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Seehäuser Uhrmachermeister Günther Haut absolvierte mit Berufskollegen seine zweite Arbeitsreise nach Indien Prunkpendule tickt wieder im Maharadscha-Palast

05.05.2012, 03:23

Zum zweiten Mal hielt sich der Seehäuser Uhrmachermeister Günther Haut zu einem Arbeitsaufenthalt in Indien auf, bei dem ihn auch seine Frau Sigrid begleitete. Mit dabei war diesmal auch ein Team des ZDF und drehte einen Beitrag. Der wird am Sonntag vom Sender 3-Sat ausgestrahlt.

Von Andreas Puls

Seehausen l Wie schon 2011 reparierte Günther Haut gemeinsam mit Berufskollegen im Palast von Jodhpur wertvolle historische Uhren. Eingeladen wurden die Experten, die allesamt dem Fachkreis Historische Uhren Schloss Raesfeld angehören, auch in diesem Jahr wieder vom Maharadscha von Jodhpur, Gaj Singh II. Der von ihm und seiner Familie als Palast mit genutzte Herrschaftssitz ist heute größtenteils ein Hotel. Auch ein Museum gehört dazu.

Von Frankfurt/Main ging es mit dem Flugzeug nach Delhi und von dort aus weiter mit dem Flieger in das südwestlich der indischen Hauptstadt gelegene Jodhpur im Bundesstaat Rajasthan. Die Stadt wurde 1459 gegründet und zählt heute 930000 Einwohner. Die sehr sehenswerte Altstadt mit ihren engen Gassen, Sandsteinhäusern und einer riesigen gut erhaltenen Festung ist von einer zehn Kilometer langen Stadtmauer umgeben.

"Diesmal war alles ganz anders als im vergangenen Jahr, vor allem, was unsere Unterbringung betraf", berichtet Sigrid Haut. "Man holte uns mit dem Bus vom Flughafen ab. Auch diesmal gab es wieder ein Begrüßungsdinner. Aber dann wurden wir nicht in den Palast gebracht, sondern zu einem verwilderten Ruinengrundstück. Dieses gehörte früher ebenfalls zum Palast. Dort befand sich unser Gästehaus, in dem die insgesamt zehnköpfige Gruppe und auch die beiden Fernsehreporterinnen vom ZDF untergebracht wurden. Die Art der Unterbringung drückte anfangs etwas die Stimmung." Im vergangenen Jahr wohnten die deutschen Gäste noch direkt im Palast und waren vom Maharadscha empfangen worden. Auch das war diesmal nicht der Fall. "Aber wie sich schnell her-ausstellte, gab es für all das einen triftigen Grund. Der Palast, also das dortige Luxushotel, war in diesem Jahr komplett ausgebucht - wegen der prunkvollen Hochzeit eines indischen Bauunternehmers. Da war auch der Maharadscha voll mit eingebunden", führt Sigrid Haut weiter aus. Das kleine Manko der Unterbringung war allerdings nach kurzer Zeit vergessen. Denn die Gäste wurden trotzdem rundherum verwöhnt. Man organisierte für die Gruppe Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten Jodhpurs und der Umgebung und lud sie zu Empfängen ein. Auch ein Ausflug in die Wüste Thar stand auf dem Programm. Dort ist das Ehepaar Haut erstmals auf einem Kamel geritten.

Vogel erhält erst 2013 seine Stimme wieder zurück

"Vor allem waren wir aber zum Arbeiten dort", so Günther Haut. Zum Palast gehört auch ein Privatmuseum des Maharadschas. Dieses ist öffentlich zugänglich und wird rege besucht. Zu den Exponaten zählen zahlreiche historische Uhren, die größtenteils nicht mehr funktionstüchtig sind. Auch sie sollen nach und nach von den Experten des Fachkreises repariert und restauriert werden. "Die im vergangenen Jahr eigens dafür eingerichtete provisorische Werkstatt stand noch so da. Die Kiste mit Werkzeug, das die beteiligten Uhrmacher mitgebracht hatten, war auch komplett und wurde mit weiteren Werkzeugen ergänzt. Also konnte es sofort losgehen."

Günther Haut widmete sich der Reparatur und Aufarbeitung einer französischen Prunk-Pendule mit Musikwerk und einem zwitschernden Vogel. "Durch die hohe Luftfeuchtigkeit in Indien sind die Zeitmesser im Laufe der Zeit extrem angelaufen und haben Grünspan angesetzt. Daher ist es mit einem großen Aufwand verbunden, den Stücken wieder zu ihrem ursprünglichen Glanz zu verhelfen", so Haut.

Einige Uhren, so der Seehäuser weiter, konnten nicht vor Ort repariert werden. So wurden Teile mit nach Deutschland genommen, um sie hier zu reparieren beziehungsweise die entsprechenden Ersatzteile zu besorgen. Sie werden zur nächsten Reise wieder mit nach Indien genommen. So war auch schon im vergangenen Jahr verfahren worden, sodass einige Uhren, die 2011 nicht fertig gestellt wurden, nun wieder laufen. Die französische Pendule, der sich Haut diesmal widmete, konnte aufgearbeitet und größtenteils repariert werden - mit Ausnahme des Vogels. Der Blasebalk dafür konnte nicht vor Ort repariert werden. Er wird in Deutschland neu angefertigt und wird im nächsten Jahr eingebaut.

In dem Palast warten noch eine Reihe von Uhren auf Reparatur. Aber die Sammlung ist längst nicht so umfangreich wie die in den Zarenpalästen von St. Petersburg, wo Günther Haut in den zurückliegenden Jahren bereits zehn ehrenamtliche Arbeitseinsätze leistete. Der Plan für 2013 steht jedoch bereits. Der Maharadscha von Jodhpur hat den Gästen aus Deutschland erneut eine Einladung ausgesprochen.

Abstecher nach Agra zum Taj Mahal beeindruckte

Hauts unternahmen im Anschluss an die zweiwöchige Arbeitsreise mit der Eisenbahn noch einen zweitägigen Abstecher nach Agra. "Schon allein wegen des weltberühmten Taj Mahal lohnte sich diese Reise. Es ist wirklich ein unglaublicher Prunkbau", schwärmt Sigrid Haut.

Der im Rahmen des Arbeitsaufenthaltes des Uhrmachermeisters entstandene Fernsehbeitrag wird am morgigen Sonntag um 16.15 Uhr vom Sender 3-Sat ausgestrahlt. Und es gibt sogar bereits einen Wiederholungstermin: am Sonnabend, 9. Juni, um 19.25 Uhr (ebenfalls 3-Sat).