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Horizont bietet als erste Einrichtung in Sachsen-Anhalt eine ambulante Soziotherapie an Hilfe für die Rückkehr ins Leben

Von Uta Elste 04.10.2014, 03:12

Professionelle Hilfe in der gewohnten häuslichen Umgebung anstelle einer Einweisung ins Krankenhaus: Im Altmarkkreis Salzwedel wird ambulante Soziotherapie für psychisch Kranke erstmals in Sachsen-Anhalt angeboten.

Salzwedel l Das Online-Lexikon Wikipedia weist im Eintrag für Soziotherapie für Sachsen-Anhalt keinen Anbieter aus. Dabei gibt es nunmehr mit "Horizont Ambulante Hilfen" aus Salzwedel den ersten im Land. Geschäftsführer Matthias Gallei und seine Mitarbeiter betreten damit wie schon bei ambulanten Gruppenmaßnahmen für psychisch Kranke Neuland.

"Damit sind wir wieder Vorreiter in Sachsen-Anhalt", sagt Matthias Gallei. Dabei ist ambulante Soziotherapie, in deren Rahmen speziell ausgebildete Therapeuten die psychisch Kranken individuell betreuen, keineswegs neu. Das Sozialgesetzbuch V ermöglicht dieses Angebot seit der Reform der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2000. Ziel der Soziotherapie: Patienten, denen mitunter die Einsicht in ihre psychische Krankheit fehlt, sollen motiviert werden, sich in ambulante Behandlung zu begeben. Letztlich sollen auf diesem Wege stationäre Aufenthalte vermieden und so Kosten gespart werden, erklärt Matthias Gallei.

Verordnung durch den Hausarzt möglich

Dennoch hat es Jahre gedauert, die gesetzliche Möglichkeit umzusetzen. Dass Soziotherapie den Hausärzten, die neben den Fachärzte für Psychiatrie immerhin ebenfalls drei Termine verordnen können, nicht bekannt war, zählt ebenso dazu wie die Tatsache, dass nicht alle psychischen Erkrankungen von der entsprechenden Richtlinie erfasst werden. "Soziotherapie ist vor allem für die Diagnosegruppen der Schizophrenie und der Depressionen anwendbar", erklärt Matthias Gallei. Krankheiten, die unter dem Oberbegriff Persönlichkeitsstörungen zusammengefasst werden, und Suchtprobleme werden dagegen mit Soziotherapie nicht behandelt.

Bis "Horizont" die ambulante Soziotherapie nunmehr anbieten kann, zogen sich die erforderlichen Verhandlungen über zwei Jahre hin. Mitarbeiter müssen ihre Sachkenntnis nachweisen. "Für die Soziotherapie kommen nur Diplom-Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und der Fachkrankenpfleger der Psychiatrie im Frage", so Matthias Gallei. Zudem müssen die Therapeuten auch Berufserfahrung im ambulanten und im stationären Bereich nachweisen. Für "Horizont" haben inzwischen drei anerkannte Sozialtherapeuten die Prüfung vor der Innungskrankenkasse (IKK) bestanden, die in Sachsen-Anhalt für diesen Bereich federführend ist. Der unbefristete Vertrag mit einer Vielzahl von Unterschriften, der nunmehr auf dem Schreibtisch von Matthias Gallei liegt, ist auch an diese drei besonderen Mitarbeiter gebunden, die ihrerseits Supervisionen und weitere Schulungen nachweisen müssen.

Die Patienten werden von den Sozialtherapeuten zu Hause besucht. Am Anfang steht ein Vier-Augen-Gespräch. "In den folgenden Besuchen wird auch das Umfeld des Patienten mit einbezogen. Mit dem behandelnden Psychiater wird ein Betreuungplan abgeschlossen, der auch eine Zielvereinbarung enthält", erläutert Matthias Gallei die Verfahrensweise.

Es gehe darum, miteinander zu reden und all die praktischen Dinge zu üben, um am alltäglichen Leben wieder teilzuhaben. Wie viel Zeit zwischen den einzelnen Terminen verstreiche, sei von den jeweiligen Fortschritten abhängig. Für die Fortführung der Soziotherapie könne der Facharzt bis zu 120 Termine in 3 Jahren verordnen.

Versorgungslücke ist geschlossen

Mit dem Angebot der Soziotherapie konnte für Matthias Gallei eine Versorgungslücke geschlossen werden. Als Gründe für die Inanspruchnahme dieser Leistung sieht er steigenden Leistungsdruck der Gesellschaft und abnehmende Stigmatisierung psychischer Krankheiten.

Dass "Horizont" nunmehr die Soziotherapie anbieten kann, sieht Matthias Gallei auch als Anerkennung der konstanten Arbeit in den zurückliegenden neun Jahren, in denen an der Salzwedeler Altperverstraße Gruppenangebote mit ambulanten Hilfen kombiniert werden.