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Gäste beschweren sich über fehlende öffentliche Toiletten am Wochenende Wer nötig muss, hat es in Salzwedel schwer

Von Philip Najdzion 10.01.2013, 01:27

Salzwedel hat längst keine öffentlichen Toiletten mehr. Doch die Stadt hat derzeit keine Idee, wie es besser laufen könnte. Gerade für Touristen ist die Situation ein Ärgernis.

Salzwedel l Stellen Sie sich vor, Sie besuchen Salzwedel. Sie haben ein paar Stunden Busfahrt in den Knochen und ein dringendes Bedürfnis. Da haben sie an Feiertagen schlechte Karten. Es gibt kein öffentliches Klo in der Stadt.

So ging es Silvester einigen Touristen. Sie konnten ihren Salzwedel-Besuch kaum genießen. Stadtführer Arno Sommerfeld zitiert einen Gast aus Berlin: "Sie haben so ein schönes Städtchen, wollen Sie verhindern, dass das auch andere sehen?"

Ein Anfang wäre, so Sommerfeld, die Burggarten-Toilette wieder zu öffnen. Doch diese ist als Konsolidierungsmaßnahme gestrichen worden, so Stadtsprecher Olaf Meining. Ohnehin hatte die Stadt mit ihr viel Ärger und hohe Kosten. "Es gab immer wieder Vandalismus", so der Stadtsprecher. "Es gibt jetzt weniger Beschwerden, dass das Klo zu ist, als vorher über den Zustand", habe Oberbürgermeisterin Sabine Danicke gesagt. Die Stadt hätte zudem versucht, einen Käufer zu finden - vergebens.

Ebenso schlecht sieht die Lage am Nicolaiplatz und am Bahnhof aus, wo es einst für Bürger die Chance gab, sich zu erleichtern. Die Bahnhofstoilette sollte bereits abgebaut sein. Gespräche mit dem Eigentümer der Toiletten am Nicolaiplatz hätten kein Ergebnis gebracht. "Im Rathaus und im Bürgercenter kann jeder zur Toilette gehen. Aber eben nicht am Wochenende", so Meining. Ein Neubau oder eine Reaktivierung seien immer mit Kosten verbunden. Außerdem entstünden Betriebskosten.

Eine Alternative hatte der Jugendstadtrat ins Gespräch gebracht. Cafés könnten sich für Toilettenbesucher öffnen. Sie bekämen einen Aufkleber, könnten 50 Cent kassieren und beispielsweise kostenfreie Werbung auf Straßenkarten der Stadt erhalten. "Wir fragen da nochmal nach", sagt Olaf Meining und fügt hinzu: "Da machen sicher nicht alle mit."

Manche Cafés öffnen sich zwar schon jetzt für die Gäste. Gerade große Gruppen seien aber weniger willkommen, erzählt Sommerfeld aus der Praxis. Touristen müssen vereinzelt sogar einen Euro bezahlen.

Mobile Toiletten könnten eine Lösung sein. Doch die Verwaltung hat sich hierzu noch keine Angebote eingeholt. Stattdessen habe sie geprüft, werbefinanzierte Toiletten anzuschaffen, so der Stadtsprecher. Doch die Antworten der Firmen seien ernüchternd ausgefallen: "Die kleinste Stadt müsste mindestens 60000 Einwohner haben."

Zumindest einigen Touristen konnte Silvester geholfen werden. "Danke an die Verantwortlichen der Mariengemeinde, die uns die Kluhs öffneten", sagt Arno Sommerfeld.