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Edit Kunze war ab 1972 Fernschreiberin bei der Salzwedeler Volksstimme Als die Texte noch per Kurier ins Druckhaus fuhren

Von Alexander Walter 16.03.2015, 14:12

Salzwedel l Die Salzwedelerin Edit Kunze hat wahrlich bewegte Zeiten erlebt. 1935 kam sie mit ihren Eltern aus Rosengarten bei Frankfurt/Oder in die Hansestadt, absolvierte ihre Ausbildung in einem riesigen Kolonialwaren- und Eisenhandel - dem heutigen Gerlachspeicher. Und sie musste miterleben, wie die amerikanischen Befreier sie und ihre Familie nach dem Krieg aus dem eigenen Haus vertrieben. Doch Edit Kunze ließ sich nie entmutigen, blieb in Salzwedel und fing nach mehreren beruflichen Stationen 1972 schließlich als Fernschreiberin bei der Volksstimme an. Vor ihrem 90. Geburtstag am heutigen Montag, hat sie sich für uns erinnert. Wie war das eigentlich damals bei der Volksstimme in Salzwedel?

Wenn auch vieles anders war als heute, der Standort, war der gleiche, erzählt Edit Kunze am Sonnabend in ihrer Wohnung im Perver. "Aus meinem Büro konnte ich direkt in die Breite Straße schauen, und habe immer gesehen, wenn Ware ankam." So sei sie immer schnell vor Ort gewesen, wenn es begehrte Sachen gab, sagt sie und lacht.

Schnell zu sein, das war in der DDR nicht nur an der Ladentheke wichtig. Auch bei der Volksstimme mussten die Texte - ganz genau wie heute - termingenau im Druckhaus vorliegen. Eine echte Herausforderung in Zeiten ohne Internet und E-Mail. Damit das dennoch gelang, saßen Edit Kunze und ihre Kollegin täglich an der Schreibmaschine. "Wenn wir morgens ankamen, lagen die Manuskripte schon auf dem Tisch", erzählt Kunze. Die Zeit zum Tippen war genau festgelegt. An jedem späten Nachmittag stand pünktlich der Kurier nach Magdeburg vor der Tür. Erleichterungen gab es später zwar mit der Einführung des Fernschreibers. Dennoch war die Zeitungsarbeit auch in den späteren Jahren des Berufslebens von Edit Kunze nicht im Ansatz mit der von heute vergleichbar. Spaß hatten Kunze und ihre Kollegen trotzdem. "Zum Beispiel am 1. Mai, da sind immer die großen Umzüge an der Tribüne auf dem Rathausturmplatz vorbeigezogen", erzählt sie. Die Volksstimme liegt übrigens auch jetzt noch jeden Morgen auf dem Tisch von Edit Kunze. "Die ist Pflichtprogramm", sagt die Rentnerin. Heute, am 90. Geburtstag von Edit Kunze, wird das nicht anders sein. Die Volksstimme gratuliert und wünscht alles Gute!