gummitierchen beisteuert, sollte darauf achten, dass keine Schweinegelatine drin ist - denn viele Kinder wachsen im muslimischen Glauben auf, für sie sind Lebensmittel vom Schwein verboten.

Diese Hilfsaktion hat der 29-Jährige, der als Physiotherapeut in Stendal-Süd arbeitet, aus eigenem Antrieb in Gang gebracht. "Ich bin eines Tages am Asylheim vorbeigefahren, habe die Frauen und Kinder draußen sitzen sehen, und in dieser Sekunde war ein ganz bestimmtes Gefühl in mir." Dieses Gefühl hat zu tun mit einer inneren Überzeugung, mit Herz, Nächstenliebe und dem Bewusstsein, dass man einer oftmals polemisch und emotional aufgeladenen Situation etwas entgegensetzen kann. "Es ist klar, es passiert derzeit eine ganze Menge in der Welt, es gibt durch die Flüchtlingssituation sehr viel emotionales Chaos, sehr viel Gegeneinander. Das möchte ich auflösen helfen."

Es sind nicht Objekte, sondern Menschen

Bei den Sozialarbeitern in der Gemeinschaftsunterkunft, bei der Freiwilligenagentur Altmark und in der Teestube Maranata hat er sich informiert, was wie von wem in Stendal für Migranten getan wird, wie das Netzwerk funktioniert. Und beim Stendaler Oberbürgermeister hat er sich einen Termin geben lassen, um auch ihn für die Thematik zu sensibilisieren, "deutlich zu machen, es sind nicht Objekte, sondern Menschen, die Gewalt und Morde und Krieg erlebt haben und unsere Hilfe brauchen".

Dass Christian Lenz Hilfe in Form von Geschenkpaketen versucht, mag naiv klingen. Aber er denkt eben nicht \'Was soll das schon bringen...?`, sondern er macht. Und ist sich sicher: "So eine Spende lässt nicht nur Kinderherzen lachen, sondern zeigt auch den Eltern, dass es hier Menschen gibt, die an sie denken. Jeder braucht doch das Gefühl, angenommen und nicht allein zu sein."

Aufruf an andere, ebenfalls zu helfen

Er versteht seine Aktion insofern auch als Aufruf an Privatpersonen, Institutionen oder Firmen, "in sich zu gehen, auf ihr Herz zu hören und zu helfen". Auch seine Chefin und eine Stendaler Druckfirma haben sich von seinem Eifer schon anstecken lassen, helfen mit Geld- oder Sachspenden. 120 Euro, drei fertige Päckchen und etliche Kuscheltiere und Malstifte hat Lenz beisammen. Wenn es 30 Pakete sind, bringt er sie ins Asylbewerberheim. Und will dann die nächsten Päckchen packen.

Mit dem Päckchenpacken ist es für Christian Lenz allerdings nicht getan. Berührungspunkte mit Migranten hat er längst. "Ich arbeite ehrenamtlich im Jugendclub Eckstein, wo auch ausländische Kinder hinkommen. Ich schenke Essen aus, spiele mit ihnen, und dabei wirkt man ja auch an ihrer moralischen Erziehung mit."

Spendenaktion geht weiter

Seine nächste Idee: mit der Massageliege in die Gemeinschaftsunterkunft zu gehen und den Bewohnern kostenlose Massagen anzubieten. Eine Idee, die noch auf den richtigen Zeitpunkt zur Umsetzung wartet. Denn auch freiwillige Hilfsangebote kommen an bürokratischen Hürden nicht so leicht vorbei.

Wer Christian Lenz mit Geld- oder Sachspenden für Flüchtlinge in Stendal unterstützen möchte, erreicht ihn unter Tel. 0152/57311551.