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Osterburger Unternehmen begrüßt neue Lehrlinge / Eigengewächs muss für die Berufsschule bis nach Torgau Erster Azubi für die Flachglasstrecke

04.08.2011, 04:32

Das Osterburger Flachglaswerk im Industriegebiet am Schaugraben sieht seinem 20-jährigen Jubiläum entgegen. Neue Lehrlinge zum Beginn des Ausbildungsjahres zu begrüßen, hat in dem Unternehmen an der B 189 deshalb schon längere Zeit eine gewisse Routine.

Von Ralf Franke

Osterburg. In diesem Jahr war das allerdings etwas anders. Geschäftsführer Enno Kecker konnte seine Willkommensblumensträuße neben drei jungen Leuten, die das Unternehmen für den kaufmännischen Bereich ausbildet, endlich auch einem Lehrling für den Beruf des Flachglasmechanikers (im gewerblichen Bereich, muss es korrekt heißen) überreichen.

Christian Schmidt wäre demnach der erste Auszubildende an der Biese, der das vielseitige Handwerk - insbesondere die Produktion von Sicherheitsglas in all ihren Facetten - von der Pike auf lernt. Der junge Mann hätte in der Firma, die bei den gut 100 Beschäftigten bislang vor allem auf Seiteneinsteiger und deren Umschulung setzt, gute Übernahme- oder gar Aufstiegs-Chancen. "Wenn er nicht gerade goldene Löffel stiehlt", bestätigte Kecker schmunzelnd auf Nachfrage.

Gern mehr Nachwuchs

Eigentlich müsste das Berufsverhältnis bei den Lehrlingen umgedreht sein. Während die Firma bei den kaufmännischen Berufen auch aus Gründen der Verantwortung für die Region sozusagen über Bedarf ausbildet, durchmacht die Ausbildung am Glas seit Jahren eine Durststrecke. An der Unternehmensphilosophie liegt das nicht. Enno Kecker und seine Mitstreiter würden gern viel mehr eigenen Nachwuchs "heranziehen", aber die Bedingungen sind denkbar schlecht. Es gebe einfach zu wenig geeignete Interessenten, beklagt der Firmenchef. Dazu schrecke der logistische Aufwand, der für den theoretischen Teil nötig ist, potenzielle Bewerber ab. Christian Schmidt muss seinen Blockunterricht in den kommenden drei Jahren nämlich im sächsischen Torgau absolvieren. Und das, obwohl Sachsen-Anhalt im bundesdeutschen Vergleich als Kernland der Flachglasproduktion gilt, meint Kecker kopfschüttelnd. Die Osterburger Glaswerker bemühen sich seit Jahren, beispielsweise in den Berufsbildenden Schulen des Landkreises in Stendal eine Klasse zu bilden. Bislang stieß Kecker damit bei den Verantwortlichen auch in Magdeburg indes eher auf taube Ohren. Da halfen über die Jahre selbst die Besuche von Landespolitikern aller Couleur nur wenig (wir berichteten).

Froh über Teilerfolg

Nichtsdestotrotz ist Kecker mit dem jetzt erreichten Teilerfolg auch schon zufrieden und ermutigt junge Leute, Flachglasmechaniker in die engere Berufswahl einzubeziehen. Angst vor der logistischen Herausforderung muss niemand haben. Auch Christian Schmidt entstehen mit der Beschulung in Sachsen weder durch die Anreise noch für die Übernachtung Mehrkosten. Die trägt das Unternehmen. Ein Unternehmen mit Zukunft, wie die millionenschweren Investitionen in eine neue Halle und moderne Technik zeigen.