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Unterbringung von Asylbewerbern weiter schwierig/Landrat hat Verbände eingeladen Wohnungen dringend gesucht

Von Alexander Walter 12.02.2015, 02:27

Drei Wochen nach dem "Asylgipfel" im Kreis gibt es erste konkrete Angebote zur Unterbringung. Dennoch bleibt die Lage angespannt.

Salzwedel l Auch drei Wochen nach dem Asylgipfel des Altmarkkreises bleibt die Frage der Unterbringung der ankommenden Flüchtlinge dringlich. "Wir bekommen aktuell jeden Monat 40 neue Asylbewerber aus der zentralen Anlaufstelle in Halberstadt, plus etwa acht Personen, die schon einmal bei uns waren", sagte Kreisdezernent Hans Thiele gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Das entspreche einem Bedarf von kreisweit elf zusätzlichen Wohnungen monatlich.

Konkrete Angebote

Konkrete Angebote für die Unterbringung gibt es inzwischen aus Gardelegen, auch außerhalb der Kernstadt, und aus Klötze von kommunaler Seite, informierte gestern Landrat Michael Ziche auf Nachfrage.

Wie prekär die Lage insgesamt ist, zeigt das Beispiel Salzwedel. Dort leben aktuell neben den 105 Asylbewerbern in der komplett belegten Gemeinschaftsunterkunft rund 150 Flüchtlinge in Wohnungen in der Stadt. Der Bedarf für weitere Wohnungen wäre vorhanden, und auf Anfrage des Landkreises hatte Oberbürgermeisterin Sabine Danicke zuletzt auch ein Angebot für eine zusätzliche Unterbringung vorgelegt. Wegen des hohen Sanierungsaufwandes sei das angebotene Objekt für den mit der Unterbringung beauftragten Kreis allerdings keine Option, erklärte Hans Thiele.

Geringen Erfolg hatte der Landkreis auch bei Gesprächen mit der Salzwedeler Wohnungsbaugesellschaft (Wobau). Hier sei es der Behörde gelungen, drei Wohnungen zu bekommen, sagte der Kreisdezernent. Und das trotz eines verhältnismäßig hohen Leerstandes von 9,6 Prozent zu Beginn des Jahres.

Gudrun Bubke, Geschäftsführerin der Wobau, erklärte dazu, längst nicht alle in der Leerstandsstatistik erfassten Wohnungen seien für eine Unterbringung geeignet. So würden etwa auch Altbestände geführt, die baulich gar keine Vermietung mehr erlaubten.

Darüber hinaus müsse die Nachbarschaft bei der Unterbringung von Flüchtlingen mitgenommen werden. "Das ist eine sensible Frage", sagte die Wobau-Geschäftsführerin. Ein größeres, intaktes Objekt - etwa einen leerstehenden Block - könne die Wobau derzeit jedenfalls nicht anbieten.

Der Landrat hat ein Treffen mit den Verbänden der Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften für den 24. Februar vereinbart. "Dann können wir konkrete Dinge vor Ort besprechen", sagte Ziche. Er sehe einen Widerspruch darin, dass keine Wohnungen vorhanden sein sollen: "Ministerpräsident Reiner Haseloff hat kürzlich gesagt, dass das nicht sein kann, denn in Sachsen-Anhalt stehen 100000 Wohnungen leer."

Kreis tritt als Mieter auf

Möglichkeiten gebe es für den gesamten Bereich Salzwedel von nicht kommunaler Seite. Das werde jetzt geprüft. Der Landrat betonte, um dahingehende Vorbehalte abzubauen: "Als Mieter tritt der Kreis auf."

Als Ergebnis des Asylgipfels hatten Landrat sowie Vertreter von Kommunen, freien Trägern, Landesschulamt und Kirchen vereinbart, dass die dezentrale Unterbringung von Familien künftig auch in kleineren Orten mit entsprechender Infrastruktur wie Schule, Ärzten und Anbindung an den Personennahverkehr möglich sein soll. Die Initiative hat allerdings Grenzen, denn die Begleitung der Flüchtlinge, sowie Sprachunterricht, etwa an der Volkshochschule, müssen organisiert werden. "Wir haben viele lieb gemeinte Angebote aus Dörfern wie Fleetmark und Jübar, zum Teil auch von Privatpersonen erhalten, die wir aus diesem Grund ablehnen mussten", bedauert Hans Thiele.