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Absolventen der ehemaligen Landwirtschaftsschule Klötze feierten 50. Jahrestag des Abschlusses Vom Gespannpflug auf die Schulbank

Von Uta Elste 29.07.2013, 03:20

Vor 50 Jahren erwarben sie als junge Leute ihren Abschluss als staatlich geprüfte Landwirte in Klötze. Am Sonnabend kamen die ehemaligen Absolventen zum Jubiläumstreffen im Winterfelder Hof zusammen.

Winterfeld l Wo heute Matthias Mann als Bürgermeister die Geschicke der Einheitsgemeinde Klötze lenkt, begann im September 1960 für mehrere Dutzend junger Männer und auch einige junge Frauen die Ausbildung zum staatlich geprüften Landwirt. 1963 nahmen sie stolz ihre Abschlusszeugnisse entgegen, versammelten sich festlich gekleidet vor der damaligen Landwirtschaftsschule "Dr. Schultz-Lupitz" zum Erinnerungsfoto.

"Im März 1960 waren die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gegründet worden. Das war schwierig für unsere Eltern und für uns Jugendliche. Wir mussten uns neu orientieren", erinnert sich der Ellenberger Wilhelm Kämpfer. Der Bewerberansturm auf die damalige Landwirtschaftsschule war so groß, dass die Kandidaten sogar Aufnahmeprüfungen absolvieren mussten. Neben dem politischen Wissen habe man seine Deutschkenntnisse in einem Diktat unter Beweis stellen müssen, erzählt der Estedter Fritz Schulz.

Zuvor hatten die meisten der damaligen Jugendlichen die Schule bis zur achten, einige auch bis zur zehnten Klasse besucht und eine Ausbildung als Facharbeiter für Landwirtschaft absolviert. Auch Wilhelm Kämpfer, der eigentlich lieber Elektriker geworden wäre. Dann absolvierte er doch die landwirtschaftliche Berufsausbildung. Der Unterricht habe damals noch in den oberen Räumen der heutigen Comenius-Ganztagsschule stattgefunden. "Die meisten haben ihren Beruf zu Hause erlernt, haben noch Kühe mit der Hand gemolken oder den Acker mit einem Pferdegespann gepflügt", erzählt Wilhelm Kämpfer weiter. An Traktoren sei 1960 noch nicht zu denken gewesen.

Dass er überhaupt nach Klötze zur weiteren Ausbildung kam, habe er dem späteren Salzwedeler Landrat Egon Sommerfeld zu verdanken, blickt Wilhelm Kämpfer zurück. Er wollte zwar nach der Berufsausbildung schon eine Fachschule besuchen, hatte sein Augenmerk allerdings auf die Bildungseinrichtung in Eisenach gerichtet, die für den Finanzbereich der Landwirtschaft ausbildete.

Die Ausbildung zum Staatlich geprüften Landwirt war mit der Unterbringung in einem Wohnheim verbunden, für viele der jungen Leute eine neue Erfahrung, rekapituliert Fritz Schulz augenzwinkernd. Diese Unterbringung mussten die jungen Leute im November für andere Einquartierungen zeitweise wieder räumen. Im Ausweichquartier in Hohenwulsch habe man den Karneval enorm belebt, so Wilhelm Kämpfer. Die jugendlichen Narren seien sogar in Rochau aufgetreten.

"Am ersten Tag der Ausbildung hat man uns Klötze gezeigt, ich weiß noch, dass man vom Zinnberg aus einen schönen Blick über die Stadt hatte", berichtet Wilhelm Kämpfer.

Doch statt an die Bücher ging es zunächst wieder auf den Acker oder in den Stall - die Ausbildung begann mit einem dreiwöchigen Arbeitseinsatz im damaligen Volksgut Hasselbusch. "Kartoffeln auflesen, Tomaten pflücken, Kühe melken, was eben so anfiel", sagt Fritz Schulz.

Im ersten Studienjahr standen allgemeine Fächer auf dem Stundenplan, Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften. Die fachspezifischen Fächer folgten im zweiten Jahr: Tierzucht, Pflanzenbau, Landtechnik, Agrarökonomie. Im dritten Jahr kam die nächste Spezialisierung in Pflanzen- und Tierproduktion.

Die Absolventenvermittlung am Ende der Ausbildung brachte zahlreiche junge Leute nach Mecklenburg, viele blieben jedoch auch in der Altmark - und die meisten in der Landwirtschaft. Einige studierten weiter und machten aus dem staatlich geprüften einen Diplom-Landwirt.

Die Vereinbarung, sich nach dem Abschluss jedes Jahr am 27. Dezember zu treffen, sei zunächst nur zweimal eingehalten worden. Erst ab 1988 gab es regelmäßige Treffen, anfangs alle drei und seit 2009 inzwischen alle zwei Jahre. "Da haben wir gründlich aufgeholt", freut sich Fritz Schulz, der am Sonnabend jedem Absolventen seines Jahrgangs eine Ehrenurkunde überreichte.

Übrigens, einen ähnlich bewerberstarken Jahrgang hatte die Landwirtschaftsschule Klötze danach nicht mehr. In den folgenden Jahren sei schon händeringend nach Bewerbern gesucht worden, so Fritz Schulz. Mitte der 1960er Jahre wurde die Schule geschlossen.