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Bürgerinitiative lud Vertreter der Deutschen Bahn ein / Kein Lärmschutz an der Ausbaustrecke Viel Lärm an und um die Amerikalinie

Von Christina Bendigs 15.03.2013, 02:19

Eine Info-Veranstaltung der Bürgerinitiative Amerikalinie ist am Mittwochabend auf reges Interesse gestoßen. Mitarbeiter der Deutschen Bahn stellten im Dorfgemeinschaftshaus Pretzier den geplanten Ausbau zwischen Stendal und Uelzen sowie Möglichkeiten des Lärmschutzes vor.

Salzwedel l Druck auf die Politik wird wohl das einzige sein, was den Anwohnern der Amerikalinie zwischen Stendal und Uelzen in Sachen Lärmschutz noch helfen kann. Das ist das Ergebnis eines Treffens der Bürgerinitiative Amerikalinie am Mittwoch im Dorfgemeinschaftshaus Pretzier.

Dort stellten Vertreter der Deutschen Bahn das geplante Projekt vor, die Bahnstrecke zwischen Stendal und Uelzen zweigleisig auszubauen. Im Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 1993 sind Lärmschutzmaßnahmen entlang der Strecke nicht vorgesehen. Deutschlandweit gibt es 3700Kilometer Bahnstrecke, für die das auch gilt. Für jene Strecken ist jedoch ein Lärmsanierungsprogramm aufgelegt worden. Laut derzeit geltendem Plan wären die Pretzierer in zehn bis fünfzehn Jahren mit einer Lärmsanierung an der Reihe. Zu lange, finden die Mitglieder der Bürgerinitiative Amerikalinie. Viele von ihnen wohnen nahe der Bahnlinie und fürchten, bereits nach dem Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Hohenwulsch und Salzwedel mit erhöhtem Bahnverkehr belastet zu sein.

Im nächsten Jahr soll mit dem Bau dieses Streckenabschnittes begonnen werden, 2015 die Teilstrecke freigegeben werden. Derzeit fahren 45 bis 80 Züge pro Tag auf der noch eingleisigen Verbindung. Nach dem Ausbau können pro Richtung zehn Züge mehr fahren. Das sei keine Durchschnittszahl, sondern die maximale Kapazität, betonte Bahn-Mitarbeiter Andreas Ecker als Leiter Produktionsdurchführung Magdeburg.

Die komplette Fertigstellung der Strecke für den Bereich zwischen Stendal und Uelzen ist für 2023/25 geplant. "Aber da möchte ich mich nicht auf ein konkretes Jahr festlegen", sagte er. Dann könnten laut Bundesverkehrswegeplan 160Züge pro Tag fahren - 40 Nahverkehrszüge, der Rest Güterzüge. Grundsätzlich bietet die Amerikalinie eine Kapazität von 200bis 240Zügen pro Tag.

"Flüsterbremsen"

Konkrete lärmsenkende Maßnahmen sagten die Bahn-Mitarbeiter nicht zu. Stattdessen warteten die Vertreter mit recht allgemeinen Zielen und Möglichkeiten auf: "Flüsterbremsen" beispielsweise, von denen sich die Bahn Erfolge verspricht. Sie reduzieren die Rollgeräusche. Die Flotte der Deutschen Bahn soll damit bis 2020 ausgestattet sein. Allerdings könne die Bahn keinen Einfluss auf Drittnutzer des Schienennetzes nehmen. Da müsse die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit künftig nur Züge, die mit entsprechender Technologie ausgerüstet sind, das deutsche Schienennetz nutzen können.

Die Bahn-Vertreter riefen die Bürgerinitiativler gezielt auf, sich dafür einzusetzen, dass diese Technologien in Gesetzen verankert und finanziell gefördert werden.

Sowohl Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert (Die Linke) als auch Landtagsabgeordneter Jürgen Stadelmann (CDU) gaben zu bedenken, dass die Deutsche Bahn auf die Bürger zugehen sollte, statt nur die Politik zu fordern. Denn das sei langwierig. Kunert erinnerte zudem daran, dass die Grundlage für den mangelnden Lärmschutz an der Amerikalinie 1993 gelegt worden war - und der Planfeststellungsbeschluss sei nur deshalb noch gültig, "weil er ständig mit Ausnahmegenehmigungen verlängert wurde". Selbst wenn die Altmark dünn besiedelt sei: "Hier wohnen auch Menschen", betonte sie. Jürgen Stadelmann forderte, dass die Bahn die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Lärmschutz überprüft.

Ein Angebot

Aufeinanderzugehen - das wird wohl stattfinden. Das Angebot der Bahn: gemeinsam das Bundesverkehrsministerium anzuschreiben, um ein Vorziehen der Lärmsanierungsmaßnahmen entlang der Strecke zu erwirken.

Eines wird sich aber wohl nicht ändern: "Wir reden hier über etwas 20Jahre zu spät", brachte es ein Bürger auf den Punkt. Und die Begründung, die Strecke sei schon immer zweigleisig geplant gewesen, wollten die Anwesenden auch nicht gelten lassen. Schließlich sei sie etwa 40Jahre lang nicht in Betrieb gewesen.