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Schulleiterin der Jeetzeschule kritisiert Drangsalierung durch Kultusministerium und Schulamt "Wir werden massiv attackiert"

Von Alexander Walter 03.03.2015, 02:18

Mit einer Stellungnahme hat die Leitung der Jeetze-Schule auf einen Bericht der Volksstimme reagiert, demzufolge schwerwiegende Mängel den Bestand der Schule gefährden. Eine Schließung zum Schuljahr 2015/16 wird es laut Leitung nicht geben.

Salzwedel l Nichtqualifizierte Lehrer, Pannen bei der Abitur-prüfung, rechtswidrige Aufnahme von Schülern, hygienische Probleme - in einem 27-seitigen Papier hat die Landes-Schulaufsicht zahlreiche Mängel an der freien Jeetze-schule beanstandet. Das Kultusministerium drohte vergangene Woche gar mit dem Entzug staatlicher Zuschüsse.

Die Schulleitung will die Vorwürfe so nicht stehen lassen. Mit einem offenen Brief hat sich Leiterin Antje Pochte jetzt an Schüler, Eltern und Lehrer gewandt. Pochte erklärt darin, bislang keine Kenntnis vom Mängelbericht gehabt zu haben: "Wir kennen ihn bis heute nicht", schreibt sie. Allerdings habe der Trägerverein jetzt Akteneinsicht beantragt.

Geschäftsführer Berthold Schulze fügte gestern hinzu: Inzwischen wisse er, dass der Mängelbericht bereits seit etwa einem halben Jahr existiert. Für ihn sei unverständlich, warum das Land die Jeetzeschule nicht längst mit den Beanstandungen konfrontiert habe.

Definitiv keine Schließung zum nächsten Schuljahr

Dem Kultusministerium und dem Landesschulamt wirft Antje Pochte vor, die reformpädagogisch orientierte Jeetzeschule zu drangsalieren. Seit Eröffnung der Schule werde von Seiten "des Amtes" immer wieder gedroht.

"Seit April 2014 werden wir jedoch massiv vom Landesschulamt und dem Kultusministerium attackiert", schreibt sie.

Immer wieder habe es dabei auch die Drohung gegeben, der Schule die Anerkennung zu entziehen und damit die staatlichen Zuschüsse zu streichen, falls diese sich nicht auf bestimmte Forderungen einlasse. Pochte kontert: "Definitiv wird die Jeetzeschule zum nächsten Schuljahr nicht schließen."

Selbst für den "äußersten Fall", dass das Kultusministerium die staatliche Anerkennung und damit die Zuschüsse kassiert, habe man in Absprache mit einem Rechtsanwalt "gewisse Vorbereitungen getroffen", die die Schule weiter am Leben erhalten.

Schule erhält Gelegenheit zur Stellungnahme

Auf das Thema Pannen bei der Abiturprüfung geht die Schulleiterin in ihrem Schreiben gesondert ein. Dem von der Schulaufsicht beanstandeten Manko, dass bei den ersten eigenen Abiturprüfungen 2014 lediglich sechs von elf Kandidaten bestanden, setzt die Leiterin entgegen: Die Prüfungsergebnisse im Jahrgang 10 seien an der Jeetzeschule teilweise eine ganze Note besser als die anderer Schulen. Und: "Das diesjährige Abitur wird mit Sicherheit besser werden."

Um die Position der JeetzeSchule bei den Abiturprüfungen zu stärken, hat Pochte sich vergangene Woche auf einen Kooperationsvertrag mit der Freien Schule Anhalt in Köthen verständigt. Rückendeckung erhält die Schule zudem von Verbänden privater und freier Schulen. "Lassen Sie sich und lasst ihr euch nicht verunsichern", lautet das Fazit des offenen Briefes. Die Tatsache, dass die Jeetzeschule beim Wettbewerb Deutscher Schulpreis unter die besten 20 gekommen ist, spreche für sich. "Die Jury hat unsere gute pädagogische Arbeit bestätigt."

Auf der Internetseite der Einrichtung hat Pochte zahlreiche Unterstützer-Zuschriften bekommen: "Ihr seid eine tolle Schule, macht weiter so", schreibt etwa die Mutter einer Schülerin. "Warum wird diese Schule nicht einfach als Bereicherung der Schullandschaft angesehen?", fragt die Elternvertretung.

Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hatte am Donnerstag im Gespräch mit der Volksstimme gesagt, er halte die Vorwürfe gegen die Jeetzeschule für so schwerwiegend, dass er die Einrichtung zu einer Stellungnahme auffordern will. Pressesprecher Martin Hanusch teilte gestern mit, nach der Zusendung des Mängelberichts erhalte die Schule nun Gelegenheit, sich zu den Beanstandungen zu äußern. Zur Kritik der Schulleiterin äußerte sich Hanusch nicht.