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Gottesdienste nicht nur in Osterburg und Dequede erzählen von der Weihnachtsbotschaft Alle Fäden sind in der Hand des Heilands

Von Astrid Mathis Aktualisiert: 14.12.2021, 20:48

Trompetenklänge in der Biesestadt luden am Heiligen Abend zur Christvesper in die St. Nicolaikirche ein. Wie in Osterburg, so zog es Groß und Klein auch in den Dörfern zur Weihnachtsbotschaft in die Gotteshäuser.

Osterburg/Dequede l Au, au, da muss sich Statthalter Quirinius von Kaiser Augustus ganz schön was anhören: "Ich glaube, dass du nicht den Überblick behältst. Die Leute kriegen immer mehr Kinder", sagt der. "In Palästina macht eh jeder, was er will", kontert dieser und beauftragt Herodes mit der Volkszählung für eine Pro-Kopf-Steuer. Augustus, noch alle Fäden in der Hand, wartet geduldig auf Bericht. "Es läuft", erklärt Herodes und gesteht schließlich, dass die Leute mosern und Unruhe verbreiten. Auch sei ein Kind geboren, das der König der Welt sein soll. Und wenn ein Kind der Heiland ist, was spielt der Kaiser im Palast sich so auf? Gleiche Rechte für alle? "Quatsch", erwidert dieser und muss sehen, wie ihm Engel die Fäden in der Hand zerschneiden.

Das Krippenspiel der Jungen Gemeinde und der Kirchenältesten hat das Thema der Christvesper in St. Nicolai schon berührt: "Alle Fäden in der Hand". Von ihren Gedanken dazu erzählte anschließend Pfarrerin Claudia Kuhn. Erwachsene und Kinder in den Reihen hielten selbst rote Fäden in der Hand, die sie am Eingang bekommen hatten und stellten sich Fragen wie: "Wo binde ich jemanden? Wer zieht an meinen Fäden? Wen halte ich?" Für die Pfarrerin gibt es nur eine Antwort: "Mein sind die Fäden nicht, mein ist die Macht nicht. nur der Augenblick, in dem ich lebe. Einer hat die Fäden in der Hand. An dem können wir uns festmachen."

"Das Rennen wird unterm Weihnachtsbaum entschieden", griff Pfarrer Matthias Kruppke bei der Weihnachtsandacht in der Dequeder Kirche den aggressiven Werbeslogan eines Elektronikkonzernes auf. "Ja, aber nur, wenn die Krippe von Jesu Christi unter dem Baum steht", schob der Geistliche mit Blick auf den tieferen Sinn des Festes nach.

Weil insbesondere an Heiligabend die Kirchen voller als sonst sind, war Kruppke selbst etwas gehetzt, da er neben Dequede auch die Christvespern in Bretsch und Kossebau auf dem Plan hatte, während die Gemeindeglieder in Polkern Heiligenfelde und Stapel kleine Andachten in Eigenregie gestaltetet. Hilfe bekam Kruppke wie in anderen Jahren von seiner Familie, die mit für Aufbau der Ton- und Computertechnik sorgte, die im dritten Jahrtausend zumindest beim Kossebauer Pfarrer fast schon zur begleitenden Standartausrüstung gehört. Während Frau und Kinder bei der Logistik halfen, begleitet seine inzwischen 81-jährige Mutter Rosegret Kruppke die Andacht an der Orgel des kleinen Gotteshauses, das von der Gemeinde liebevoll geschmückt worden war. Besonders erwähnte Pfarrer Kruppke die hochgewachsene Nordmanntanne, die Waldbauer Erhard Kamp für die Kirche gesponsert hatte. Musikalische Verstärkung bekam der Seelsorger auch durch Anna-Maria Koßbau, deren Solostimme von der Empore erklang, während ihre Mutter, Gemeindepädagogin Karin Koßbau, Teile der Weihnachtsgeschicht vorlas.

In seiner Andacht betonte Kruppke, dass es in der Macht jedes Einzelnen läge, zwischen Perfektionsstress und Besinnlichkeit zu wählen. Mit Verweis auf die Gesundheit betonte er, dass man die wertvollsten Güter ohnehin nicht schenken, sondern nur wünschen könne.

Bei der Kollekte waren ihm Wünsche allein indes nicht genug. Traditionell wird zu Weihnachten im Namen des Hilfprogrammes "Brot für die Welt" gesammelt. Leider, so Kruppke angesichts der anhaltenden Not, sei diese Art der Hilfe auch nach 50 Jahren so nötig wie am ersten Tag.