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Tierschutzverein kritisiert Jagdgesetz "Da sind wir doch in der Steinzeit"

21.04.2015, 01:23

Salzwedel (aw) l Nachdem Unbekannte vor wenigen Tagen am Schwarzen Berg die vermisst gemeldete Jack-Russel-Hündin einer Familie erschossen haben (die Volksstimme berichtete), fordert der Salzwedeler Tierschutzverein eine Änderung des Jagdgesetzes. Dem Gesetz zufolge dürfen Jäger Hunde töten, wenn diese sich außerhalb des sogenannten Einwirkbereiches des Besitzers aufhalten. Eine tatsächliche Hatz auf Wild muss nicht vorliegen.

"Einen Hund abzuschießen, nur weil er herumläuft, da sind wir doch in der Steinzeit", kritisiert Christine Binder, Vorsitzende des Tierschutzvereins, die Regelung. Aus ihrer Sicht sollten stattdessen die Besitzer streunender Hunde stärker zur Verantwortung gezogen werden. Vorstellbar wäre etwa, dass Halter, deren Vierbeiner immer wieder ausbüxen, die Auflage erhalten, mit ihren Tieren zur Hundeschule zu gehen, sagte Binder.

Kreisjägermeister Hans-Ulrich Brückner vertritt eine andere Meinung. "Wenn ich einen Hund nicht kenne, der ohne Besitzer herumläuft, muss ich davon ausgehen, dass er wildert und zum Schutz des Wildes entsprechend handeln", sagte er auf Nachfrage. Das Gesetz lasse den Jägern hier keinen Spielraum. Im Übrigen halte er die jagdrechtlichen Vorschriften des Landes in ihrer aktuellen Form für "sehr gut", erklärte Brückner.

Mit dem in dieser Fassung seit 1991 gültigen Landesjagdgesetz erteilt das Land Sachsen-Anhalt seinen Jägern im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ geringe Auflagen beim Abschuss von Hunden zum Schutz des Wildes. Eine Neuregelung wurde 2010/11 nach Erörterung des Themas abgelehnt, informieret Detlef Thiel, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Laut Tierschutzbund Deutschland erlegen Jäger in jedem Jahr bundesweit mehrere tausend streunende Hunde pro Jahr.