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Bürgermeister: Mehr als 20700 Salzwedeler haben die Entscheidung morgen in der Hand Einen klaren Favoriten gibt es nicht

Von Arno Zähringer 21.02.2015, 02:24

Die 20768 stimmberechtigten Einwohner Salzwedels haben die Wahl: Sie entscheiden am Sonntag über die Person, die künftig im Rathaus das Sagen haben wird. Keine leichte Aufgabe angesichts von fünf Bewerbern. Bürgermeisterwahlkampf 2015 - eine Bilanz.

Salzwedel l Morgen entscheiden die Wahlberechtigten Salzwedels (darunter 141 Erstwähler, ab 16 Jahren), wer für die nächsten sieben Jahre die Geschicke der Hansestadt leiten soll - in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Stadtrat. Das betonen jedenfalls alle fünf Bewerber um das höchste Amt der Hansestadt unisono: Sabine Blümel (Salzwedel Land), Amtsinhaberin Sabine Danicke (parteilos), Peter Fernitz (CDU), Katrin Pfannenschmidt (parteilos, für SPD und Freie Liste) sowie Jennifer Zeidler (Piraten).

Plakate, Gespräche und viele Diskussionen

Seit Anfang des Jahres sind sie damit beschäftigt, die "lieben Wählerinnen und Wähler" von ihren eigenen Vorzügen sowie kommunalpolitischen Vorstellungen zu überzeugen. Dazu gehören nicht nur Plakate quer durch das Stadtgebiet und die 48 Ortsteile, sondern auch Gespräche vor Ort, Besuche und Diskussionen.

Davon hat es während des Wahlkampfes einige gegeben. Sabine Blümellegte ihr Hauptaugenmerk auf den desolaten städtischen Haushalt. Dieser ("und weil ich es nicht mehr mit ansehen konnte") hatte sie letztlich zur Kandidatur bewogen. "Wenn das so weitergeht, gehen in Salzwedel die Lichter aus", positionierte sich Blümel und griff damit heftig die Amtsinhaberin sowie die Verwaltung, im Speziellen die Kämmerei, an. Blümels Credo: Alles verkaufen, was nicht notwendig oder verpachtet ist, um wieder Geld in die geschundene Stadtkasse zu spülen.

Amtsinhaberin Sabine Danicke reagierte teilweise gereizt auf die Kritik, wurde aber nicht müde, ihre erzielten Erfolge der vergangenen Jahre immer und immer wieder hervorzuheben. Gleichzeitig will sie ihre Visionen von einem sanierten Bahnhof und dem Neubau des Stadtarchivs umsetzen. "Wer mich kennt, weiß, dass ich halte, was ich verspreche." Zwar ist die Finanzierung der Projekte mehr als unsicher, doch Danicke gibt sich optimistisch und selbstbewusst, dass sie die beiden Vorhaben, die sie aus dem Wahlkampfhut gezaubert hat, umsetzen kann.

Keine einfache Aufgabe für den einzigen Mann des Quintetts, Peter Fernitz (CDU), in die Phalanx der Powerfrauen einzubrechen. Er fordert eine Bestandsaufnahme, will Fakten auf dem Tisch haben, bevor Entscheidungen getroffen werden. Sicher ist er, dass die Bürgersteige gerade für ältere Menschen kaum begehbar sind, altersgerechte Wohnungen gebaut werden müssen. Und mit Blick auf Danickes Visionen meinte er: "Wir können auch einen Flugplatz bauen, sofern Geld vorhanden ist." Aber vorher, bitteschön, das Mehrgenerationenhaus sanieren.

Klare Worte zur Belebung der Salzwedeler Innenstadt fand Katrin Pfannenschmidt. Sie will Kundenströme analysieren, ein Einzelhandelskonzept, vor allem aber die Bürger befragen. Eigentlich sollte sie als gemeinsame und alleinige Kandidatin von SPD und CDU ins Rennen um den höchsten Job in Salzwedel gehen. Doch letztlich grätschte der "Schwarze Peter" dazwischen und meldete eigene Ansprüche an. Mit ihrem selbstbewussten Wahlslogan "Ich kann`s" hat sie die Richtung vorgegeben, die direkt auf den Rathaussessel führen soll.

Und Jennifer Zeidler? Sie, deren Chancen gewählt zu werden zwar gering sind, hat im Wahlkampf eine erfrischende Figur abgegeben. Ihr unbekümmertes "Ich-bin-jung,-ich-kann-lernen-und-ich-verspreche-nichts,-das-ich-nicht-halten-kann-Prinzip" sorgte zwar bei der einen oder anderen Veranstaltung für manches Kopfschütteln in den Reihen der Besucher, nötigte aber auch eine gehörige Portion Respekt ab.

Bürgermeisterwahl ist eine Persönlichkeitswahl

Und was bedeutet das für die Wahl am Sonntag? Drei Fachfrauen (Finanzen, Amtsinhaberin und Kommunalaufsicht) gegen einen Bewerber, dessen liebstes Hobby die Kommunalpolitik ist. Eine Frage wird sein, ob es Fernitz gelingt, seine CDU-Mitglieder und -Sympathisanten zu mobilisieren. Schließlich hatte er bei der Kommunalwahl 2014 mit mehr als 1000 Stimmen das beste Ergebnis seiner Partei eingefahren. Doch eine Bürgermeister- ist vor allem eine Persönlichkeitswahl.

Hinzu kommen der Amtsbonus von Sabine Danicke und ihr Bekanntheitsgrad. Mitbewerberin Sabine Blümel setzte voll auf die Finanzschiene, machte deutlich, dass es mit ihr keine weiteren Schulden geben soll und nur das Geld ausgegeben wird, das vorhanden ist. Katrin Pfannenschmidt ist es gelungen, sich als eine Alternative darzustellen, die im Haifischbecken Kommunalpolitik bestehen möchte.

Für Blümel und Pfannenschmidt mag in der Gunst der Wähler auch ihr Alter sprechen. Denn sicher ist, dass sowohl für Sabine Danicke nach einer zweiten als auch für Peter Fernitz nach einer ersten Amtszeit Schluss sein wird, weil sie beide die Altersgrenze erreicht haben. Indes: Einen klaren Favoriten gibt es nicht, ein zweiter Wahlgang am 8. März mit den beiden Bestplatzierten ist möglich.

Doch gleichgültig, wie sich der Souverän morgen entscheidet: Eine große Wahlbeteiligung haben alle Bewerber verdient. Und angesichts der großen Resonanz auf die ausgerichteten Podiumsdiskussionen, unter anderem der Volksstimme im Kulturhaus, ist die Hoffnung groß. Deshalb: An die Urnen, Salzwedeler!

Mit einem Wahl-Ticker ist die Volksstimme-Redaktion morgen Abend ab 18 Uhr live dabei. Zwischenstände. Stimmen und Stimmungen gibt es auf www.volksstimme.de/wahlamk15 und auf www.facebook/vs.altmark