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Bankrotter Oldtimerhändler wegen Betruges verurteilt Witwe fordert 97 000 Euro Schadensersatz

Von Marco Heide 04.06.2014, 03:15

Ein Salzwedeler musste sich gestern vor Gericht verantworten, weil er einen Arzt aus Bayern um 97 000 Euro betrogen haben soll. Allerdings ist der Oldtimerhändler pleite.

Salzwedel l Ein gescheiterter Geschäftsmann saß gestern wegen Betruges auf der Anklagebank des Salzwedeler Amtsgerichtes. Bis Anfang 2012 hatte der 56-jährige Ralf M. aus Salzwedel mit Oldtimern gehandelt, bis ihm auf dubiose Weise 150000 Euro kurz vor Weihnachten 2011 abgenommen wurden. Im Zuge dieses Vorfalls ging seine Firma kaputt und der Mann versuchte sich das Leben zu nehmen. Am Dienstag beschäftigte sich Strafrichter Klaus Hüttermann mit einem Handel, der innerhalb des Bankrotts platzte.

Im Oktober 2011 kaufte der Salzwedeler für 120 000 Euro einen BMW 315 aus Vorkriegsproduktion von einem Arzt aus Bayern, den er gleich für 140000 Euro veräußerte. Im Gegenzug orderte der Mediziner bei dem Altmärker einen top restaurierten Mercedes Benz 190 SL für 97 000 Euro. Beide Männer verrechneten die Summe, sodass Ralf M. dem Bayern lediglich die Differenz, also 23 000 Euro auszahlte. Aber: Zum Zeitpunkt, als der Vertrag geschlossen wurde, besaß der Salzwedeler keinen 190 SL. Er hatte lediglich ein Modell in St. Anton in Aussicht. Dieses erwies sich allerdings laut des Angeklagten bei einem Vor-Ort-Termin als ungeeignet.

Um den Deal zu retten, bat Ralf M. einen weiteren Salzwedeler Oldtimer-Händler um Hilfe. Dieser Geschäftsmann stellte ihm damals einen Mercedes in Aussicht, der in drei bis vier Monaten fertig sein sollte. Doch da M.s Firma die Fertigstellung dieses Fahrzeuges nicht mehr miterlebte, kam dieses Fahrzeug nie in Bayern an und die 97 000 Euro des mittlerweile verstorbenen Arztes waren verloren.

Schadensersatz in Höhe von 97 000 Euro

Die Frage, die das Gericht klären musste, war, ob Ralf M. vorsätzlich den Arzt um das Geld betrogen hat. Der Angeklagte bestritt den Betrugsvorwurf und versuchte zu belegen, dass er bis zum Bankrott seiner Firma das Ziel verfolgte, den 190 SL nach Bayern zu liefern. Die Witwe des Verstorbenen machte während der Verhandlung einen Schadensersatzanspruch über 40 000 Euro geltend. "Ich stehe zu dem Gesamtschaden", erklärte der Angeklagte, sodass der Schadensersatzanspruch schlussendlich auf 97 000 Euro erhöht wurde. Ob das Geld jemals an die Witwe gezahlt wird, ist fraglich. Nach eigenen Angaben lasten 300 000 Euro Schulden auf den Schultern des Salzwedelers, der derzeit von Hartz IV lebt.

Indes sah das Gericht den Betrugsvorwurf als bestätigt an und verurteilte den 56-Jährigen, der keine Vorstrafen besitzt, zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 12 Euro. Die Zahlung ist auf Vorbehalt und verfällt, wenn sich der Mann in den nächsten zwei Jahr nichts zu Schulden kommen lässt.