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56 Diesdorfer ließen im Ersten Weltkrieg ihr Leben / Heimatverein will Erinnerung an jene Zeit bewahren Taschenuhr rettet Soldaten das Leben

Von Anke Pelczarski 04.06.2014, 03:23

Der Heimatverein Diesdorf will ab August in der Alten Darre eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg zeigen. Mitglied Heinz-Günter Klaas hat bereits Leihgaben erhalten. Er hofft auf weitere Exponate.

Diesdorf l Am 1. August 1914 - vor fast 100 Jahren - hat der Erste Weltkrieg begonnen. Die Diesdorfer waren zu jener Zeit sehr euphorisch und gingen davon aus, dass der Kampf bis Weihnachten vorbei ist. So hat es Lehrer Reinhold Müller in der Schulchronik niedergeschrieben, erzählt Heinz-Günter Klaas. "Aber so kam es nicht. 56 Diesdorfer sind im Ersten Weltkrieg, der vier Jahre dauerte, gefallen", fügt er hinzu.

Um die Erinnerung wach zu halten, entstand die Idee, eine Ausstellung vorzubereiten, die den Titel "Die Diesdorfer und der Erste Weltkrieg - Gedenken und Mahnung" tragen soll. Heinz-Günter Klaas, der selbst historische Feldpostkarten sammelt, hat bereits Leihgaben von 14 Einwohnern erhalten. Darunter ist eine Taschenuhr, die einem Soldaten das Leben gerettet hat, weil ein Splitter nicht durchdringen konnte. Haushaltsgeschirr mit den Daten vom Krieg sind ebenso auf Dachböden aufbewahrt worden wie Reichsfleisch- und Urlauberbrotmarken, nennt er weitere Beispiele. Sogar ein Briefbeschwerer mit den Einsegnungsdaten eines Gefallenen gehöre zu den Leihgaben. "Das war eine seltsame Art des Gedenkens", überlegt Heinz-Günter Klaas laut.

Die Texte auf den Feldpostkarten hat er sehr interessiert gelesen. Dabei habe er festgestellt, dass alle den gleichen Inhalt hatten. "Sie sind wohl zensiert worden", vermutet der einstige Lehrer. Offener schreiben konnten die Soldaten in ihren Feldpostbriefen. Erhalten geblieben sei ein Liebesbrief, der mit einem Amulett ergänzt werden könne, das Fotos des betreffenden Paares zeige. Zu den Ausstellungsstücken werde auch ein Album aus dem Jahr 1917 gehören. Der Vater habe seiner Tochter Postkarten von der Front geschickt. Diese habe die verschiedenen Motive gesammelt. Bilder von Friedhöfen seien zu jener Zeit ebenso verbreitet gewesen wie Kinder in Uniformen, die das Geschehen verherrlichten.

"Ich versuche zu verstehen, wie die Leute in dieser Zeit getickt haben. Deshalb ist mir das Gespräch mit den Menschen, die die Dinge aus dem Ersten Weltkrieg aufbewahrt haben, sehr wichtig", schildert der Diesdorfer.

Er denkt, dass noch mehr Schätze auf Dachböden lagern. Wer diese für die Ausstellung in der Alten Darre zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Heinz-Günter Klaas, Lindenallee 5 in 29413 Diesdorf, Telefon 03902/60330, melden. Er kommt auch selbst zum Abholen vorbei. Leihgaben nimmt zudem Angela Hehle in der Diesdorfer Bibliothek entgegen. Das zur Verfügung Gestellte wird nach der Ausstellung zurückgegeben. Sollte dies nicht erwünscht sein, dann werden die Zeitzeugen einen würdigen Platz im künftigen Archiv des Diesdorfer Heimatvereins finden.