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Kritik an Landesinvestitionsbank Sachsen-Anhalt Steiniger Weg für Jungunternehmerin in Pretzier

Von Antje Mewes 21.10.2014, 03:17

Pretzier l Die Versprechen von Politik und Wirtschaftsförderern sind das eine und die Realität das Andere. Das musste Jungunternehmerin Telsche Bartels erleben. Sie stellte gestern ihr Unternehmen, die Tairos Fertigbad GmbH in Pretzier, dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jörg Hellmuth und dem CDU-Kreisverbandsvorsitzenden Peter Fernitz vor. Rund 1000 verkaufte Fertigbäder bis Ende des Jahres, 2014 mehr als sechs Millionen Euro Umsatz, bereits sichere Aufträge für 2015 - diese Fakten nannte Telsche Bartels. 100 Mitarbeiter beschäftigt die Firma, deren Niederlassung sich in der ehemaligen Glasfabrik in Pretzier befindet. "Und das vor dem Hintergrund, dass wir erst 2011 richtig angefangen haben", sagte sie.

Bis die Produktion der Fertigbäder für Hotels, Alten- und Studentenheime sowie Krankenhäuser beginnen konnte, war es ein steiniger Weg für die 36-jährige Diplom-Betriebswirtin. Denn keine Bank wollte ihr Startkapital zur Verfügung stellen, weil die Landesinvestitionsbank Sachsen-Anhalt ihren Kreditantrag abgelehnt hatte. "Da hatte ich keine Chance mehr, der Anfang war echt hart", resümiert sie.

Gute Wirtschaftsförderung

Ganz anders ging es in Brandenburg zu, wie die Unternehmerin berichtete. Dort hätten die Wirtschaftsförderer nicht nur mit Rat, sondern mit Tat geholfen, so zum Beispiel kurzfristig Termine bei Banken gemacht. Die Landesinvestitionsbank in Potsdam hatte kein Problem damit, den Start des Unternehmens zu finanzieren, das deshalb seinen Hauptsitz in Wittenberge hat. Dort befindet sich eine Außenstelle, die Hauptproduktion findet in Pretzier statt.

Von den Wirtschaftsförderern und der Verwaltung in der Elbestadt könne sich Salzwedel "eine Scheibe abschneiden", sagt Betriebsleiter Eckhard Schumacher. Kleinkariert, misstrauisch und wenig risikobereit seien die Banken in Sachsen-Anhalt gewesen, schimpft er. Dabei habe die Jungunternehmerin alle erforderlichen Qualifikationen und plausible Unterlagen vorgelegt. "Ich wollte ja keine Fördermittel, sondern nur die Vorfinanzierung, um beginnen zu können", berichtete Bartels. Inzwischen hat sie sich einen Absatzmarkt in Westeuropa aufgebaut. Aktuell gibt es unter anderem einen Auftrag für Bäder in einem neuen Nobelhotel in Zürich.

In noch einem Punkt kommen die Institutionen vor Ort aus Sicht der Firmenleitung nicht gut weg - bei der Vermittlung und Qualifizierung von Mitarbeitern. Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer müssten in diesem Punkt besser zusammenarbeiten. Gerade bei der Qualifizierung von Arbeitslosen werde am Bedarf der Unternehmen vorbeigearbeitet. "Die volkswirtschaftlich Verantwortlichen kümmern sich zu wenig, ich bin maßlos enttäuscht", sagte der Betriebsleiter.

Gesucht werden Fliesenleger, Elektriker, Installateure und CNC-Maschinenbediener. Viele Bewerber, die die Arbeitsagentur schicke, hätten diese Qualifikationen nicht. Ein weiteres Problem sei die Leistungsbereitschaft möglicher Mitarbeiter, die von dort kommen. Deshalb gebe es zahlreiche Beschäftigte aus Polen bei Tairos.

Der Mindestlohn stelle keine Hürde für das Unternehmen dar. "Wir zahlen bereits orts- und branchentypische Tarife", erklärte der Betriebsleiter.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete versprach, das Beispiel Ministerpräsident Reiner Haseloff vorzutragen, den er demnächst treffe.