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Bürgermeister-Serie, Teil 4: Paul Preiß und Emil Schulz Rücktritt nach Zoff mit dem Stadtrat

Von Arno Zähringer 13.02.2015, 02:27

Salzwedel l Paul Preiß kam aus der Eisenbahnverwaltung, als er am 12. Oktober 1893 das Amt des Bürgermeisters von Emil Schulz in Salzwedel übernahm. Dieser war als Gemeindevorsteher nach Groß-Lichterfelde gewechselt. In den ersten Jahren der Amtszeit Preiß` sind für die städtische Entwicklung einige wichtige Aufgaben umgesetzt worden. So entschied man sich beispielsweise für Gas anstatt elektrisches Licht; der Bau einer Gasanstalt wurde 1894 genehmigt. Weil der Absatz gut war, musste bereits fünf Jahre später ein zweiter Behälter aufgestellt werden. Ebenfalls 1894 wurde der Schlachthof in Angriff genommen und am 15. Juli 1895 eröffnet.

In der zweiten Hälfte der 1890er Jahre begannen die Vorarbeiten für die Herstellung von Kleinbahnverbindungen. Die geplante Strecke Neuhaldensleben-Gardelegen-Salzwedel wurde 1896 vom Minister der öffentlichen Arbeiten zwar abgelehnt, dagegen führten jedoch die Bemühungen um eine Kleinbahnverbindung von Salzwedel nach Diesdorf und nach Winterfeld zum Erfolg. In den Jahren 1900 bis 1902 konnten diese beiden Strecken, an deren Zustandekommen auch die Stadt beteiligt war, dem Verkehr übergeben werden.

Die gestiegene Bautätigkeit an neuen, anbaufähigen Straßen führte zu Fluchtlinienplänen für die Ziegeleistraße (1895), Große Pagenbergstraße (1896), den Großen Stegel (1898) und die Gertraudenstraße 1901). Gespart wurde während dieser Zeit auch nicht im Bereich der Straßenunterhaltung. Bei der Anlage von Gehbahnen konnte eine Verbesserung durch Verwendung von Mosaikpflaster erzielt werden, zum ersten Mal 1895 auch durch Asphaltierung und zwar an der Mönchskirchhofbrücke. Einen Antrag des Magistrats (1898), aus Verkehrsgründen das Neuperver Tor abzubrechen, lehnte die Stadtverordnetenversammlung ab. Und 1894 erfolgte die Verschmelzung der Bürger- mit der Volksschule. Die Beschaffung von Schulräumen beschäftigte Verwaltung und Stadtverordnete mehrere Jahre. Der Plan, an die Volksschule einen Neubau zu errichten, scheiterte letztlich an den Kosten. Man begnügte sich deshalb Anfang 1900 mit einem kleineren Anbauprojekt.

Mitte der 1890er Jahre entwickelte sich zwischen Bürgermeister Preiß und der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung ein Streit, der von Jahr zu Jahr schärfere Formen annahm. Das hatte zur Folge, dass wichtige Projekte lahmgelegt wurden. Beispielsweise der Bau einer zentralen Wasserversorgung und Kanalisation oder die Errichtung eines Spritzenhauses. Schließlich schied Preiß aus, nachdem er am 6. März 1901 den Stadtverordnetenvorsteher Gustav Kersten als Beigeordneten in sein Amt eingeführt hatte.