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  7. 3,6 Millionen Euro für Auen-Verbundsystem

Bund fördert großes Naturschutzvorhaben an der Elbe / Hohe Garbe wird Kernzone im Reservat 3,6 Millionen Euro für Auen-Verbundsystem

Von Andreas Puls 29.11.2012, 02:22

Vor wenigen Tagen wurde ein 3,7 Millionen Euro umfassendes, bundesländerübergreifendes Projekt zum Schutz von Auenwäldern an der Elbe gestartet. Einen Schwerpunkt bildet darin die Weiterentwicklung des Naturschutzgebietes Hohe Garbe nördlich von Wanzer und Aulosen.

Lenzen/Aulosen l Auenwälder zählen zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen Europas. An den meisten Flüssen sind sie bereits weitgehend verschwunden. Aber an der Elbe gibt es noch einige, zumeist kleinere intakte Auenwaldgebiete - so auch an der unteren Mittelelbe im "Dreiländereck". Sie sollen jetzt in einem großangelegten Auenprojekt weiterentwickelt und enger vernetzt werden. Dafür gibt es eine großzügige Förderung aus dem neuen Programm "Biologische Vielfalt" des Bundesumweltministeriums von insgesamt 2,8 Millionen Euro.

"Wir freuen uns, dass wir vor wenigen Tagen den Förderbescheid vom Bundesamt für Naturschutz für das ehrgeizige Vorhaben erhalten haben. Zu den 2,8 Millionen Euro Fördermitteln kommen noch 25 Prozent Eigen- und Drittmittel. Unter anderem die Lotto-Toto-Gesellschaft, die Otto-Stiftung Hamburg, der BUND und die BUND-Stiftung beteiligen sich. Insgesamt umfasst das über fünf Jahre laufende Projekt ein Volumen von 3,7 Millionen Euro", erklärt der Biologe Dieter Leupold, einer der Projektkoordinatoren beim Trägerverbund Burg Lenzen.

Natürliche Waldentwicklung und mehr Freiheit für den Fluss

Wie Leupold weiter ausführt, erstreckt sich das betreffende Auen-Verbundsystem an der unteren Mittelelbe über die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. "Auf der sachsen-anhaltischen Seite gehört die Hohe Garbe dazu. Von besonderem Interesse ist dabei ein vergleichsweise großflächiger, alter Auenwaldbestand mit viel Hartholz wie Eichen und Ulmen. Dort sollen die ersten Maßnahmen in dem Projekt umgesetzt werden. Dazu gehört die Neuordnung von Eigentumsverhältnissen. Das Land Sachsen-Anhalt hat dort viele Nutzungsflächen, die sehr zersplittert liegen. Sie sollen zusammengelegt werden. Außerdem haben wir dank der Förderung nun die Möglichkeit, weitere Flächen in dem Gebiet zu kaufen. Die Hohe Garbe steht bereits seit langem unter Naturschutz. Ein Gebiet von insgesamt 420 Hektar soll zu einer Kernzone im Biosphärenreservat Mittelelbe werden."

Ein wichtiges Ziel sei dort die Förderung der natürlichen Waldentwicklung. Außerdem solle mit dem Zulassen des Wassereinflusses der Elbe eine dynamischere Landschaftsentwicklung als bisher ermöglicht werden. Leupold: "Das Gebiet ist dafür hervorragend geeignet, weil der Elbdeich dort bereits erneuert wurde. Die Hohe Garbe liegt außerhalb des neuen Deiches. Der alte Deich wird nicht mehr gepflegt. Er soll der Natur überlassen werden. Verbunden sind mit den Vorhaben umfangreiche Untersuchungen. Das dortige Bodenordnungsverfahren steht auch im Zusammenhang mit dem touristischen Leitprojekt ,Grünes Band\' und ist Bestandteil des Regionalen Entwicklungsplans Altmark."

Die Öffentlichkeitsarbeit sei ein weiteres wichtiges Anliegen im Rahmen des Projekts. "Wir wollen die Menschen über den Wert von Auen informieren. Dazu zählen beispielsweise die Bindung von Kohlendioxid in den Bäumen und im Boden und die Reinigungsleistung. Auenwälder filtern große Mengen Nährstoffe aus dem Wasser. Nicht zuletzt spielen sie für den Hochwasserschutz eine große Rolle. Und die Auenwälder sind Kinderstuben für viele Fischarten. Der Erholungswert der Auen ist ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt."

Auf Brandenburger Seite spielt das Rückdeichungsgebiet bei Lenzen die zentrale Rolle in dem Projekt. Dort wurden bereits großflächige Neuanpflanzungen von Auenwald vorgenommen, die ebenfalls weiterentwickelt werden sollen. Auf niedersächsischer Seite gehört das "Elbholz" mit dazu - ebenfalls ein alter Auenwaldbestand. Der länderübergreifende Auenverbund umfasst insgesamt 40 Flusskilometer.

Heimat für Schwarzstorch, Seeadler und vieles mehr

Die Auenwälder der Region sind Lebensraum für viele zum Teil sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. Wie Leupold informiert, gehören unter anderem der Schwarzstorch, der Seeadler, verschiedene Fledermäuse, aber auch die Rotbauchunke dazu. Eine Pflanzenart, die in der Hohen Garbe vorkomme, sei beispielsweise die seltene Krebsschere.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) als Bewilligungsbehörde begleitet das Naturschutzprojekt fachlich. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche: "Die Bundesregierung verfolgt mit der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt die Ziele, natürliche Auenwälder wiederherzustellen und den Flüssen bis zum Jahr 2020 wieder zehn Prozent mehr Überflutungsraum zu geben."