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Diskussion im Vienauer Ortschaftsrat um den Umbau einer Hähnchenmastanlage bei Dolchau "Wir müssen uns dem Verbraucher beugen"

Von Christin Käther 31.05.2014, 03:24

Die geplante Mastanlage für 30 000 Hähnchen bei Dolchau hat im Vienauer Ortschaftsrat für Diskussion gesorgt. Der Rat gab dennoch sein mehrheitliches Einverständnis für den Umbau.

Vienau l Eigentlich wollten die Mitglieder des Vienauer Ortschaftsrates den Tagesordnungspunkt über den Umbau einer Hähnchenmastanlage schnell abhaken. Doch es gab ein paar Bedenken, wie sich zu Beginn der Sitzung am Mittwoch herausstellte. Hans-Christof Rösner aus Jeetze wollte wissen, warum neben den bestehenden Mastanlagen in Brunau und Mehrin noch eine weitere bei Dolchau umgebaut werden muss. In der Absicht, mögliche Fragen zu klären, war Eckhard Krüger von der Brunauer Erzeugergemeinschaft, die den Umbau bereits beim Altmarkkreis Salzwedel beantragt hat, zur Sitzung erschienen.

Nachhaltige Produktion

Sein Hauptargument fußte auf den wachsenden Fleischbedarf der Gesellschaft. Solange es einen Markt für Hähnchenfleisch gebe, werde es Mastanlagen geben. Es nütze auch nichts, sich Fleisch aus dem Ausland einzukaufen, denn dann würden eben dort zusätzliche Mastanlagen entstehen. "Der Verbraucher will ein billiges Hähnchen. Und wir müssen uns dem Verbraucher beugen", sagte Ratsmitglied und Landwirt Werner Mertens, der selbst eine Anlage betreibt.

Rösner äußerte zusätzlich Bedenken zur nicht artgerechten Tierhaltung. Er hätte erschreckende TV-Dokumentationen darüber gesehen, wie unzählige Hähnchen auf engstem Raum gemästet werden. Eckhard Krüger bekräftigte, sein Betrieb setze auf nachhaltige Produktion. Er halte nur zwölf Hähnchen auf einem Quadratmeter. Woanders wären es mindestens doppelt so viele. Und die geplante Anlage mit 30 000 Tieren wäre im Vergleich zu anderen Betrieben sehr klein. Diese Menge würde in etwa einer Haltung von 500 Schweinen gleichkommen.

Rösners Idee, ob nicht auch eine Freilandhaltung in Frage käme, verwarf Eckhard Krüger gleich. Denn Küken bräuchten eine konstante Anfangstemperatur vom 33 Grad Celsius. Die sei bei Freilandhaltung nicht möglich. In diesem Zug bot er den Anwesenden eine Begehung der Anlage in Brunau an, um sich ein Bild von der Tierhaltung zu machen. Man halte sich dort streng an Auflagen zum Schutz von Tier, Mensch und Natur.

153 Lkw pro Jahr

In Dolchau würde man kaum etwas von der Anlage bemerken. Der Ammoniakausstoß sei unter Limit, die Windrichtung sei günstig, so dass der Geruch nicht wahrzunehmen sei. Im Jahr wären mit etwa 153 Lkw zu rechnen, die Mist, Futter und Streu transportieren.

Die Argumentation überzeugte nicht jeden im Rat. Als wegen der Empfehlung an den Stadtrat abgestimmt wurde, war Ralf Hoppstock der einzige mit einer Nein-Stimme. Alle anderen fünf Mitglieder unterstützten den Umbau mit einer Ja-Stimme.