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Grabungen bei Kläden Unbekannte Slawensiedlung entdeckt

Scherben bringen Glück und den Archäologen die Erkenntnis, dass es
bereits im Frühmittelalter eine slawische Siedlung bei Kläden gab.
Nächstes Jahr soll an der Stelle weiter geforscht werden.

Von Marco Heide 25.07.2014, 03:14

Kläden l Bisher galt Arendsee als das westlichste Siedlungsgebiet der Slawen während des Frühmittelalters in der Region. Doch nun haben die Jungen Archäologen der Altmark bei einer Grabung eine weitere Siedlung bei Kläden entdeckt. Zwei Wochen suchten sie im Erdreich am Ortsausgang in Richtung Thielbeer nach Belegen für ein verschwundenes Dorf.

Im Vorfeld der Grabung hat ein Team der Uni Kiel das Areal geomagnetisch untersucht. Anhand dieser Scans wurden drei Stellen mit einer Gesamtfläche von 130,5 Quadratmetern ausgewählt, die die Jungen Archäologen geöffnet und untersucht haben. Sie entdeckten neben Wegbefestigungen, Gruben und einer Steinformation, die vermutlich zu einem Ofen gehört, zahlreiche Keramikscherben. Und diese unscheinbaren Funde waren für die Archäologie-Freunde Gold wert. Denn diese Scherben konnten sie der slawischen Menkendorf-Kultur zuordnen.

"Diese Kultur gab es vom 7. bis 10. Jahrhundert. Auf den Keramikscherben haben wir die für diese Kultur typischen Verzierungen gefunden", erklärt der Vereinsvorsitzende Hartmut Bock. "Diese Verzierungen wurden mit einem drei- oder vierzinkigen Kamm in das Material geritzt", weiß Hartmut Bock. Er fügt hinzu, dass der westliche Teil der Altmark auch nicht durchgehend von Slawen besiedelt gewesen sei. Bis zur Elbe hatten sich die Sachsen ausgebreitet. In die West-Altmark seien die Slawen erst im 12. Jahrhundert verstärkt eingewandert. Deshalb sei der Fund dieser älteren Siedlung so interessant, erklärt Hartmut Bock.

Doch wie sind die Forscher überhaupt auf die Idee gekommen, an dieser Stelle zu suchen? "Die Gemarkung wird unter der Bezeichnung `Wüste Enden` geführt. Es liegt also nahe, dass es dort ein Dorf gegeben haben muss", erläutert Grabungsleiter Thomas Janikulla. Das Übrige hat dann der geomagnetische Test getan und eine Vorabsuche mit Metalldetektoren, sodass das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie den Altmärkern den Auftrag erteilt hat, an dieser Stelle zu graben.

Im kommenden Jahr wollen die Jungen Archäologen abermals ihr Lager bei Kläden aufschlagen. Denn der geo-magnetische Scan hat weitere Flächen angezeigt, unter denen sich Reste der alten Siedlung befinden könnten. "Wir hoffen, dass dort vielleicht noch Reste von Häusern liegen", sagt Grabungsleiter Thomas Janikulla, denn bei der aktuellen Grabung gab es keine Funde in dieser Richtung. Ein Grund sei, dass die Häuser zu ebener Erde gebaut waren und Hinweise wie Holzverfärbungen im Boden oft untergepflügt worden seien, weiß Thomas Janikulla.

Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr 38 Hobby-Archäologen zwischen 10 und 55 Jahren an der Aktion. "Durchgängig waren 20 Mann vor Ort", fasst Janikulla zusammen, der erstmals Grabungsleiter war. Er erhielt den Posten von Hartmut Bock, dem Vater der Jungen Archäologen der Altmark. "In den Vorjahren haben die Jungs bereits viele Aufgaben der Grabungsleitung übernommen. Und Thomas hat das in diesem Jahr sehr gut bei seiner Premiere als Leiter gemacht", lobt Hartmut Bock.

Aber auch die anderen Teilnehmer der Grabung haben wieder einen guten Job und die Geschichte der Altmark um ein kleines Kapitel reicher gemacht - und das in ihrer Urlaubszeit. "Viele nehmen sich extra für das Lager frei", sagt Thomas Janikulla und ergänzt: "Die meisten stammen zwar aus der Region, sind aber teilweise wegen der Arbeit weggezogen. Deshalb haben wir Teilnehmer aus Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen - im Prinzip aus ganz Deutschland", erklärt der Grabungsleiter.