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Städtische Kindertagesstätten können keine weiteren Kinder mehr aufnehmen / Salzwedel von Streiks wohl unberührt "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht"

Es kam einem Hilferuf gleich, was Doris Gensch, Leiterin des
Eigenbetriebs Kindertagesstätten der Hansestadt Salzwedel, da am
Dienstagabend den Mitgliedern des Betriebsausschusses erklärte. "Wir
können nicht mehr. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht", sagte sie
mit Blick auf die Kapazitäten der kommunalen Kitas.

Von Fabian Laaß 07.05.2015, 03:18

Salzwedel l Acht Krippenanträge und mindestens 20 Kindergartenanträge stehen mittlerweile auf einer Warteliste zusammengefasst. Die Hortanträge seien da noch gar nicht inbegriffen. "Wir wissen nicht mehr, wo wir die Kinder unterbringen sollen. Vielleicht würde es von den Räumlichkeiten in den Einrichtungen noch gehen, aber es fehlt an allen Ecken und Kanten an Betreuungspersonal", erklärte Doris Gensch.

Schon jetzt werden in den städtischen Kindertageseinrichtungen monatlich fasst 58 Kinder mehr betreut, als vorgesehen. Man wolle die abgelehnten Eltern zukünftig an den Kreis verweisen. Denn der Altmarkkreis müsse in die Pflicht genommen werden, ausreichend Kita-Plätze zu gewährleisten.

"Wir haben mittlerweile ein finanzielles Loch von knapp 100000 Euro, das nicht gedeckt ist", merkte die Betriebsleiterin an. Und man müsse sich spätestens ab August dieses Jahres auf neue finanzielle Belastungen durch die laufenden Tarifverhandlungen bei den Erziehern einstellen.

"Wir werden nach jetzigem Stand kaum von den Streiks betroffen sein."

Die Gewerkschaft Ver.di hatte gestern deutschlandweit zu unbefristeten Streiks in kommunalen Kindertageseinrichtungen aufgerufen. Nach fünf Runden hatten die Gewerkschaften die Tarifverhandlungen für die bundesweit 240000 Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Einrichtungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt.

Ver.di, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Beamtenbund dbb fordern eine finanzielle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe unter anderem durch eine höhere Eingruppierung. Das würde laut den Gewerkschaften eine durchschnittliche Einkommensverbesserung von zehn Prozent bedeuten. Die Arbeitgeber halten das für nicht bezahlbar. Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beläuft sich die Gesamtforderung auf 1,2 Milliarden Euro.

"Wir werden nach jetzigem Stand kaum von den Streiks betroffen sein. Einrichtungen müssen wir nicht schließen", erklärte Doris Gensch gestern auf Nachfrage der Volksstimme.

"Die Not ist anderswo scheinbar noch nicht groß genug."

Doch Kopfzerbrechen bereitet ihr noch ein anderer Punkt, der das Personal betrifft. Eigentlich hatte sich der Eigenbetrieb an einem Modellprojekt des Landes Sachsen-Anhalt zur dualen Ausbildung von Fachkräften für Kindertageseinrichtungen beteiligen wollen (Volksstimme berichtete). Das wird in diesem Jahr allerdings nichts. "Es haben sich nicht genug Träger gefunden, die sich an dem Projekt beteiligen wollen. Die Not ist anderswo scheinbar noch nicht groß genug", so Doris Gensch. Sie könne es nicht verstehen, dass andere Träger diese Chance nicht nutzen würden. "Für uns wäre das wie ein Sechser im Lotto gewesen, weil wir die Auszubildenden als halbe Vollzeitkraft hätten einplanen können. Ich hatte sogar schon Bewerbungen auf dem Tisch liegen, die ich nun absagen muss", bedauert Doris Gensch.

Probleme gebe es auch bei den Arbeiten am Hort Pedro und Janina. Dort seien zugesagte Nachbesserungen noch nicht geschehen. "Schade, dass manche Firmen nicht zu ihrem Wort stehen. Die Kinder haben es jetzt endlich mal verdient, vernünftige Bedingungen zu haben." In der Kita Max und Moritz habe hingegen der zweite Bauabschnitt begonnen. Die Arbeiten liegen im Plan.