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Bretscher schrieb Buch über die Kirchen der Altmark Hartwig schwärmt vom Schatz vor der Haustür

Von Frank Schmarsow 24.12.2012, 01:28

Einem interessanten Thema war der literarisch-musikalische Abend am Freitag im evangelischen St.-Nicolai-Gemeindezentrum gewidmet. Thomas Hartwig aus Bretsch stellte sein Buch "Alle Altmarkkirchen von A bis Z" vor.

Osterburg l Drei Jahre hat es gedauert, bis Hartwigs 596 Seiten umfassendes Werk, erschienen im Elbe-Havel-Verlag, vorlag. Erfasst worden sind evangelische, katholische, neuapostolische und Gotteshäuser in wüst gewordenen Orten wie beispielsweise Käcklitz.

Thomas Hartwig, gebürtiger Pritzwalker und seit 1992 in Bretsch lebend, trug, immer mit dem Fahrrad unterwegs, das Material von insgesamt 518 Kirchen - von Abbendorf bis Zühlen - in akribischer Recherche zusammen und lieferte als Hobbyfotograf auch die Bilder dazu. Jedem Gotteshaus steht eine Seite zur Verfügung.

Seine erste Kirche fotografierte Thomas Hartwig in Ghana

In einem Dorf in Ghana, wo er als Entwicklungshelfer gearbeitet hatte, fotografierte der Bretscher, der seinen Lebensunterhalt als Mitarbeiter des Biosphärenreservates Mittelelbe bestreitet, seine erste Kirche. "Das war gewissermaßen der Beginn einer Leidenschaft. 2008 bin ich auf die Internetseite eines Andreas Schwieger gestoßen, auf der er mitteilte, er hätte Wissenswertes über etwa 70 Altmarkkirchen zusammengetragen. Das hatte mich fasziniert. Ich wollte nun herausfinden, wie viele Kirchen die Altmark überhaupt hat. Dabei trat zutage, dass wir mit den Sakralbauten einen wahren Schatz vor unserer Haustür haben." In beiden Teilen der Altmark sei eine einzigartige Dichte von Kirchen zu verzeichnen, zeigte sich der Autor beeindruckt. Beseelt vom Tatendrang hätte er anfangs nicht gewusst, worauf er sich da überhaupt eingelassen habe, gestand Hartwig. Kamera, Rucksack und Notizbuch waren schnell gekauft und das Fahrrad fertig gemacht. Als einst aktiver Triathlet sei ihm das Radfahren - 150 bis 200 Kilometer am Tag - nicht schwer gefallen, berichtete er und erwähnte eher nebenbei, dass er fünf Mal an anspruchsvollen Ironman-Wettbewerben teilgenommen hätte.

"Ich habe viele nette Menschen kennengelernt"

"Das Reisen mit dem Fahrrad ist beschaulicher und gemütlicher. Man sieht mehr und findet eher Kontakt zu den Leuten als ein Autofahrer", ist seine Erfahrung. "Ich habe unterwegs viele nette Menschen kennengelernt, die mir ihre Kirchen gern gezeigt haben, aber auch die Schwierigkeiten nicht ausgelassen, die sie beim Erhalt der Bauwerke haben."

Den Entschluss zu einem Buchprojekt fasste Thomas Hartwig gemeinsam mit dem Verleger Steffan Warnstedt erst, als er 300 Kirchen dokumentiert hatte. Der Autor griff bei seinen Recherchen auf Quellen zurück, die sich in Museen, in einschlägigen Fachbüchern und bei den Menschen vor Ort boten. "Von den Einwohnern erfuhr ich Dinge, die in keinem Buch stehen", sagte er.

Schließlich wählte der Hobbyhistoriker, der sich als Mitglied im Bretscher Heimatverein engagiert, aus 12000 Kirchenfotos diejenigen aus, die die jeweiligen Gotteshäuser am anschaulichsten erscheinen lassen.

Thomas Hartwigs Buch enthält außer den Beschreibungen der verschiedenen Kirchen zwei Fachbeiträge: von Lothar Mittag über wüste Kirchen und von Ulf Frommhagen über wehrtechnische Anpassung von Dorfkirchen in der Altmark. Außerdem findet man zwei Bilder von der Malerin Michaela Herbst: "Dohlen am Havelberger Dom" und "Goldbecker Turmfalken".