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Komiker Karl Dall war am Sonntag mit einem Solostück im Kulturhaus zu Gast Ein Opa und sein Kampf mit dem Alter

Von Oliver Becker 15.10.2013, 01:10

Salzwedel l Am Sonntag gab es im Kulturhaus das dritte Ein-Personen-Stück in Folge. Nach Bodo Wartke mit "Ödipus" und Alexander Netschajew in Süskinds "Der Kontrabass", unterhielt Fernsehmoderator, Sänger und Komiker Karl Dall als "Der Opa" das Salzwedeler Publikum. Der zweiundsiebzigjährige Unterhaltungskünstler scheint seine Paraderolle in dem Bühnenstück des isländischen Erfolgsautors Bjarni Haukur Thorsson gefunden zu haben.

Ein Mann, der sich schwer damit tut, dass der natürliche Alterungsprozess ihn nun auch eingeholt hat und er einsehen muss, dass er sich dem Punkt ohne Wiederkehr mit immer größer werdenden Schritten nähert. Auslöser dieser bitteren Einsicht war der Urlaub auf der Ferieninsel Mallorca. Wenn jemand aufsteht und einem anderen seinen Platz anbietet, so weiß dieser: "Oh Mann, ich bin alt. Man sieht es mir schon an."

Und dann werden ihm auch noch die vielen kleinen Zipperlein bewusster, die ihn vielleicht schon seit langem plagen, die er aber bisher immer ignorierte. Der Mensch horcht ab einem gewissen Punkt mehr in sich hinein. Und besonders frustrierend ist, wenn man wie Karl Dall im Kulturhaus umher läuft und einen Partner für das Stück sucht, der älter sein sollte, als man selber ist.

"Die Tussen leben einfach länger als ihre Männer."

Nach drei Runden gab der Humorist auf. "Jetzt frage ich nicht mehr nach dem Alter, sondern gehe nur noch nach dem Aussehen." Ja, wie ist denn eigentlich der Anteil der Omas und Opas im Saal, möchte der Opa auf der Bühne wissen. "Natürlich sind es mehr Frauen. Wisst ihr woran das liegt? Die Tussen leben einfach länger als ihre Männer. Und dann sind sie meistens auch noch jünger. Mal 10, 20 oder es können auch schon einmal 30 Jahre sein, aber dann hört man fast immer einen osteuropäischen Akzent raus."

Karl Dall spielt einen Opa, den sich kein Enkel wünschen würde. Aber der gebürtige Ostfriese weiß auch den Vorteil von Enkelkindern gegenüber eigenen wohl zu schätzen. "Kinder sind wie Autos. Man wäscht, betankt und pflegt sie regelmäßig. Enkelkinder dagegen sind eher wie Leihwagen. Man nimmt sie sauber in Empfang und gibt sie schmutzig wieder ab."

Ja, und sein ungewollter Schwiegersohn Rudolf Schlucker ist ein ganz besonderer Fall. Der bringt ihm sein Enkelkind immer übers Wochenende. Meistens wird der kleine Bodo schon am Mittwoch gebracht und am Dienstag wieder abgeholt. "Mit dem muss ich mal ein Gespräch unter drei Augen führen."

Publikum dankte mit stehenden Ovationen

Und dann sind da noch die vielen Wehwehchen denen ein Mann im gesetzten Alter ausgesetzt ist. Von der Prostatauntersuchung bis zur verschreibungspflichtigen kleinen blauen Pille, sozusagen als letzten Retter in der Not, reicht die Bandbreite der gesundheitlichen Beschwerden des Opas wider Willen. Wenn oft auch sehr real, kann das Publikum nicht umhin, herzhaft über seine manchmal recht derben Späße zu lachen.

Auch eine Oma hat noch so manchen Wunsch, weiß der Humorist. So wünschte sich seine Frau etwas Knallrotes, mit dem sie in sechs Sekunden von null auf hundert ist. "Glauben Sie mir, es war gar nicht so einfach, eine knallrote Badezimmerwaage zu bekommen." Karl Dall versteht es noch immer sein Publikum zu unterhalten. Zum Schluss versöhnte er sich auf Mallorca, im Kreise seiner mittlerweile achtköpfigen Familie, mit dem Gedanken an das Opa-Dasein. Auch wenn es jetzt heißt: Opa bleiben für immer. Opa forever. Game over. Auch das dritte Einpersonenstück war am Sonntag ein Erfolg. Stehender Beifall zum Schluss vom Publikum für den "dallen Abend".